Lay
Führung zu altem Gräberfeld in Lay

Kreisheimatpflegerin Eva Schultheiß und Heimatkundlerin Paula Waffler erklären den Aufbau und Bestattungsriten

05.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:36 Uhr
Paula Waffler informiert an der Schautafel über das Gräberfeld Lay-Espan. −Foto: Schultheiß

Lay (evs) Zur ersten Führung im Rahmen des heurigen heimatkundlichen Jahresthemas fanden sich 30 Interessierte in der Ortsmitte des Hilpoltsteiner Ortsteils Lay ein.

Kreisheimatpflegerin Eva Schultheiß informierte zu Beginn über die kleine Kirche mit ihrer in der Region seltenen Patronin, der heiligen Thekla. Die Schülerin des Apostels Paulus wurde von der Familie verstoßen, weil sie jungfräulich leben wollte und wurde als Christin denunziert. Sie wurde wilden Tieren vorgeworfen, aber wundersam gerettet. Nach dem Tod des heiligen Paulus lebte sie als Eremitin in einer Höhle, wo nach ihrem Tod ein Wallfahrtsort entstand.

Eva Schultheiß stellte dann die Heimatkundlerin Paula Waffler vor, mit der zusammen sie Material über das Gräberfeld zusammengetragen hat. Nicht einmal einen Kilometer entfernt liegt das Gräberfeld mit mehr als 30 Gräbern auf einer Wiese und im Wald direkt an der Autobahn. Darauf aufmerksam gemacht, entdeckten die Teilnehmer an der Führung die verflachten, mit Gras bewachsenen Hügel östlich der A9 in der Flur "Espan".

Eva Schultheiß verteilte eine Geländereliefkarte, auf der man die Grabhügel und ihre Verteilung gut erkennen konnte. Mit Hilfe moderner Prospektionen wie Befliegen mit Scannen der Landschaft und leistungsfähiger Rechner entstehen solche Karten. Sie ermöglichen Wissenszuwachs, ohne dass das Bodendenkmal bei Ausgrabungen zerstört werden muss, erläuterte die Heimatpflegerin.

An der Schautafel über das Gräberfeld informierte Paula Waffler anhand zahlreicher Grafiken über die einstigen Bestattungssitten. Hier im Gräberfeld gebe es sowohl Brand- als auch Körperbestattungen. Belegt wurde es von der späten Bronzezeit (12. Jahrhundert vor Christus) an und in der Hallstattzeit (8. bis 6. Jahrhundert vor Christus). Die zum Friedhof gehörende Siedlung konnte noch nicht entdeckt werden, vorgeschichtliche Fundstellen allerdings gibt es im Umkreis zahlreiche, so Waffler. Auch wurden Grabhügel immer wieder für Nachbestattungen verwendet.

Dann ging es auf dem Fuß- und Radweg unter der Autobahn und ICE-Strecke hindurch zum Wäldchen "Lohe", in dem sich das Grabhügelfeld fortsetzt. Durch Autobahn und ICE-Trasse gingen eine ganze Reihe von Grabhügeln verloren, waren aber teilweise untersucht worden. Der größte Hügel im Wald wurde schon vom Waldrand aus entdeckt. Aufgrund eines unbefugten Eingriffs, einer Raubgrabung, wurde der Hügel 1975 amtlich nachuntersucht. Trotz der Zerstörungen konnte die Belegungsgeschichte noch rekonstruiert werden. Angelegt wurde es in der späten Bronzezeit für ein Körpergrab und mehrere Brandgräber.

In der älteren Hallstattzeit (um 700 vor Christus) bestattete man man den Körper eines Verstorbenen mit einem umfangreichen Geschirrsatz. Einige Generationen später kappte man die Kuppe des Hügels und errichtete eine hölzerne Grabkammer. Darin bestattete man einen Mann neben einem vierrädrigen Wagen und weitere Beigaben wie eine großen Bronzeschüssel, Bronze-Fibeln, Rasiermesser aus Eisen, großes Eisenmesser und eine Keramikschale.

"Aufgrund der hochwertigen Grabausstattung muss er einer Elite angehört haben", sagte Paula Waffler. Sie und Eva Schultheiß zeigten zahlreiche Fotos und Zeichnungen der Funde. "Die Räder des Wagens standen noch senkrecht im Hügel", so Schultheiß, "daher konnte man Naben- und Radabstand genau messen. " Aufgrund ähnlicher Funde und Befunde einer Grabung bei Sulzbach-Rosenberg baute die Naturhistorische Gesellschaft (NHG) Nürnberg einen vergleichbaren Wagen für ihre Ausstellung in der Norishalle nach, ergänzte Waffler und zeigte ein Foto davon.

Eva Schultheiß bedankte sich bei Paula Waffler für ihr Engagement und lud zur nächsten Themenjahrveranstaltung ein: Eine Exkursion zu verschlossenen Dorfkirchen mit historischen Friedhöfen am Sonntag, 15. April. Start ist um 14 Uhr an der Kirche St. Anna in Mettendorf.