Hilpoltstein
Friedliche "Eindringlinge"

Delegation aus Schwabach besucht Partnerdekanat in Papua Neuguinea

20.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:42 Uhr

Überwältigende Empfänge haben Kirchenvorsteher Richard Gelenius, Pfarrerin Sabine Baier und Pfarrer Ekkehard Aupperle (von links) bei ihrem Besuch in Papua-Neuguinea erlebt. - Foto: privat

Hilpoltstein (HK) Gut 30 Jahre besteht die Partnerschaft des evangelisch-lutherischen Dekanats Schwabach mit dem Kirchenbezirk Menyamya, im Hochland Neuguineas. Nun ist das erste Mal seit 1993 wieder eine Abordnung aus Franken dort gewesen.

Ein Geländewagen brachte Kirchenvorsteher Richard Gelenius, Pfarrerin Sabine Baier und Pfarrer Ekkehard Aupperlevon der Küstenstadt Lae ins Hochland. Es war bereits der zweite Versuch, beim ersten Mal konnte ein reißender Fluss nicht durchquert werden. Zwölf Stunden brauchte der Wagen für die knapp 200 Kilometer, dabei mussten die Mitfahrer immer wieder aussteigen, damit das Auto leichter schier unpassierbare Abschnitte überwinden konnte. Die Erschöpfung nach so einer Fahrt auf der Ladefläche wich dem Erstaunen über den Empfang.

Hinter einem Tor aus Zweigen hatten sich die Gastgeber in ihren traditionellen Buschröcken und Kopfschmuck, mit Pfeil und Bogen „bewaffnet“, aufgestellt. Die „Eindringlinge“ wurden gefragt, ob sie in friedlicher Absicht kämen; dann wurden die Gäste tanzend mit Freudenschreien in einem Zug, dem sich immer mehr Leute anschlossen, zur Kirche begleitet. Erst nach dem Gottesdienst durften sie sich vorstellen, denn das Verbindende, der gemeinsame Glaube an Jesus, sollte im Vordergrund stehen. Noch sechsmal sollten die Gäste bei ihrer Tour durch die Gemeinden so einen Empfang erleben und sich jedes Mal wie kleine Könige vorkommen.

Nach den Gottesdiensten wurde vorgetragen, was in den einzelnen Orten an Nöten anliegt, die sich meist ähnelten: für den Unterhalt fast aller Gebäude fehlen die Mittel, egal ob Krankenstation, Schule oder Kirche. Die meisten Häuser wurden in den 70er Jahren gebaut, als sowohl Missionare als auch deutsche Entwicklungshelfer in diesem Gebiet tätig waren. Alle Materialien müssen über die schlechten Straßen aus Lae herangekarrt werden.

Hungern muss niemand in diesem Land nahe des Äquators mit tropischem Regenwald, die Süßkartoffel, das Hauptnahrungsmittel, kann sogar dreimal im Jahr geerntet werden. Aber wenn man Geld braucht für Schulgebühr oder irgendwelche Anschaffungen, dann kann das nur mit Kaffee erwirtschaftet werden. Der Kaffeepreis ist dort mit etwa 1,30 Euro pro Kilogramm so niedrig wie nie zuvor, davon gehen dann noch 50 Cent für den Transport weg.

Eine Frage war immer, ob man nicht in der Vermarktung des Kaffees helfen könne, der zwangsläufig Bioqualität hat, das Geld für Spritzmittel wäre gar nicht vorhanden. Eine Honigkooperative muss die Bienenkästen im Lager lassen, weil das Geld fehlt, um einen Fahrer zu bezahlen, der die Kästen mit seinem Auto auf die Dörfer fährt. Finanzielle Unterstützung täte auf vielen Ebenen gut.

Anfangs fühlten sich die Schwabacher Delegierten – die die Reise ja größtenteils selbst finanzierten – von den Erwartungen etwas erschlagen. Der Seketpresident (Dekan) Joshua Netta erkannte die Situation jedoch sehr schnell und forderte die Gemeinden heraus zu fragen, was eine Partnerschaft von Christen im Kern bedeutet. Er hatte im Mai 2010 die Schwabacher Gemeinden besucht und mitbekommen, dass vor Ort auch an vielen Stellen der Schuh drückt. So nahmen mit den Tagen die Anfragen nach finanzieller Unterstützung ab und wichen echtem Interesse an der Gemeindearbeit in Deutschland; Christen sitzen im gleichen Boot und wollen sich an ihrem jeweiligen Platz für die Sache Gottes einsetzen.

Die Schwabacher Besucher waren erstaunt, dass ihnen die jeweilige Kollekte mitgegeben wurde, um ein Zeichen gegenseitiger Solidarität zu setzen – Unterstützung solle keine Einbahnstraße bleiben; über 1000 Kina (rund 400 Euro) kamen so zusammen. Ein Pastor einer Buschgemeinde hatte auf einem Zeitungsblatt, in das normalerweise Tabakblätter eingewickelt werden, vom täglichen Kampf ums Überleben in der Ukraine gelesen und spontan Geld gesammelt, das er den Europäern anvertraute, damit sie es an die rechte Stelle weiterleiten.

Eine Aktion wird wohl unvergessen bleiben: Der Gruppe wurde ein Modell einer Buschhütte überreicht, als Symbol für das Haus der Partnerschaft, an dem noch gebaut werden müsse. Dann wurden die Besucher in ihren Fähigkeiten gefordert: Stangen und Bänder lagen bereit, damit sollten sie selbst eine Buschhütte aufbauen, was mit Unterstützung der kundigen Niuginis einigermaßen ansehnlich gelang.

Zum Abschluss versammelten sich Abgesandte aus allen besuchten Gemeinden zusammen mit den Franken zwei Tage unter dem Schatten eines Mangobaumes zur Evaluation. Die Gäste betonten, wie tief sie das rege Gemeindeleben beeindruckt hatte, wie ungezwungen und selbstverständlich der Glaube den Alltag ausfüllt.

Es wurde eingesehen, dass nicht jedes noch so gute Vorhaben unterstützt werden könne, wenn aber bei der Fortbildung von kirchlichen Mitarbeitern und der Ausbildung von Pastoren eine Bezuschussung möglich wäre, würde etwas für die Zukunft geleistet werden.