Regensburg
"Fröhliche Kranke"

Podiumsdiskussion über die Selige

11.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:24 Uhr

Was bedeutet Anna Schäffers Leben heute? Dieser Frage ging nach der Premiere des Films eine Expertenrunde nach, der Theresia Treiber (von links), Expertin für Selig- und Heiligsprechungen, Redakteur Veit Neumann von der bischöflichen Medienabteilung, die Theologie-Studentin Anna Röckert und Markus Lettner, Leiter der Diözesanstelle für Berufungspastoral, angehörten - Foto: Rast

Regensburg/Mindelstetten (rat) Der Film über Anna Schäffer transportiert eine klare Botschaft. „Sie war eine von uns, sie war ein ganz normaler Mensch“, meinte Anna Röckert. Die Studentin für Lehramt, Fach Theologie, meinte bei der Podiumsdiskussion nach der Premiere, dass Heilige offenkundig „keine Superchristen“ sein müssten.

Bei der von Veit Neumann, Redakteur bei der Presseabteilung der Diözese Regensburg, moderierten Debatte wurde deutlich, wie nahe das Wirken der Dulderin aus Mindelstetten den Menschen bis heute geht.

In Markus Lettner, dem Leiter der Diözesanstelle für Berufungspastoral, kamen beim Betrachten des Films Erinnerungen an die eigene Kindheit hoch. „Meine Mutter war 38 Jahre gelähmt“, berichtete er den knapp 100 Zuhörern. In den Gebeten der schwer kranken Frau habe Anna Schäffer eine bedeutende Rolle gespielt. „Diese Gebetspraxis der Mutter hat mich geprägt. Mama ist über ihren Tod hinaus mein geistlicher Motor“, erläuterte Lettner. Seine Mutter habe sich stark mit der seligen Anna identifiziert und trotz ihres Leides „nie gejammert“. Ähnlich verhalte es sich mit Anna: „Sie bedurfte des Trostes – und wurde selbst zur Trostspenderin.“

Theresia Treiber erinnerte an die Anfänge des Seligsprechungsverfahrens unter dem Regensburger Bischof Rudolf Graber. Vor vielen Jahren hat Treiber die Abteilung für Selig- und Heiligsprechungen mit aufgebaut. Da bei den ersten Gebetstagen in Mindelstetten eine drangvolle Enge geherrscht habe, sei man dazu übergegangen, einen Freialtar aufzubauen. Heute kämen immer zu ihrem Namenstag am 26. Juli 5000 bis 10 000 Menschen nach Mindelstetten. Treiber würdigte die wichtige Rolle, die Anna Schäffers Seelsorger, der frühere Mindelstettener Pfarrer Karl Rieger, gespielt habe. „Ohne Riegers Begleitung wäre Anna vielleicht nie auf diesen Weg gekommen“, mutmaßte die Expertin für Fragen der Selig- und Heiligsprechung.

Sie berichtete, dass häufig die Frage auftauche, warum sich Anna ihre furchtbar schmerzenden Beine nicht habe amputieren lassen. Dann hätte sie nicht mehr selbstständig sitzen, und damit nicht mehr schreiben und sticken können, wusste Treiber. Dennoch sei es für die „Schreiner Nandl“ immer kaum erträglich gewesen, dass sie anderen Menschen zur Last gefallen sei. Sie habe aber auch viele kleine Freuden erlebt, vor allem mit den Dorfkindern, die sie oft besucht hätten. „Anna Schäffer war eine fröhliche Kranke“, war sich Treiber gewiss.

Neumann freute sich über Bischof Grabers Entscheidung, die Seligsprechung einzuleiten. „Graber hatte verstanden, dass unsere Zeit Vorbilder braucht.“