Fünf Mal das Zimmer putzen

08.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:40 Uhr

Urkunden schreiben und siegeln durften Kinder im Marktmuseum in Gaimersheim. Schenkungen und Tauschgeschäfte waren sehr gefragt. - Foto: Reiss

Gaimersheim (par) Ihre eigenen Urkunden schreiben und siegeln durften Kinder, die im Rahmen des Ferienpasses das Marktmuseum in Gaimersheim besuchten. Unter Anleitung von Franz Wagner, Vorsitzender des Vereins des Marktmuseums, Waltraud Grad und Karin Wagner schauten sie sich zunächst Urkunden im Museum an.

Die jungen Teilnehmer lernten, dass Urkunden früher nicht zur Auszeichnung einer Leistung ausgestellt wurden, wie etwa heute die Siegerurkunden für sportliche Erfolge. Vielmehr waren Urkunden Belege von wichtigen Rechtsgeschäften, also Verträge über Schenkungen, Tauschvorgänge und Erbangelegenheiten oder Gesetzestexte über bestimmte Rechte, wie etwa das Marktrecht von Gaimersheim. Urkunden wurden von Schreibern ausgestellt. Im Mittelalter waren dies in der Regel Mönche in Klöstern. Ursprünglich war eine angespitzte Gänsekielfeder das gebräuchliche Schreibgerät, später auch Metallfedern in Federhaltern. Tinte wurde aus Galläpfeln, Ruß und anderen Naturmaterialien hergestellt.

Nach diesem Theorieteil ging es zur Praxis. Die Kinder entwarfen zunächst einen eigenen Urkundentext über ein einfaches Rechtsgeschäft. So bot Sabine, Freifräulein zu Gaimersheim, ihrer hochwohlgeborenen Mutter an, fünf Mal ihr Zimmer zu putzen, wenn sie dafür einen dritten eigenen Hasen erhält. Gräfin Emily schenkte ihrer Königsfreundin einen Radiergummi. Die Edle Milena zu Gaimersheim tauschte mit ihrer Schwester Manja ihre Katze gegen ein Kaninchen.

Mit Federhalter und Tusche wurde zuerst auf Papier geübt. Danach wurde der Text auf Pergament übertragen, die Anfangsbuchstaben der Urkunden mit farbiger Tinte verziert. Nach dem Schreiben wurden die Urkunden gesiegelt. Weil echtes Siegelwachs bleihaltig und ungesund ist, schmolzen die Kinder rotes Kerzenwachs und träufelten es auf die Urkunden. Neben einem "Museumssiegel" verwendeten sie als persönliches Siegel den eigenen Daumenabdruck. Zum Schluss nahmen alle ihre Urkunde stolz mit nach Hause.