Hohenwart
Frühstück für alle

Regens Wagner: Behinderte und nicht behinderte Menschen begründen ein gemeinsames Buffet

06.04.2016 | Stand 02.12.2020, 20:00 Uhr

Stolz auf das leckere Buffet: Bistrowirtin Hülya Aktas (von links) serviert gemeinsam mit Dennis Mende, Patricia Oberhauser und Sabine Lautner, Ausbildungsleitung bei Regens Wagner, nicht nur Obst, sondern auch Semmeln und Kuchen. - Foto: Schneider

Hohenwart (SZ) In Hohenwart gibt es ab sofort an jedem ersten Mittwoch im Monat ein inklusives Frühstücksbuffet. Dabei servieren Menschen mit Behinderung oder Förderbedarf von Regens Wagner Hohenwart gemeinsam mit Bedienungen des Bistros Eurasia. Eingeladen sind sowohl Behinderte als auch Nichtbehinderte.

Die Idee für die Kooperation hatte Hülya Aktas, Betreiberin des Bistros. Ganz aufgeregt steht sie an dem Morgen, an dem der Frühstückstreff Premiere hat, in der Eingangstür. "Herzlich willkommen", begrüßt sie zwei Frauen und strahlt dabei über beide Ohren. "Wir hätten wohl reservieren sollen", sagt eine der beiden Besucherinnen. Tatsächlich ist das Café schon um 9 Uhr proppenvoll - die ersten Gäste sind schon eine halbe Stunde früher da gewesen. Bedienungen in grünen T-Shirts bringen Kaffee an die Tische, dazwischen balancieren die Gäste ihre vollgepackten Teller. Auf dem langen Buffettisch reihen sich bunte Obstplatten, Körbe mit Brot und Brezen, Kuchenteller und Müslispender aneinander.

"Es ist manchmal schwierig, den Überblick zu behalten", sagt Anne Hafner. Die 19-Jährige aus Königsmoos macht bei Regens Wagner eine Ausbildung zur Fachpraktikerin Hauswirtschaft. Jetzt versucht sie, alle Tische im Blick zu haben - ihr erster Einsatz als Kellnerin. "Ich beiß mich schon durch", sagt sie lächelnd. Allzu schwierig sei die Arbeit nicht, sagt ihre Kollegin Patricia Oberhauser. Die 20-jährige Gachenbacherin ist damit beschäftigt, Kaffee zu kochen und Geschirr abzuräumen. "Für mich ist das Wichtigste, dass die Gäste glücklich sind", sagt sie.

Für die jungen Damen aus dem Hauswirtschaftskurs zählt das Projekt als Praktikum. Zwei weitere Männer, die aus Schrobenhausen dabei sind, werden normal entlohnt. Darunter ist auch der Autist Dennis Mende, über den der BR diese Woche eine Dokumentation gezeigt hat. Der 23-Jährige balanciert vier Tassen auf einmal quer durchs Bistro und hat dabei sichtlich Spaß.

Zur Eröffnung des Frühstückstreffs schaut auch Bürgermeister Manfred Russer vorbei und lobt das Projekt als "Mordspfundsidee". Auch Willi Käser, Leiter von Regens Wagner Hohenwart, ist begeistert: "Das ist gelebte Inklusion."

Für die beiden Herren bleibt allerdings nur ein Tisch auf der mit Luftballons geschmückten Terrasse. Auch die beiden Frauen am Nachbartisch haben nur noch draußen einen Platz gefunden. Begeistert sind sie trotzdem. "Ich freue mich total, dass so viel Betrieb ist", sagt Elke Berlitz. Die Schrobenhausenerin fand die Idee, ein inklusives Frühstücksbuffet anzubieten, so toll, dass sie ihre Freundin Bernadette Peter an diesem Morgen auf einen Überraschungsausflug nach Hohenwart entführt hat. "Das ist mit sehr viel Herz und Liebe gemacht", findet diese.

Die Tische sind mit Blümchen geschmückt, das Buffet appetitlich dekoriert. "Frühling und Garten" lautet das heutige Motto. In den nächsten Monaten dekorieren die Mitarbeiter den Treff dann immer zu einem neuen Thema. Am 4. Mai geht es um den Muttertag, am 1. Juni um Sport und Fitness. Später folgen Buffets zum Schulanfang, zum Gruseln und zur Adventszeit.

Der Flyer, der diese Termine ankündigt, sei bewusst in Leichter Sprache verfasst, erklärt, Helmut Hirner, der das Projekt für Regens Wagner organisiert hat. "Es geht darum, die Gesellschaft zu sensibilisieren", erklärt er. "Man soll erleben, dass Menschen mit Behinderung einen guten Beitrag zur Gesellschaft leisten können."

Aber auch die Jugendlichen profitieren von der Möglichkeit, in einem praktischen Umfeld erste Arbeitserfahrungen zu sammeln. Sie decken den Tisch, richten die Speisen an, servieren und kassieren die Gäste ab. Geübt habe sie das mit den Servicekräften von Regens Wagner nicht, sagt Wirtin Hülya Aktas. Stattdessen lernen die jungen Menschen direkt bei ihrem ersten Einsatz - gemeinsam mit zwei Kellnerinnen, die auch an anderen Tagen in dem Bistro im Einsatz sind.

"Alles klappt", urteilt die Wirtin. Sie will mit dem Projekt den behinderten Menschen, die oft in ihr Bistro kommen, etwas zurückgeben - auch die Möglichkeit, selbst im Service Erfahrungen zu sammeln. Über die Unkosten hinaus spendet sie ihre Einnahmen beim Frühstückstreff an Regens Wagner.

Der nächste Frühstückstreff findet am Mittwoch, 4. Mai, von 9 bis 11 Uhr im Bistro Eurasia in Hohenwart statt. Das Buffet kostet 7,90 Euro.