Nürnberg
Fröstelnd auf himmlischer Reise

Die wohl kälteste Blaue Nacht ließen sich rund 100000 Besucher nicht entgehen

06.05.2019 | Stand 23.09.2023, 6:53 Uhr
Die Projektion an der Kaiserburg nimmt die Nachtschwärmer mit auf eine "Himmlische Reise". −Foto: Moll

Nürnberg (HK) Emma, Julius und Niklas haben sich den Spaß bei der Blauen Nacht von dem kalten Wetter am Samstagabend in Nürnberg nicht verderben lassen.

"Ich habe extra meine Mütze aus dem Schrank geholt", freut sich die fünfjährige Emma. "Mir ist überhaupt nicht kalt", schwört der siebenjährige Julius und zieht sich die Kapuze seines Pullovers noch etwas mehr über den Kopf. "Ich habe mir ein heißes Bratwurst-Brötchen geholt", sagt der neunjährige Niklas und beißt vergnügt in seine Semmel.

Auch die Eltern haben sich von den widrigen äußeren Bedingungen nicht davon abhalten lassen, die 20. Auflage der fränkischen Nacht der Kunst und Kultur zu besuchen. "Wir sind richtige Fans der Blauen Nacht. Ich habe für die Kinder und mich einfach die Wintersachen aus dem Schrank hervorgeholt", sagt Martina und erklärt, dass die eisigen Temperaturen in diesem Jahr die Besucher in die Museen treiben würden. "Wir waren gerade im Albrecht-Dürer-Haus. Jetzt gehen wir in den Felsenkeller und danach wollen wir noch ins Spielzeugmuseum", sagt Christian und verschwindet mit der dick eingepackten Familie im blauen Licht der Laternen.

Derweil fragen sich die Ehrengäste auf dem offiziellen Empfang der Stadt Nürnberg im 31. Stock des markanten "Business Towers" der "Nürnberger Versicherung" zum 20. Geburtstag des Kulturevents, woher die "Blaue Nacht" eigentlich ihren Namen hat. "Die Blaue Nacht heißt Blaue Nacht, weil man heute Abend friert", vermutete Jürgen Kohstall, Marketing-Leiter des Flughafens Nürnberg. "Die Blaue Nacht heißt Blaue Nacht, weil heute in der Stadt alles so schön blau blinkt", erklärte Michael Hupe, der Chef des Nürnberger Albrecht-Dürer-Flughafens, gutgelaunt. Eine andere Erklärung präsentierte Klaus L. Wübbenhorst, Vorstandsvorsitzender des Fördervereins Wirtschaft für die Metropolregion Nürnberg: "Die Blaue Nacht heißt Blaue Nacht, weil manche ein paar Getränke zu sich nehmen, die zu diesem Zustand führen. " Dagegen vermutete Kurt Hesse von der IHK Nürnberg für Mittelfranken als Namenspatron die "blaue Blume als Symbol der Romantik".

Agnes Dürer alias Gisela Brandstätter präsentierte eine historische Erklärung für den Namen der Kunst- und Kulturnacht, die im Jahr 2000 zum 950. Geburtstag der Stadt Nürnberg zum ersten Mal veranstaltet worden ist. "Die ,Blaue Nacht' hat ihren Namen von den Blaufärbern. " Dieser Berufsstand sei schließlich auch für die geflügelten Redewendungen "blau machen" und "blau sein" verantwortlich.

Andreas Radlmaier vom Kulturreferat der Stadt Nürnberg hat schließlich das Geheimnis gelüftet. "Erst war das blaue Licht da, dann der blaue Name. " Seit der ersten Auflage gehört das Blau der Laternen zum namensgebendem Gestaltungselement der Kunstnacht. Rund 20000 Euro gibt die Stadt jedes Mal dafür aus, die Lampen und Laternen in der ganzen Altstadt für die Kulturnacht mit blauen Folien zu überziehen.

Seit dem Jahr 2003 gibt es neben dem Blau der Laternen auch ein Thema, das sich als roter Faden durch die Nacht zieht. In diesem Jahr hat sich die Nacht das Motto "Himmel und Hölle" gegeben. Die Burgprojektion an der Kaiserburg hat sich bei der 20. Auflage auf eine "Himmlische Reise" begeben. Auch in der Katharinenruine konnten die Besucher einen Trip starten. Unter der vielversprechenden Überschrift "Rollercoaster 2.0" durften die Nachtschwärmer eine interaktive Fahrt zwischen Himmel und Hölle unternehmen. Die atemberaubende Installation hatte sich Larissa Hanselka aus Nürnberg ausgedacht.

Rund 100000 Besucher ließen sich heuer laut Stadt von der ungewöhnlich kühlen Witterung nicht abschrecken. In den vergangenen Jahren waren teilweise weit über 120000 Besucher gezählt worden Die niedrigen Temperaturen hatten aber auch Vorteile. Kulturreferentin Julia Lehner (CSU) hat selten entspannter eine Blaue Nacht erlebt. Für Andreas Radlmaier war es die kälteste Blaue Nacht in der langen Erfolgsgeschichte des Nürnberger Kunst- und Kulturevents.

Nikolas Pelke