Ingolstadt
Für Bildung, die Freude bereitet

Stadträte bringen Vereinheitlichung und Stärkung der Betreuungsangebote in den Grundschulen auf den Weg

09.07.2020 | Stand 02.12.2020, 11:00 Uhr
Volle Häuser: 4635 Kinder besuchen derzeit die 18 staatlichen Grundschulen in Ingolstadt, hier Haunwöhrer Schüler im September 2019 beim Besuch eines Bischofs aus Burundi. An den Grundschulen werden jetzt die Betreuungsangebote vereinheitlicht. −Foto: Eberl (Archiv)

Ingolstadt - Die erste Zahl ist noch leicht zu merken: Gut zwei Drittel aller Ingolstädter Grundschüler besuchen in diesem Jahr ein schulisches oder nachschulisches Betreuungsangebot, das sind 3051 Kinder (ohne die Privatschulen).

Schaut man sich jedoch an, welcher Art die Betreuungsformen sind, wird es sofort kompliziert. Das Konzept besteht aus vier Säulen: die gebundenen Ganztagsklassen (Pflichtunterricht, Förderstunden und Entspannungsphasen sind hier rhythmisiert über die Zeit von 8 bis 16 Uhr verteilt), Mittags- und Randbetreuung, Hortbetreuung und Ferienbetreuung. Jede der vier Formen wird von einer anderen Träger-Konstellation angeboten - mit jeweils eigener Finanzierung und Bezuschussung, eigenem Raumprogramm, eigenem pädagogischem Konzept und ei-gener Organisationsstruktur - das alles nebeneinander. Da muss man es erst mal schaffen, den Überblick zu behalten.

Kultur- und Schulreferent Gabriel Engert sprach am Mittwoch im Kulturausschuss von einem "Verwirrspiel für die Eltern", das ein Ende haben müsse. Deshalb strebt er die sukzessive Vereinheitlichung der Betreuung an den Grundschulen an. Das Modell, das an 50 Standorten in Bayern eingeführt wird, trägt den Titel "Kooperative Ganztagsbildung. " Auch der Jugendhilfeausschuss und der Finanzausschuss berieten am Mittwoch und Donnerstag über die Neuordnung der Betreuung.

"Kennzeichnend für das Modell ist die enge Verzahnung von Schule und Jugendhilfe sowie die gemeinsame Nutzung eines Gebäudes", vom Freistaat einheitlich nach dem Bayerisches Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz (BayKiBiG) gefördert. So beschreibt die Stadtverwaltung die angestrebte Zusammenführung der vier unterschiedlichen Betreuungsarten. Engert erläuterte im Ausschuss das für ihn Wesentliche so: "Die Quantität der Betreuung bleibt. Wir verbessern aber die Qualität. Die schwer zu organisierenden verschiedenen Formen der Betreuung werden in Kooperation mit dem Freistaat zu einem Modell zusammengefasst. Ein flexibles und rhythmisiertes Modell. " Der größte Fortschritt auf den Punkt gebracht: "Wir verbinden die Vorteile des Horts mit der Grundschule. " So trage man einem gesellschaftlichen Wandel Rechnung. "Die Kinder verbringen heute viel mehr Zeit in der Grundschule. "

Die Zahl der Ganztagsklassen steigt kontinuierlich. Insgesamt sind es in Ingolstadt derzeit 73. Der Stadtrat hat - auf Betreiben Engerts - schon vor zehn Jahren eine "bedarfsdeckende Ganztagsbetreuung" beschlossen, also lange vor dem Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder, den die Bundesregierung ab 2025 einführen will. "Wir haben dieses Angebot damals für unerlässlich gehalten", erzählte Engert, "auch wenn wir in den Schulen viel improvisieren mussten". Es sei 2010 "eine weitblickende Entscheidung des Stadtrats gewesen". Ganztagsbetreuung erleichtere den Übergang von der Kita in die Grundschule.

Adelinde Schmid, die Leiterin des Amts für Kinderbetreuung und vorschulische Bildung, hob hervor: "Die kooperative Ganztagsbildung ist eng mit der Jugendhilfe verzahnt. Beide tragen in jeder Schule gemeinsam die Verantwortung für die Kinder. " Ein großer Vorteil, sagt sie. Dem Kulturausschuss lag das Modell nur zur Kenntnisnahme vor, die Vorsitzende, Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll (CSU), ließ aber ein Stimmungsbild ermitteln: alle dafür. Das Konzept der Kooperativen Ganztagsbildung "entspricht dem Wandel, der sich in der Gesellschaft schon vollzogen hat", sagte Agnes Krumwiede (Grüne). Sie fragte nach der Kooperation der Schulen mit der städtischen Sing- und Musikschule (wird fortgesetzt) und dem Personal für die künftige Ganztagsbetreuung. Antwort Engert: Die Weiterqualifizierung zur Erzieherin sei eine angestrebte Option, es werde außerdem Neueinstellungen geben.

DK