Frischer Wind für Bayern

Kommentar

18.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr

Staatsmännischer, ruhiger und demütiger - so tritt Markus Söder seit dem Tag auf, als klar war: Er wird Bayerns Ministerpräsident. Der Vorschlag, eben jenes Amt auf zehn Jahre zu beschränken, zeugt davon, dass Söder versucht, sein altes Image abzustreifen.

Nämlich das eines machtversessenen Scharfmachers und Provokateurs. Aber mit einem landesväterlichen Duktus alleine gewinnt man keine Wahlen.

Was Söder nun vorgelegt hat, sieht auf den ersten Blick nach einem engagierten Programm aus. Einige wichtige Themen finden sich wieder. Wobei sich freilich erst noch zeigen muss, was wirklich umsetzbar ist, was finanzierbar ist - und ob ab Herbst ein möglicher Koalitionspartner auch mitspielt. So oder so: Der frische Wind, der mit dem Franken kommt, kann dem Land nicht schaden. Markus Söder wird sich richtig reinhängen in seine Aufgabe, bekanntermaßen ist er ein "Macher".

Der neue Ministerpräsident will konservative Wähler zurückholen in den Schoß der CSU und seine Partei dafür wieder stärker von der sogenannten Alternative für Deutschland abgrenzen. Das ist der richtige Weg. Wieder die Sorgen und Nöte der Bürger ernst nehmen, das muss das Gebot der Stunde sein. Und dabei kann es nicht nur um Flüchtlingszahlen und immer noch drastischere Maßnahmen zur inneren Sicherheit gehen. Es liegen genügend andere Themen im Argen - sogar in Bayern.

Was dem Bürger außerdem immer weniger passt, ist die Art und Weise, wie die CSU sich mitunter gibt. Die Arroganz der Macht muss ein Ende finden, dazu gehört auch ihr Umgang mit der Opposition. Es ist falsch, wenn Söder die Überwindung der Zersplitterung des bürgerlichen Lagers fordert. Denn anders ausgedrückt ist "Zersplitterung" nichts anderes als "Vielfalt". Und Vielfalt ist wichtig für eine Demokratie. Die absolute Mehrheit ist absolut illusorisch - bei vermutlich sechs Parteien im Parlament. Das wird auch ein Markus Söder kaum verhindern können.