Freudentränen in Meckenhausen

TSV erhält Sepp-Herberger-Preis für eine Benefizaktion

25.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:37 Uhr
Andrang an der Spendenbox: Eine vierstellige Summe ist beim Benefiztag des TSV Meckenhausen für Willi Blankenstein am 9. August 2014 zusammengekommen. −Foto: Schoplocher, Petra

Meckenhausen (HK) Große Gefühle beim TSV Meckenhausen: Für seine Benefizaktion zu Gunsten des schwer erkrankten und inzwischen gestorbenen Willi Blankenstein wird der Verein mit dem Sonderpreis der Sepp-Herberger-Stiftung ausgezeichnet.

Die Tische waren noch nicht weggeräumt, das Zelt noch nicht abgebaut und das Geld in der Spendenbox noch nicht gezählt, als es schon klar war, dass dieser 9. August 2014 in die Annalen des TSV Meckenhausen und des gesamten Dorfes eingehen würde. Denn die Benefizaktion zu Gunsten des an einem unheilbaren Gehirntumor erkrankten und inzwischen gestorbenen Willi Blankenstein hatte an jenem Tag wirklich alles mobilisiert, was Beine hatte.

Nun, ein halbes Jahr später, erhielt der große Spendentag einen Ritterschlag, der seinesgleichen sucht: Der TSV Meckenhausen erhält für die Aktion den Sepp-Herberger-Preis des Deutschen Fußball-Bundes. Dieser ist mit 5000 Euro dotiert und wird Ende März bei einer Gala in Mannheim verliehen.

Nicht nur TSV-Vorsitzender Michael Lautenschlager, bei dem der Brief der Sepp-Herberger-Stifung eingetrudelt war, war „total von den Socken“. Auch bei der Familie des verstorbenen Willi Blankenstein und bei Marion Dittenhofer, die den Stein für die Aktion ins Rollen gebracht hatte, löste die Nachricht unbeschreibliche Gefühle aus. Blankensteins Tochter Nadine Gebauer etwa sagte, dass sie es „noch immer nicht in Worten ausdrücken könne, was das bedeutet“. Erinnern kann sie sich aber an ihren ersten Gedanken, als sie von der Auszeichnung hörte. „Genial!“, fand sie, denn so sei „noch einmal etwas zurückgekommen“.

Der Tag selbst, der mit einem zweistündigen Zumbathon – so lautet der geschützte Name für Benefizaktionen in der Sportart – begann und viele Teilnehmer auf den Fußballplatz lockte, war für die Familie Blankenstein ein unbeschreibliches Zeichen der Anteilnahme, wie die Meckenhausenerin beschreibt. Zwar habe auch das gesammelte Geld in vierstelliger Höhe sehr geholfen, um Medikamente und Therapie bezahlen zu können, doch der „überwältigende Zustrom“ sei 1000 Mal mehr wert gewesen, unterstreicht sie. So habe es auch ihr Vater empfunden, der an dem Tag allerdings nicht die Kraft hatte, teilzunehmen. Aber es habe ihn berührt, dass so viele Menschen für ihn da gewesen seien.

Zu diesen Menschen gehörten neben der Zumbafamilie der TSV, der sich mit Kaffee- und Kuchenbuffet sowie Cocktails und Gegrilltem um das Wohl der rund 500 Gäste gekümmert hat, auch die Arbeitskollegen des unangefochtenen Meckenhause-ner Rekord-AH-Spielers. Eine Auhof-Auswahl trat gegen eine Oldie-Mannschaft des TSV an und sorgte für einen weiteren Höhepunkt an diesem Tag.

Die Idee zu der Benefizaktion hatte Marion Dittenhofer, die mit den Blankensteins verwandt ist und auch in Meckenhausen Zumbastunden gibt. Immer wieder stellte die Forchheimerin ihre Zeit und ihr Wissen bei Zumbathons ehrenamtlich in den Dienst verschiedender guten Sachen. „Warum also nicht auch in Meckenhausen?“, dachte sie sich. Beim TSV rannte sie damit offene Türen ein, schnell war neben den Freiwilligen im Sportverein ein ganzes Korps an Helfern aus dem Ort aktiviert. „Die brauchten nur die Idee“, sagt sie im Rückblick und ist sichtlich stolz auf die „echte Gemeinschaftsaktion“.

Allerdings, das merkte Marion Dittenhofer auch, ist es doch etwas anderes, wenn man für jemanden eine derartige Aktion startet, der einem nahesteht. So gibt sie auch gerne zu, dass sie im ersten Moment geweint hat, als sie von der Auszeichnung erfahren hat. Tränen einerseits, weil „Willi ist einfach nicht mehr da“. Dann aber freute sie sich schnell für den TSV und den gesamten Ort, denn „wenn es jemand verdient hat, dann die“.

So empfand sie auch das Treffen mit Michael Lautenschlager, Nadine Gebauer und Elke Niebel, in dem es um verschiedene Dinge ging, die der Preis mit sich bringt, als Geschenk. „Das war sehr kostbar, dass wir das alles noch einmal aufleben lassen konnten“, findet sie. Denn um bei der Gala einen Eindruck von dem Projekt vermitteln zu können, schickt der Deutsche Fußball Bund bald ein Filmteam nach Meckenhausen. Dieses wird nicht nur die Meckenhausener Zumbadamen begleiten, sondern auch Interviews führen. Und falls jemand eigenes Videomaterial vom Benefizspiel der Alten Herren gegen das Auhof-Team hat, soll er sich beim TSV-Vorsitzenden Michael Lautenschlager melden. Er ist wie die übrigen TSV-Verantwortlichen immer noch überrascht und überwältigt zugleich. „Wir wussten ja nicht mal, dass uns der Bayerische Fußball-Verband für die Auszeichnung vorgeschlagen hat“, sagt der Vereinsvorsitzende.

Was genau mit der 5000-Euro-Prämie passiert, steht noch nicht abschließend fest. „Klar ist aber, dass das Geld nicht komplett im Verein bleibt, sondern so verwendet werden soll, dass das ganze Dorf etwas davon hat. Schließlich hat auch ganz Meckenhausen mitgeholfen, um die Benefizaktion zu einem Erfolg zu machen“, so Lautenschlager weiter. Die Auszeichnung nehme der TSV stellvertretend für das Dorf in Empfang. Und der Vorsitzende sieht dies als Ehre und Ansporn zugleich, das Miteinander in einer Gemeinschaft hoch zu halten. „Dafür steht der TSV und dafür steht Meckenhausen“, so Lautenschlager.