Von
Fromme Bitte um die Paramente

Patrozinium in der Studienkirche St. Ursula – Pfarrer Georg Kapfer hält mutige Predigt

22.10.2012 | Stand 03.12.2020, 0:55 Uhr

 

Von Andrea Hammerl

Neuburg (DK) Applaus erhielt Pfarrer Georg Kapfer für seine engagierte Predigt zum Patrozinium in der Studienkirche St. Ursula. Die Stiftung Studienseminar, Studiengenossen und Pfarreiengemeinschaft St. Peter und Heilig Geist feierten das Ursula-Fest mit einem bewegenden Festgottesdienst.

„Menschen kann man töten, besonders die, die sich der Gewaltlosigkeit verschrieben haben, wie die Heilige Ursula und ihre Gefährtinnen“, erinnerte Kapfer an die Patronin der Studienkirche, „aber Ideen und Gedanken kann man nicht umbringen“. Bestes Beispiel sei die Mädchenbildung, die in Neuburg mit den Ursulinen begann und von den Maria-Ward-Schwestern fortgeführt wurde. In Afghanistan dagegen werde heute noch gewaltsam Bildung für Mädchen verhindert.

Neben der Bildung hinterließen die Ursulinen in Neuburg „Res sacrae“, wertvolle Paramente und Antependien für die Seminarkirche. „Sie sind leider zu Museumsstücken verkommen“, bedauerte Kapfer und unterstrich, es sei sein Anliegen, dass „das, was für diese Kirche und die Liturgie geschaffen wurde, in Zukunft wieder dieser Sache dienen kann“. Sowohl er als auch Konzelebrant Pfarrer Maximilian Kroiss aus der Schweiz und Diakon Hubert Seitle trugen von den Ursulinen gefertigte Messgewänder. „Bin ich ein Träumer“, fragte Kapfer, wenn er sich wünsche, dass die Res sacrae, die sich nun im Schlossmuseum befänden, wenigstens ausgeliehen werden könnten.

Deutliche Worte richtete er auch an die Kirchenoberen. „Eine Kirche, die nichts riskiert, riskiert am Ende alles“, zitierte der streitbare Priester den verstorbenen Bischof Georg Moser aus Stuttgart. Es sei nicht recht, wie die Kirche mit Geschiedenen und Wiederverheirateten umgehe, es sei nicht recht, dass „viele Gemeinden ohne Seelsorger auskommen müssen, nur weil wir uns daran gewöhnt haben, dass diesen Dienst nur unverheiratete Männer tun können“, und es sei nicht recht, sich nur an alte Traditionen zu klammern. Viele Gläubige stöhnten heute unter Strukturmaßnahmen ihrer Kirche. Kapfer rief daher dazu auf, neue Wege zu gehen.

Das Collegium Sanctae Ursulae unter Leitung von Klaus Hopp-Wiel (Bass), der zudem wie Regina Weigl (Sopran), Katharina Weichenrieder (Alt) und Günter Dier (Tenor) eine Solopartie übernahm, bereicherte mit der Missa Fac bonum von Valentin Rathgeber und der Cantate Domino von Johann David Heinichen den feierlichen Gottesdienst, der an die frühere Studienseminar-Tradition des Ursula-Patroziniums anknüpfte. Nach gemeinsamem Imbiss nutzten zahlreiche Gottesdienstbesucher, allen voran die Studiengenossen, das Angebot, die von Kapfer erwähnten Antependien und Messgewänder im Schlossmuseum zu besichtigen. Textilrestauratorin Klaudia Pontz von der Bayerischen Schlösserverwaltung stand hier Rede und Antwort. Vor allem einige Stadtführer fragten nach zahlreichen Details, zu denen Pontz, die das Wollantependium einst restauriert hatte, bereitwillig Auskunft gab.