Ingolstadt/Nürnberg
Frühling am Arbeitsmarkt

Zahl der Erwerbslosen sinkt im März auf tiefsten Stand seit 28 Jahren - Bestwerte in der Region Ingolstadt

29.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:19 Uhr
Ein Arbeiter pflanzt Blumen auf dem Gelände der Bundesgartenschau in Heilbronn vier Wochen vor der Eröffnung. Die milden Temperaturen sorgen für einen Rückgang der Arbeitslosigkeit. −Foto: Sommer/dpa

Nürnberg/Ingolstadt (DK/dpa) Der Frühling macht sich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar und drückt die Zahl der Arbeitslosen auf den tiefsten Stand seit Jahrzehnten. Vor allem die Belebung in den Außenberufen wirkt sich auch in der Region Ingolstadt positiv aus. Allerdings könnte die schwächelnde Wirtschaft bald Spuren auch am Arbeitsmarkt hinterlassen.

Die Frühjahrsbelebung hat die Zahl der Arbeitslosen auf den niedrigsten März-Stand seit 28 Jahren sinken lassen. Insgesamt waren im Berichtsmonat 2,301 Millionen Männer und Frauen ohne Job, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Freitag in Nürnberg mitteilte. Das sind 72000 weniger als im Februar und rund 157000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank um 0,2 Prozentpunkte auf 5,1 Prozent.

Trotz schwächelnder Wirtschaft brummt damit der Job-Motor in Deutschland weiter. "Obwohl der konjunkturelle Rückenwind nachgelassen hat, entwickelt sich der Arbeitsmarkt alles in allem weiter günstig", sagte Behördenchef Detlef Scheele. Die Frühjahrsbelebung sei in diesem Jahr nicht schlechter als sonst ausgefallen.

Steigende Temperaturen sorgen etwa auf Baustellen, in Gärtnereien und in der Gastronomie wieder für mehr Beschäftigung. Dies führte auch in der Region "zu einem deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit", teilte Johannes Kolb, Leiter der Agentur für Arbeit Ingolstadt, mit. "Noch nie seit 2005, dem Zeitpunkt seriöser Vergleichbarkeit, waren im März weniger Personen von Arbeitslosigkeit betroffen."

So zählte die Agentur Ende März in der Region Ingolstadt insgesamt 5844 Erwerbslose, knapp 650 weniger als noch im Februar und 127 weniger als im März 2018. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,1 Punkte auf 2,0 Prozent. Bundesweit die niedrigste Quote wurde erneut im Landkreis Eichstätt registriert: wie im Vorjahr 1,4 Prozent - bei 1041 Arbeitslosen.

In Bayern ging die Zahl der Menschen ohne Beschäftigung im März auf 220990 zurück - der niedrigste März-Wert seit 1981. Das waren 10516 oder 4,5 Prozent weniger als im gleichen Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote verbesserte sich in dem Zeitraum von 3,2 auf 3,0 Prozent.

Auch ohne die stark ausgeprägten Saisoneffekte wäre die Arbeitslosigkeit im Berichtsmonat gesunken - allerdings nur um 7000 im Vergleich zum Vormonat. Im vergangenen Jahr hatte der entsprechende Rückgang noch bei 19000 gelegen.

Mit einer Trendwende am Arbeitsmarkt rechnet Scheele trotzdem nicht. Die Bundesagentur halte sich für das laufende Jahr an die erst kürzlich veröffentlichte Frühjahrsprognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Die Denkfabrik der BA geht trotz wirtschaftlicher Turbulenzen für 2019 von im Schnitt 140000 weniger Arbeitslosen aus.

Dass sich jedoch das Umfeld wegen des anstehenden Ausstieg Großbritanniens aus der EU (Brexit) und des von den USA ausgehenden Handelsstreits mit China aber etwas verschlechtert habe, sei nicht von der Hand zu weisen, so Scheele. Der Ausblick für die kommenden Monate sei damit etwas eingetrübt.

Ähnlich äußerte sich auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD): "Für die nahe Zukunft gehen wir davon aus, dass sich der Abbau der Arbeitslosigkeit fortsetzt, sich im Jahresverlauf aber verlangsamen wird", hieß es von dem SPD-Politiker. Für den Fall weltwirtschaftlich bedingter konjunktureller Einbrüche sei man gerüstet.

Nicht ganz so rosig sieht die Lage am Arbeitsmarkt aus, wenn man die Menschen in der sogenannten Unterbeschäftigung zu den Arbeitslosen hinzuzählt. Rechnet man jene Jobsucher mit ein, die derzeit Aus- und Fortbildungen oder Förderkurse absolvieren, gab es im März mit 3,254 Millionen rund 953000 mehr Männer und Frauen ohne Job. Doch auch diese Zahl ist rückläufig; sie sank im Vergleich zum Vorjahr um 185000.

Gleichzeitig waren bei der BA 797000 offene Stellen gemeldet - 19000 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der Erwerbstätigen lag nach aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden im Februar bei 44,82 Millionen - das war ein Plus von 39000 im Vergleich zum Vormonat. Zum Vorjahr waren es 482000 Erwerbstätige mehr. Regulär - also mit Sozialversicherungspflicht - beschäftigt waren nach BA-Hochrechnungen im Januar 33,16 Millionen Menschen - 660000 mehr als ein Jahr zuvor.