Eichstätt
Fünf Formulare für einen Besuch

Zwischenbilanz: Das Hygienekonzept im Altenheim Heilig-Geist-Spital funktioniert

07.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:13 Uhr
Altenheimbesuch in Coronazeiten: Das Hygienekonzept im Heilig-Geist-Spital funktioniert. Für dieses Foto schlüpft Heimleiter Sebastian Gabler in die Rolle des Besuchers (links) , Hauswirtschaftsleiterin Ulrika Adlkofer (rechts) spielt eine Bewohnerin. Eine Fachkraft - hier Ida Bohle (Mitte) - ist stets dabei und achtet darauf, dass alles Regeln eingehalten werden. −Foto: Rehm

Eichstätt - "Mal kurz" vorbeischauen auf einen spontanen Besuch - das wird in den nächsten Wochen und Monaten weiterhin nicht möglich sein: Die Covid-19-Pandemie hat den Alltag und das Leben im Eichstätter Altenheim Heilig-Geist-Spital gehörig durcheinandergewirbelt.

 

Aber immerhin dürfen die Bewohnerinnen und Bewohner inzwischen überhaupt wieder besucht werden - wenn auch unter strengen Auflagen. Nach vier Wochen mit den neuen Besuchsregeln zieht der Leiter der Einrichtung, Sebastian Gabler, eine positive Zwischenbilanz: Das Hygienekonzept geht auf.

In dem Geheft sind Anmeldung und Ablauf von Besuchen bis ins kleinste Detail geregelt. Zwischen 9 und 11 sowie 14 bis 17 Uhr sind Besuche möglich - exakt nach vorheriger Anmeldung getaktet. Fünf Formulare bekommen die Gäste dazu an die Hand. Angefangen von "F 4.8. Antrag auf Hausbesuch während der Corona-Pandemie" über Verhaltensregeln bis hin einer Einweisung zum Umgang mit der Personenschutzausrüstung. Denn in der eigens eingerichteten Besucherschleuse - der Zutritt durch den Haupteingang ist ebenfalls tabu - müssen sich die Gäste nicht nur desinfizieren. Sie müssen sich zudem Schutzkittel, Maske und Handschuhe überziehen, bevor sie zu ihrem Besucherplatz begleitet werden. Das Spital hat dafür den Speisesaal umgebaut und bei schönem Wetter ein Besucherareal im Garten eingerichtet. Auf den speziell dafür ausgestatteten Plätzen können sich Bewohner und Gast dann vor Infektionen geschützt mit ausreichendem Abstand und im Beisein einer Fachkraft eine Stunde lang sehen und sprechen.

Im Durchschnitt sind derzeit täglich fünf bis zehn Besucher im Haus. "Das läuft gut", sagt Gabler - angesichts der Umstände, die diese ganzen Vorsichtsmaßnahmen inklusive Mund-Nasen-Maske mit sich bringen. Denn natürlich ist Gabler auch klar, dass es für die Besucher und vor allem für die Bewohner noch besser wäre, sich persönlicher in den Zimmern begegnen zu können, sich auch zu berühren und in den Arm nehmen zu können, Solche Ausnahmen wären aber nur nur in besonders begründeten Einzelfällen, etwa in der akuten Sterbephase oder wenn es der Gesundheits- oder Gemütszustand des Bewohners zwingend erforderlich machen, möglich.

Darüber befindet dann im jeweiligen Einzelfall die Hygienekommission in einer ethischen Fallbesprechung zusammen mit dem zuständigen Arzt. "Das ist aber leider wirklich nur sehr selten möglich", sagt Gabler. Bisher wurden nur drei Ausnahmen gemacht.

Denn oberstes Gebot für Bewohner und Personal ist und bleibt nun einmal die Vermeidung von Infektionen in der Altenheim. Alle sind sich bewusst, dass eine Covid-19-Infektion für viele der Bewohner tödlich enden könnte.

Bisher wurde das Spital von Corona komplett verschont. "Da ist allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein großes Kompliment zu machen", sagt Gabler. Die Kolleginnen und Kollegen hätten in den vergangenen Wochen enorme Strapazen auf sich genommen, bis vor kurzem wurde in zwei Zwölf-Stunden-Schichten gefahren, eine dritte Schicht blieb in Reserve, um im Verdachtsfall sofort übernehmen zu können.

Inzwischen hat das Altenheim wieder auf den normalen Dreischichtbetrieb umgestellt und sich auf die Corona-Maßnahmen eigentlich ganz gut eingerichtet: "So wie wir jetzt ,fahren', können wir das monatelang durchziehen. Aber man muss schon sagen, dass die Belastung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach wie vor sehr hoch ist", sagt Gabler.

Der 34-Jährige weiß, wovon er spricht. Er hatte 2006 im Spital gelernt, war seit 2015 hier Pflegedienstleiter und hat nun im April die Leitung des Spitals und seiner 134 Mitarbeiter - davon 86 in der Pflege - übernommen.

Inzwischen ist auch der Aufnahmestopp für neue Bewohner wieder außer Kraft gesetzt. Unter ebenfalls strengen Auflagen werden in diesen Tagen nun auch wieder alle 109 Plätze - davon elf für Rüstige, die meisten für Pflegebedürftige - wieder besetzt. "Die Nachfrage ist riesig, die die Warteliste ist ziemlich lang". Gut 100 Personen stünden darauf, die Hälfte davon bräuchte tatsächlich ernsthaft und zügig einen Pflegeplatz.

Denn die Alltagsprobleme der Pflegethematik sind ja wegen Corona nicht verschwunden: Es gibt zu wenig Pflegeplätze, das Personal ist am Limit und das Geld ist knapp, auch wenn der Freistaat zugesagt hat, die wegen der Corona-Pandemie entstandenen beachtlichen Mehrausgaben zu übernehmen.

Die Zukunft des Spitals sieht deshalb ebenso wie Gabler auch Stadtkämmerer Herbert Rehm als Geschäftsführer der Spitalstiftung in einer Umgestaltung als reines vollstationäres Pflegeheim mit einem Angebot für betreutes Wohnen. Das Vorhaben war bekanntlich mehrmals Thema im Stadtrat, ist aber noch nicht realisiert worden - andere städtische Vorhaben hatten bisher eine höhere Priorität. Und das ist nun angesichts der Corona-Pandemie in diesen Tagen ein Glücksfall. Denn im Altmühlbau, der ja eigentlich schon abgerissen sein sollte, hat das Spital jetzt eine vorsorgliche Infektionsstation eingerichtet, um sofort reagieren zu können, wenn es einen Covid-19-Verdachtsfall oder die zweite Corona-Welle geben sollte.

EK