Fünf Fragen an: Eva Grunwald (Deutsche Bank) - "Vielerorts bleiben deutsche Wohnimmobilien erschwinglich"

28.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:01 Uhr

Eva Grunwald, Leitung Produktmanagement Baufinanzierung Deutschland, im Gespräch mit biallo.de über Zinsentwicklung und Tipps für Bauherren:

Eva Grunwald, Leitung Produktmanagement Baufinanzierung Deutschland, im Gespräch mit biallo.de über Zinsentwicklung und Tipps für Bauherren:

Biallo.de: Frau Grunwald, der Boom beim Bauen ist ja scheinbar endlos - kommen Ihre Berater eigentlich mit der Bearbeitung von Baufinanzierungs-Anfragen noch nach?

Eva Grunwald: Wir freuen uns weiterhin über die hohe Anzahl an Baufinanzierungsanfragen -  und mit unserer Aufstellung durch Spezialberater Baufinanzierung mit Kreditkompetenz direkt vor Ort in den Filialen sind wir gerade für diese Boomzeiten gut aufgestellt.

Biallo.de: Werden die sehr günstigen Zinsen für die Baufinanzierung noch das ganze Jahr so anhalten? Oder ist eine Wende in Sicht?

Eva Grunwald: Die Leitzinssenkung der EZB im November auf 0,25 Prozent wirkt dem Anstieg der Bauzinsen weiterhin entgegen. Im historischen Vergleich dürfte Baugeld damit auch 2014 noch günstig bleiben. Unsere Volkswirte erwarten bis auf weiteres bei Zinsen eine Seitwärtsbewegung mit kleineren Ausschlägen nach oben und unten.

Biallo.de: Viele Menschen fliehen derzeit in sogenanntes Betongold, weil verzinste Wertpapiere so wenig Rendite bieten. Droht deswegen eine Immobilienblase - zumindest dort, wo die Kaufpreise 2013 zweistellig gestiegen sind?

Eva Grunwald: Auch wenn Deutschland im internationalen Vergleich in den letzten Jahren eher einen moderaten Preisanstieg bei Immobilien verzeichnen konnte, haben die Preise in jüngerer Zeit durchaus angezogen. Die höheren Preise am deutschen Immobilienmarkt werden aber durch historisch niedrige Bauzinsen und steigende Einkommen ausgeglichen ? vielerorts bleiben deutsche Wohnimmobilien damit erschwinglich. Kapitalanleger profitieren mit deutschen Wohnimmobilien von stabilen Mietrenditen von durchschnittlich 4,0 Prozent. Ich erwarte, dass die Immobilienpreise weiter steigen, ohne dass es zu einer Blasenbildung kommt.

Biallo.de: Viele Investoren wollen jetzt unbedingt ganz schnell eine Immobilie finanzieren - welche Fehler sollten sie dabei auf keinem Fall machen?

Eva Grunwald: Nach wie vor sind in den besonders stark nachgefragten Metropol-Regionen gute Mietrenditen zu erzielen. Investoren sollten sich dabei jedoch nicht nur von Top-Lagen leiten lassen. Neben den Metropolen bieten sich aus meiner Sicht in vielen Nebenlagen und kleineren Städten attraktive Anlagechancen. Interessant sind beispielsweise demografiebedingt umgebaute Wohnungen, welche auf eine alternde Bevölkerung zugeschnitten sind, sowie Objekte in einigen Universitätsstädten. Diese werden zur Zeit von einer Sonderkonjunktur begünstigt, da wegen Doppelabiturjahrgänge und Wehrreform viele junge Leute ein Studium beginnen.

Biallo.de: Wie lange würden Sie im Moment ein Annuitätendarlehen abschließen? Zehn Jahre, 15 - oder gar 20?

Eva Grunwald: Wichtig ist immer, dass der Kredit zum Bedarf des Kunden passt und nachhaltig finanzierbar ist. Die Wahl der Laufzeit hängt wesentlich von der individuellen Situation und den Präferenzen des Kunden ab. Für Immobilienkäufer, denen vor allem der Sicherheitsaspekt wichtig ist und die über ein stabiles Einkommen verfügen, empfiehlt sich eine längerfristige Zinsbindung von 15 und gar 20 Jahren kombiniert mit einer höheren Tilgungsrate. Für Käufer, die innerhalb eines bestimmten Zeitraumes eine größere Summe erwarten - beispielsweise in fünf Jahren aus einer fälligen Lebensversicherung -, kann eine darauf abgestimmte Zinsbindungsfrist sinnvoll sein.
Da mittel- bis längerfristig steigende Zinsen nicht ausgeschlossen werden können, sollten Baufinanzierungskunden jedoch darüber nachdenken, in der aktuellen Niedrigzinsphase eine möglichst lange Zinsbindung zu wählen und die Zinskostenersparnis für eine höhere Tilgung zu nutzen. Unabhängig davon, empfehlen wir nach wie vor eine Finanzierung mit einer Eigenkapitalquote von mindestens 20 Prozent.

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