Nürnberg
Frühling am Arbeitsmarkt

Erwerbslosenzahl sinkt auf gut 2,76 Millionen Anstieg in der Region Ingolstadt

01.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:34 Uhr

Nürnberg/Ingolstadt (DK) Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist zum Winterausklang auf ein historisches Tief gesunken. Mit 2,762 Millionen verzeichnete die Bundesagentur die geringste Februararbeitslosigkeit seit 26 Jahren. Im Raum Ingolstadt nahm die Zahl der Jobsucher hingegen zu.

Bundesweit zählte die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg im zurückliegenden Monat 15 000 Erwerbslose weniger als im Januar und 149 000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote blieb aktuell unverändert bei 6,3 Prozent, wie die BA gestern mitteilte. In den vergangenen drei Jahren war die Zahl der Erwerbslosen im Februar im Schnitt nur etwa halb so stark zurückgegangen.

"Die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist weiter positiv", sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. Die Zahl der Arbeitslosen habe sich verringert, die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung liege deutlich über dem Vorjahreswert, und auch die Nachfrage der Betriebe nach neuen Beschäftigten bleibe auf hohem Niveau, betonte Weise in seiner letzten Pressekonferenz vor dem Wechsel in den Ruhestand Ende März. Seine Nachfolge tritt zum 1. April Detlef Scheele an.

Rechnet man auch jene Jobsucher hinzu, die derzeit Aus- und Fortbildung absolvierten, waren im Februar allerdings 3,762 Millionen ohne Arbeit - rund 50 000 mehr als vor einem Jahr. Weise führt die starke Zunahme vor allem auf die wachsende Zahl von Flüchtlingen zurück, die derzeit in Integrations- und beruflichen Vorbereitungskursen für den Arbeitsmarkt fit gemacht werden. Da ihnen in dieser Zeit kein Job vermittelt werden kann, gelten sie nicht als arbeitslos.

In der Region Ingolstadt ist es hingegen noch nichts mit Frühlingserwachen am Arbeitsmarkt. Die Zahl der Erwerbslosen nahm im Februar im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat um 658 auf 7169 Menschen zu, wie der Chef der regionalen Arbeitsagentur, Manfred Jäger, berichtete. Dem stüná †den aktuell knapp 3800 offene Stellen gegenüber. Die Ará †beitslosenquote stieg von 2,4 auf 2,6 Prozent. Auch im ansonsten weiter hervorragend dastehenden Landkreis Eichstätt legte die Erwerbslosenzahl zu - um 191 auf 1335. Die Arbeitslosenquote lag mit 1,8 Prozent ebenfalls höher als im Vorjahresmonat (1,6 Prozent). In Bayern insgesamt sank die Zahl der Jobsucher im Jahresvergleich um 15 000 auf zuletzt rund 273 000. Die Arbeitslosenquote blieb im Freistaat stabil bei 3,8 Prozent.

BA-Vorstand Scheele zeigte sich derweil zufrieden mit der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Nach seinen Angaben haben derzeit 131 000 Männer und Frauen aus den nichteuropäischen Asylherkunftsländern einen sozialversicherungspflichtigen Job. Das seien 42 000 mehr als vor einem Jahr.

Nach den BA-Zahlen klafft aber weiter eine große Lücke zwischen den offiziell registrierten Arbeitslosen und den sogenannten arbeitssuchenden Flüchtlingen: Arbeitssuchend waren danach 455 000, arbeitslos gemeldet aber nur 178 000. Die Differenz erkläre sich mit der großen Zahl von Flüchtlingen, die derzeit noch an Fördermaßnahmen teilnähmen, erinnerte die BA.

Unterdessen scheint es auf dem Arbeitsmarkt noch besser zu laufen, als Beschäftigungszahlen in den vergangenen Monaten hatten annehmen lassen. Gestern überraschte die BA mit der Nachricht, die vermeintliche Abkühlung sei nur auf einen "Verarbeitungsfehler bei den Beschäftigungsmeldungen" 2015 zurückzuführen. Tatsächlich liege das Wachstum bei den sozialversicherungspflichtigen Stellen in der zweiten Jahreshälfte ähnlich hoch wie im Jahr 2015, betonte eine BA-Statistik-Expertin. Nach der korrigierten Beschäftigungsstatistik gab es zuletzt im Dezember 31,88 Millionen sozialversicherungspflichtige Beschäftigte; dies seien 735 000 mehr als vor einem Jahr.

Scheele kündigte an, nicht jeden arbeitsmarktpolitischen Vorschlag im anstehenden Bundestagswahlkampf kommentieren zu wollen. Die Bundesagentur werde sich erst einschalten, wenn es bei Koalitionsverhandlungen um konkrete Vorschläge gehe. "Wir springen nicht über jedes Stöckchen, das uns hingehalten wird", sagte Scheele. Dem Vorstand der Nürnberger Bundesbehörde gehört der frühere Hamburger Arbeits- und Sozialsenator seit Oktober 2015 an.