Beilngries
Freundschaft und Liebe kennen keine Entfernung

Beilngries und Burgeis festigen die bereits seit zehn Jahren währende Partnerschaft

28.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:20 Uhr
Beim großen Festzug hat die Original Altmühltaler Blaskapelle freilich nicht fehlen dürfen. −Foto: Adam

Burgeis (arg) Es gibt Geschichten, die könnte ein Romanautor nicht schöner erfinden. Freundschafts-, ja Liebesgeschichten wie am Wochenende in Burgeis. Hauptprotagonisten: nicht Bürgermeister, Fraktionsvorsitzende oder andere offizielle Verantwortliche einer Städtepartnerschaft oder Jubiläumsfeier, so schön diese auch gestaltet war. Stattdessen: Ein junges Mädchen, Annalena (18), aus der Original Altmühltaler Blaskapelle Beilngries, und Josef (23), ein Musikant der Burgeiser Blaskapelle.

Kennengelernt haben sich die beiden schon vor einem Jahr in Burgeis und ein paar Mal gab es im vergangenen Jahr dann sogar weitere Treffen. Josef studiert in München, der Weg nach Beilngries ist also gar nicht so weit. Aber Annalena zaudert. Bis zu diesem Wochenende. Da treffen sich die beiden gleich am Freitag wieder - und es funkt erneut. So sehr, dass Annalena am Sonntagmorgen mit leichtem Erröten auf neugierige Nachfragen antwortet: "Ja, jetzt ist es ernst. Die Schleife meiner Dirndlschürze habe ich seit gestern auf der anderen Seite, der rechten, gebunden." Und damit signalisiert ein junges Mädchen deutlich: Schleife links - Single, rechts - ich bin vergeben. Zarte Bande zwischen Beilngries und Burgeisentstanden neu.

Aber auch bereits jahrzehntelang bestehende Freundschaften wurden am Wochenende gefestigt. 200 Jahre Blaskapelle Burgeis wurde gefeiert - und das in großem Stil. Die Tage in dem kleinen Südtiroler Partnerort verliefen überaus harmonisch und freundschaftlich. Lob gab es von allen Seiten für die hervorragende Organisation, die das 850-Seelen-Dorf bewerkstelligt hatte. Die Schlagerparty mit Jürgen Drews und anderen Schlagergrößen am Freitag zog vor allem die feierwütige und bestens gelaunte Jugend ins Festzelt, die lange Nacht der Blasmusik am Samstag machte allen Spaß.

Am Sonntag schließlich fand der offizielle Part statt. Ein festlicher Gottesdienst, den die Jubelkapelle selbst sehr einfühlsam und hochklassig umrahmte, wurde im Freien unter strahlend sonnigem Himmel gefeiert. Pater Prior Philipp vom Kloster Marienberg in Burgeis, Domkapitular Josef Funk aus Beilngries und Pfarrer Sebastian Herbert aus Lohr/Main zelebrierten die Messe. Anschließend führte der Obmann der Burgeiser Kapelle, Aaron Punt, durch das Programm, in dessen Verlauf politisch Verantwortliche wie Ulrich Veith, Bürgermeister der Gemeinde Mals, zu der auch Burgeis gehört, und mehrere Musikverantwortliche, wie der Verbandsobmann Pepi Fauster, Grußworte sprachen. "Ihr seid ein wichtiges Puzzleteil im Bild unserer 210 Vinschgauer Musikkapellen", lobte Fauster die Burgeiser Jubelkapelle, die unter der Leitung von Hermann Brunner steht. Die Bürgermeister verschiedener Partnerstädte kamen ebenfalls zu Wort und aus allen Ansprachen wurde deutlich, dass die herzliche Art der Burgeiser das offene Geheimnis für den Erfolg ihrer Partnerschaften in nah und fern ist.



Besondere Ehre wurde den Freunden aus Weingarten in Württemberg und den Beilngriesern zuteil. Mit Weingarten verbindet die Burgeiser schon eine über 60 Jahre währende Freundschaft, erzählte Fraktionsvorsitzender Florian Punt. "Da wurde es Zeit, dass diese wilde Ehe endlich legalisiert wird", stimmte der Weingartener Oberbürgermeister Markus Ewald zu, ehe er mit Florian Punt eine offizielle Partnerschaftsurkunde unterzeichnete. Die Unterzeichnung der Beilngrieser und Burgeiser Partnerschaft jährt sich heuer zum zehnten Mal und aus diesem Anlass wurde auch zwischen Punt und Bürgermeister Alexander Anetsberger der Freundschaftspakt mit Urkunden erneut besiegelt.

Dann formatierte sich ein Festzug, der sich - viel bejubelt und beklatscht - durch die engen Gassen von Burgeis schlängelte. Stattliche 40 Gruppen hatten sich angemeldet, darunter zahlreiche Musikkapellen aus Südtirol, Deutschland und der Schweiz, aber auch Burgeiser Goasslschnöller, Kinder mit Reitpferden oder Festwagen mit der Basilika Weingarten, von der Singgemeinschaft Burgeis, der Fachschule Fürstenberg, dem Schafzuchtverein und vielen mehr. Aus Beilngries marschierten neben Bürgermeister Alexander Anetsberger und seinem Vize Anton Grad eine Vielzahl von Stadträten und langjährigen Burgeisfreunden wie Edi und Maria Liebscher mit. Die Original Altmühltaler Blaskapelle unter der Leitung von Peter Zimmer war dabei, ebenso eine Abordnung der Kolpingfamilie Beilngries mit Leiter Edi Babiel. Im Festzelt spielten dann wieder Blasmusikkapellen auf, nur kurz unterbrochen von weiteren Grußworten und dem Austausch von Gastgeschenken der Partnerstadt-Bürgermeister.

Anetsberger hatte Geschenkkörbe dabei und Beilngrieser Bier. "Dass wir nicht die einzige Partnergemeinde von Burgeis sind, erfüllt uns nicht mit Eifersucht, sondern mit Freude", sagte Anetsberger, "denn so können wir sehen und erleben, dass die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Burgeiser über alle Grenzen wirkt." Der Beilngrieser Bürgermeister erinnerte daran, dass die offizielle Partnerschaft zwar erst zehn Jahre währe, "die Geburtsstunde aber geht bereits bis in das Jahr 1961 zurück, dank Hermann Brand und weiterer Beilngrieser, die seit damals guten Kontakt pflegen" Der Jubelkapelle, allen voran Organisator Aaron Punt, sprach Anetsberger großes Lob aus: "Es ist ein wunderbares Fest. Das habt ihr Spitze gemacht!" Im Publikum klatschten Annalena und Josef begeistert.