Schönfeld
Frieden und Demokratie sind kostbare Güter

Schönfeld beging einen vorgezogenen Volkstrauertag

13.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:15 Uhr
Ein Kranz wurde im Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege in Schönfeld niedergelegt. −Foto: Schäffer

Schönfeld (ksk) Zur vorgezogenen Feier des Volkstrauertages zelebrierte Kaplan Christian Klein den Gottesdienst für alle Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege aus dem Bereich der Pfarrei Schönfeld.

In seiner Ansprache sagte Klein, dass jeder Mensch einmal vor einer Investition stünde, bei der zu Beginn ungewiss sei, ob sie sich jemals auszahlen würde. Dabei sei auch entscheidend, ob durch die Investition etwas Gutes bewegt werden könne und durch sie das Leben reicher erscheinen würde.

Im Anschluss fand vor dem Kriegerehrenmal das Gedenken für alle Opfer der Weltkriege und der Gewaltherrschaft statt. Neben der Dorfbevölkerung beteiligten sich Bürgermeister Ludwig Mayinger, die Gemeinderäte Rosa Mühlenbeck und Franz Bayer, der Vorsitzende des Krieger- und Kameradschaftsvereins, Franz Egner, und die Fahnenabordnungen der Ortsvereine daran. Die Feier wurde vom Krieger- und Kameradschaftsverein Schönfeld organisiert. Vorsitzender Franz Egner erklärte auf den Tag genau 100 Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges, dass dieser als eine der größten Katastrophen gelte. Aus den Kanonen dieses Krieges wurde einst die Glocke Maria Dohlens gegossen und über dem Gardasee aufgestellt. Sie läutet seitdem bei jedem Sonnenuntergang für den Frieden und in Erinnerung an die zahlreichen gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges.

Dieser Ruf nach Frieden, so Egner, wurde allerdings überhört, und es bahnte sich nach wenigen Jahren die nächste Katastrophe an und endete mit dem Zweiten Weltkrieg. Beide Kriege forderten über 70 Millionen Opfer, 44 davon waren aus Schönfeld. Egner forderte dazu auf, an diesem Tag besonders auch derer zu gedenken, die in der heutigen Zeit für den Erhalt des Friedens ihr Leben opfern würden.

Während die Kapelle Eichiner die Gedenkfeier mit mehreren musikalischen Beiträgen umrahmte, schoss Stefan Schwarz beim Lied "Kameraden" mit der Kanone den dreifachen Salut.

Bürgermeister Mayinger erklärte in seiner Ansprache, dass der November im Volksmund den Beinamen "Totenmonat" tragen würde, denn in diesen eher dunklen und grauen Wochen lägen die offiziellen Tage für Trauer und Tod: Allerheiligen, Allerseelen, Totensonntag und Volkstrauertag. 100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und 73 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs würden die Zeitzeugen immer weniger werden. Er gab zu bedenken, dass die Stimmen, die aus erster Hand über die Gräuel und Grausamkeiten des Krieges berichten könnten, schweigen würden und die Lebensberichte von Vater und Großvater als Wissensvermittlung und persönliche Erfahrung nahezu verschwunden seien.

"Auch in unserer Mitte", fügte das Gemeindeoberhaupt an, "leben Menschen, die Krieg und Gewalt erleiden mussten. " Die Erinnerungen an das, was ihnen als Kind widerfuhr - Fliegerangriffe, Flucht, Trennung von den Eltern, Angst und Verlassenheit -, kämen oft sehr spät zum Tragen, etwa wenn sich weltweit Krisen gefährlich zuspitzen würden. "Frieden und Demokratie sind nach wie vor kostbare Güter", betonte Mayinger, die stets zu bewahren und zu schützen seien. Der Bürgermeister sprach diesbezüglich über Konflikte im Nahen und Mittleren Osten sowie den Syrienkrieg, der mittlerweile eine längere Dauer als der Zweite Weltkrieg habe. Bedenkliche Entwicklungen gäbe es aber auch in unserem Land, so Mayinger. Populisten und rechte Gruppierungen würden Ängste schüren und Gräben vertiefen. Keine Drohgebärden, sondern Kriegsprävention wäre notwendig, sagte das Gemeindeoberhaupt, und wenn über Frieden gesprochen würde, ginge es nicht nur um die große Weltpolitik, sondern auch um den inneren Frieden und ein gutes Miteinander vor Ort.

Im Gedenken an die Opfer aus der Gemeinde legte Bürgermeister Mayinger mit den Gemeinderäten einen Kranz vors Ehrendenkmal und betonte, die Namen der Opfer seien die stummen Mahner zum Frieden.