Ingolstadt
Fünf Beispiele aus unserer Region

25.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:11 Uhr

Ingolstadt (DK) Fünf Fälle, in deren Zusammenhang gestern insgesamt sieben Verkehrsteilnehmer für ihr vorbildliches Verhalten als „Kavaliere der Straße“ ausgezeichnet wurden, ereigneten sich im Verbreitungsgebiet des DONAUKURIER und seiner Heimatzeitungen. Im Folgenden die einzelnen Ereignisse:

Carmen Pickl aus Beilngries ist einer jener typischen Fälle eines „Kavaliers der Straße“, die kein großes Aufheben um ihre Person und das, was sie geleistet haben, machen möchte. „Weil die Hilfe für einen Menschen in Not“, wie sie sagt, für sie „etwas Selbstverständliches ist“. Carmen Pickl war zu einem Unfall gekommen und half zunächst einem jungen Mann, aus dem Auto auszusteigen. Da er im Prinzip – abgesehen vom psychischen Ausnahmezustand – unverletzt war, fuhr Carmen Pickl den jungen Mann selbst nach Eichstätt ins Krankenhaus. Dort wartete sie mit ihm fast eine Stunde, bis er untersucht wurde. Sie überließ ihm ihr Handy, damit er seinen Arbeitgeber anrufen konnte. „Auch wenn es für Frau Carmen Pickl ganz selbstverständlich war“, wie die Mutter des jungen Mannes schreibt, „sind wir ihr mehr als dankbar für ihren Mut und ihre Zeit. Denn selbst wenn mein Sohn schon 19 ist, in dieser Situation war es gut, dass er nicht alleingelassen wurde, da es länger dauerte bis wir – seine Eltern – das Krankenhaus erreichten.“

Werner Strobel aus Rain am Lech hat nicht weggeschaut, sondern geholfen. Nach diesem Prinzip handelte er, als er zu einem Unfall kam, in den eine Pkw-Fahrerin unverschuldet verwickelt war. „Er ist nicht einfach weitergefahren, wie es leider viele Verkehrsteilnehmer machen“, schreibt die betroffene Autofahrerin. Im Gegenteil, Werner Strobel ist an der Unfallstelle geblieben und war sofort bereit, zu helfen. Als Erstes sicherte er die Unfallstelle und verständigte als Nächstes die Polizei. Er blieb an der Unfallstelle und stand der Frau sofort freiwillig als Zeuge des Unfalls zur Seite. Eine große Hilfe war Werner Strobel vor allem auch, weil er sich in dieser Situation besonders um die Kinder der Frau kümmerte und sie in der ganzen Aufregung beruhigte. Damit aber längst nicht genug. Werner Strobel stellte seine eigenen Angelegenheiten zurück und fuhr die Frau und ihre Kinder schließlich auch noch 40 Kilometer weit nach Hause. „Er hat somit drei Stunden seiner Freizeit geopfert“, schreibt die Betroffene, „und das, obwohl wir uns vorher überhaupt nicht kannten.“

Manfred Regenhardt aus Königmoos-Untermaxfeld ist Fahrlehrer und Helmut Fischer aus Nandlstadt Führerscheinprüfer. Bei einer Prüfungsfahrt mit einer Fahrschülerin wurden sie unmittelbare Zeugen eines schweren Verkehrsunfalls auf der Bundesstraße 300, bei dem eine Pkw-Fahrerin nach dem Zusammenstoß mit einem Sattelzug und einem Klein-Lkw in ihrem Fahrzeug eingeklemmt und schwer verletzt worden war. Der Fahrer des Sattelzugs, der den Unfall verursacht hatte, setzte seine Fahrt fort, ohne anzuhalten und sich um die Verletzte zu kümmern. Manfred Regenhardt und Helmut Fischer fuhren dem Flüchtenden hinterher, hielten ihn an und bewegten ihn zur Umkehr. „Ohne die Mithilfe von Herrn Regenhardt und Herrn Fischer“, schreibt das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord, „wäre die Ermittlung des Unfallverursachers nahezu unmöglich gewesen“.

Maximilian und Helga Mühlbauer aus Rohrbach waren zur Stelle, als die Motorradtour, zu der ein Ehepaar aus Pörnbach im Landkreis Pfaffenhofen und ihr Sohn ins Altmühltal aufgebrochen waren, schneller zu Ende war als gedacht. Bereits in Dollnstein war Schluss. Nachdem das Hinterrad der Harley des Sohnes blockierte, musste ein Abschleppdienst her. In dieser Ausnahmesituation riefen sie Helga Mühlbauer an, die im familieneigenen Unternehmen beschäftigt ist. Doch anstatt den Kontakt zum Abschleppdienst herzustellen, ergriff Helga Mühlbauer gemeinsam mit ihrem Ehemann Maximilian sofort selbst die Initiative. Sie hängten einen Anhänger an ihr Auto, luden gekühlte Getränke ein und waren etwa eine Stunde später am 70 Kilometer entfernten Ort der Panne. Mit vereinten Kräften wurde das Motorrad verladen. Da die Werkstatt, in der das Motorrad des Sohnes repariert werden sollte, sich in Reisbach bei Dingolfing befindet, transportierte das Ehepaar Mühlbauer es noch 170 Kilometer weit dorthin und brachte den Sohn anschließend nach Hause. Dafür sagten die beiden auch noch eine Einladung ab.

Theresia Kühr aus Gaimersheim (Kreis Eichstätt) „hat besonnen und höchst vorbildlich gehandelt“. So heißt es in einem Brief, den der Landrat des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen, Roland Weigert, an den Vergabeausschuss des DONAUKURIER geschrieben hat. Er schildert darin folgendes Geschehen: Fünf junge Menschen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren waren gerade auf dem Nachhauseweg von einer Diskothek in Pöttmes, als ein folgenschwerer Unfall passierte. Der Fahrer des Pkw kam auf die linke Fahrbahnseite. Dabei überfuhr er zuerst eine Verkehrsinsel, danach stieß das Auto mit der rechten Fahrzeugfront gegen die Erhöhung des Innenkreisels. Der Pkw überschlug sich und touchierte dabei ein Stahlmonument, welches sich auf dem Kreisverkehr befindet, und kam schließlich auf dem Dach liegend zum Stillstand. Theresia Kühr erreichte als Erste den Unfallort. Ein schwer verletzter Mann lag auf dem Kreisverkehr. Drei weitere Beteiligte befanden sich bereits außerhalb des Fahrzeugs, mit leichteren Verletzungen. Theresia Kühr legte einer Frau einen Verband an, setzte einen Notruf ab und kümmerte sich bis zum Eintreffen der Rettungskräfte um eine im Auto eingeklemmte und schwer verletzte Fahrzeuginsassin. Zweimal schlugen Versuche, weitere Augenzeugen zur Unterstützung hinzuzuziehen fehl, weil diese Verkehrsteilnehmer einfach weiterfuhren, ohne zu stoppen.