Kösching
Friedhof: SPD legt nach

07.12.2010 | Stand 03.12.2020, 3:22 Uhr

Singende Pfarrer: Ladenkirchen-Pionier Markus Ambrosy (Puchheim), der katholische Ortspfarrer von Mariä Himmelfahrt, Wojciech Wysocki, und der evangelische Pauluspfarrer Jürgen Habermann, der bald in ein Gemeindezentrum umziehen könnte. - Fotos: Schumann

Kösching (khh) Eine neue Variante im seit Monaten schwelenden Friedhofszwist in Kösching hat die örtliche SPD-Fraktion ins Spiel gebracht: Die Genossen haben eine bis zu 14 000 Quadratmeter große Fläche unweit des jetzigen Gottesackers ins Visier genommen.

"Bei all den emotionalen Diskussionen der vergangenen Wochen wurde ein Standort bislang vollständig ausgeblendet: die Fläche östlich des Schambachtalbahn-Radwegs am Brunnhauptenweg", sagte Andrea Ernhofer bei einer Fraktionssitzung, in der es allein um das Thema Friedhof ging.

Ebenso wie bei dem von der CSU favorisierten "Waldfriedhof" in der Nähe des Baugebiets Eixelberg V sei der Untergrund östlich des Radwegs problematisch, räumte die SPD-Fraktionssprecherin ein und präzisierte: "Beim Waldfriedhof gibt es zu viele Felsen, am Brunnhauptenweg ist es zu nass. Beides ist technisch beherrschbar, aber natürlich mit Kosten verbunden." Ein weiterer Nachteil sei, dass die Fläche beim Radweg erst erworben werden müsste – "allerdings zu einem weit niedrigeren Preis als an der Lindenstraße".

Wie berichtet, will die CSU-Fraktion den bestehenden Friedhof an der Lindenstraße im Westen um 3000 Quadratmeter erweitern und gleichzeitig den Waldfriedhof an der Kasinger Straße bauen.

Laut SPD überwiegen die Vorteile beim Projekt am Radweg: "Dieses Gelände liegt nur wenige hundert Meter vom jetzigen Friedhof entfernt. Der Bau einer Aussegnungshalle oder eines Pavillons ist daher nicht zwingend notwendig", heißt es in einer Pressemitteilung von gestern. Über die künftige Nordumfahrung von Kösching sei der neue Friedhof für die neuen Siedlungen "gut und schnell erreichbar". Außerdem wird betont: "Die Fläche hat eine ausreichende Größe von 12 000 bis 14 000 Quadratmeter und wäre damit mindestens vier Mal so groß wie die von der CSU-Fraktion vorgeschlagene Erweiterung um 3000 Quadratmeter."

Der Standort beim Radweg hätte nach Ansicht der Sozialdemokraten aus ganz anderer Sicht noch seinen Reiz – "nämlich, wenn auf der anderen Straßenseite des Brunnhauptenwegs einmal die neue evangelische Kirche gebaut wird". Die SPD-Fraktion hält den Standort für eine neue evangelische Kirche am Brunnhauptenweg sowieso für weit besser als den anvisierten an der Hepberger Straße. Denn: "Friedhof und Kirche wären damit unmittelbar benachbart, und die Lage wäre relativ zentrumsnah."

Bei der Fraktionssitzung erinnerte Sprecherin Andrea Ernhofer daran, dass die SPD dem Bebauungsplan von 2008 mit Erweiterung an der Lindenstraße um 12 000 Quadratmeter zum damaligen Zeitpunkt zugestimmt habe. "Allerdings haben wir immer betont, dass wir Probleme bei der Finanzierung des Grunderwerbes sehen und nicht bereit sind, jede Preisvorstellung der Grundeigentümer mitzugehen."

Mittlerweile habe sich die Lage des Gemeindehaushalts dramatisch verschlechtert. "Die finanziellen Mittel für einen Grunderwerb in dieser Größe können nur durch Aufnahme eines erheblichen Kredits aufgebracht werden. Das müssen dann die Bürgerinnen und Bürger mit exorbitant hohen Grabgebühren finanzieren. Zudem belasten die Schulden auf Jahre hinaus den Gemeindehaushalt und blockieren dringend notwendige Investitionen in anderen Bereichen unseres Marktes", sagte Ernhofer.

In der Sitzung befassten sich die Genossen auch mit den Vorschlägen der Christsozialen in Sachen Bestattungswesen: "Die CSU-Fraktion glaubt, mit einem Waldfriedhof einen Ausweg aus der verfahrenen Situation gefunden zu haben." Der Vorteil sei, dass das Grundstück bereits der Gemeinde gehöre und in der Nähe der neuen Siedlungen liege, wo "sicherlich in den kommenden Jahrzehnten ein großer Bedarf an neuen Grabstellen entstehen wird". Nachteile seien hier aber der ungeeignete Untergrund, die Notwendigkeit, eine teure Aussegnungshalle errichten zu müssen, und die Randlage im äußersten Norden der Marktgemeinde.