Preith
Fronleichnam und die "Preither Lümmel"

Spitzname kommt aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg - Feierliche Prozession

23.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:30 Uhr
Rudolf Hager
Am vergangenen Donnerstag führten die Gläubigen gemeinsam mit Pfarrer Mmaju Eke eine Fronleichnamsprozession durch. −Foto: Geyer

Preith (EK) Auch heuer wieder ist Fronleichnam, das Hochfest des Leibes und Blutes Christi, in Preith, genauso wie in Eichstätt und zahlreichen anderen Dörfern begangen worden.

Für den an der unteren Seite mit Sternen verzierte Baldachin, den heuer erstmals vier ältere Ministranten trugen, hat sich die Bezeichnung "Himmel" eingebürgert. Damit gab es in Preith einmal ein Problem, das den dortigen Bewohnern sogar einen Necknamen einbrachte, der bis heute an ihnen hängen geblieben ist: die Preither Lümmel.

Zwar wurde noch in der Kirche abgestimmt, ob die Prozession wegen des Wetters am vergangenen Donnerstag abgehalten werden könne, doch dann zog man einfach singend und betend los. Die musikalische Begleitung hatte die Preither Dorfmusik übernommen. Entlang der Römerstraße ging es an den mit roten Tüchern geschmückten Häusern vorbei zu den vier Altären, die unter anderem mit jungen Birkenbäumchen geschmückt waren. Eine Besonderheit war heuer, dass die vier Firmlinge ein geschmücktes Bild mit dem Jesuskind trugen.

Zentraler Punkt der Feier ist natürlich immer die Monstranz mit dem Allerheiligsten, die Pfarrer Mmaju Eke unter einem Baldachin trägt - der Himmel also, dem die Preither ihren Spitznamen zu verdanken haben. Dieser geht auf den Ausspruch eines Pfarrers zurück, bis in die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg. Die Schweden hatten auch das Dorf Preith überfallen, die Höfe angezündet und alles mitgenommen, was sie erwischen konnten. Als dann nach langen, harten Jahren endlich Friede im Land eingekehrt war, begannen die zähen Bauern langsam wieder damit, ihre zerstörten Höfe aufzubauen und auch ein gewisses normales dörfliches Leben zu installieren. Zu diesem bäuerlichen Alltag gehörte es selbstverständlich wieder, auch die kirchlichen Feste mit Prozessionen und Umzügen zu begehen.

Als dann das hohe kirchliche Fest Fronleichnam nahte, wollte der damalige Pfarrer die Prozession in ihrer traditionellen Art abhalten - allein, es fehlte der sogenannte "Himmel", unter dessen gespannter Seide das Allerheiligste bei Umzügen nun einmal getragen wird. Wahrscheinlich waren es Soldaten, die das teure Tuch damals von den Tragestangen gerissen und fortgeschleppt hatten. Aber ohne Himmel keine Prozession, deshalb forderte Hochwürden bei der Predigt während einer Sonntagsmesse seine Schäfchen auf - es waren allerdings noch nicht wieder sehr viele, die den grausamen Krieg überstanden hatten - für die Beschaffung eines neuen Himmels reichlich zu spenden.

Der Pfarrer frohlockte schon in Gedanken über den neuen Baldachin, allein was konnte aus der Bevölkerung die so geschundenen und ausgepresst worden war, schon viel zu holen sein, und als der Pfarrer nach der Messe das gespendete Geld zusammenzählte, waren es ganze sechs Kreuzer, die von seiner Gemeine für den Himmel gegeben wurden. Dies hat ihn dann angeblich so in einen Zorn versetzt, dass er damals ausgerufen haben soll: "Eich Preither Lümmel scheißt man um sechs Kreuzer einen Himmel. " Zur Entschuldigung der Preither sei angefügt, dass auch gesagt wird, es waren böse Leute, die ihnen diesen Spruch nur angedichtet haben.

Rudolf Hager