Ingolstadt
Freiwillige haben Zweifel an einer Südwache

04.11.2020 | Stand 02.12.2020, 10:12 Uhr

Ingolstadt - Im Zusammenhang mit der mehrfachen DK-Berichterstattung über eine von der Berufsfeuerwehr angestrebte zweite große Feuerhauptwache im Süden der Stadt (zuletzt in der Ausgabe vom 16. Oktober) ist in dieser Woche ein anonym verfasster, aber offensichtlich aus dem Kreis der Freiwilligen Feuerwehren stammender Brief aufgetaucht.

Er ist an den Oberbürgermeister und die beiden Bürgermeisterinnen, an die Stadtratsgruppierungen, an den Rechtsreferenten und das Amt für Brand- und Katastrophenschutz sowie an den DONAUKURIER gerichtet.

In dem mehrseitigen Schreiben, das inhaltlich von erheblicher Sachkunde geprägt ist, werden die zuletzt vom Amt für Brand- und Katastrophenschutz in der Brandschutzkommission vorgebrachten Argumente für eine Südwache großenteils in Zweifel gezogen. Der oder die Verfasser betonen, dass das südliche Stadtgebiet bereits jetzt durch gut ausgebildete und ausgerüstete Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr hinreichend abgedeckt sei, dass deshalb nirgendwo eine Überschreitung der gesetzlichen Hilfstrist zu befürchten sei und dass die Südstadt generell nicht sonderlich viele potenzielle Gefahrenpunkte aufweise. Im neuen Sondergebiet IN-Campus im Südosten werde die Audi AG sogar eine eigene Abteilung ihrer Werkfeuerwehr stationieren.

Der Bau einer zweiten Hauptwache, so wird in dem Schreiben argumentiert, werde Millionenbeträge verschlingen, die an anderer Stelle - womöglich auch bei der Instandhaltung der Gerätehäuser der Freiwilligen Wehr - fehlen könnten. Generell, so heißt es, würden diese Abteilungen nach dem Bau einer Südwache nur noch bei wirklichen Großeinsätzen benötigt, weil die Berufswehr dann auch im Süden den Großteil des normalen Hilfeleistungsaufkommens mit eigenen Kräften abdecken werde. Auf etliche Freiwillige, so wird befürchtet, könne das demotivierend wirken, was einen Schwund von Aktiven nach sich ziehen könne.

Josef Huber, Chef des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz und damit auch der Berufsfeuerwehr, wird in dem Schreiben einerseits für die gute Ausstattung der Abteilungen in den Stadteilen und für eine bislang "sehr gute" Zusammenarbeit gelobt, andererseits wird ihm der Vorwurf gemacht, die Ingolstädter Verhältnisse zu sehr mit denen an seinem ursprünglichen Ausbildungsort Mühlheim an der Ruhr zu vergleichen. Dies sei aber kaum möglich. Ingolstadt, so heißt es, müsse sich in Sachen Feuerwehrorganisation mehr mit Regensburg messen, wo die Freiwilligen Abteilungen die Außengebiete gut abdeckten.

Der Kommunalpolitik wird in dem Brief empfohlen, auf einen ausgefeilten Feuerwehrbedarfsplan für die Stadt hinzuwirken, den Huber bei seinem Dienstantritt 2016 selber angekündigt hatte, der aber bislang nicht vorliegt. Nötigenfalls, so heißt es in dem Schreiben, müsse hier ein "unabhängiger Gutachter" eingeschaltet werden.

hl