Freispruch für Angelika Reich

23.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:38 Uhr

Ingolstadt/Eichstätt (DK) Mit einem Freispruch vor dem Ingolstädter Amtsgericht fand gestern ein Eklat an der Eichstätter Uni-Bibliothek sein Ende, der seit gut drei Jahren bundesweit für Aufsehen gesorgt hatte.

Hintergrund der Affäre ist die Übernahme der Bayerischen Kapuzinerbibliothek in den Bestand der Uni-Bücherei. Dabei habe Bibliothekschefin Angelika Reich die Anweisung gegeben, wertvolle Bücher in den Müll zu werfen, so der Vorwurf. An der Bibliothek in Eichstätt, an der etwa 90 Mitarbeiter beschäftigt sind, herrscht seither ein sehr angespanntes Arbeitsklima.

Gestern wurde der Fall vor dem Ingolstädter Amtsgericht verhandelt: Als juristisch relevant hatte sich aber nur eine Kiste mit sechs bis zwölf mehr als 200 Jahre alten Büchern erwiesen. Diese habe Reich, so Oberstaatsanwalt Christian Veh, zur Entsorgung freigegeben, obwohl darin mindestens zwei mutmaßlich wertvolle Bücher aus dem Besitz des Freistaates gewesen seien. Veh sah darin unter anderem Untreue in einem besonders schweren Fall. Die Bücher seien nur durch die Aufmerksamkeit von Mitarbeitern gerettet worden. Der Staatsanwalt beantragte eine Haftstrafe von acht Monaten mit Bewährung und 3000 Euro Geldauflage.

Anwalt Karl Degenhard plädierte dagegen auf Freispruch und verwies auf die Beweisaufnahme: Es hatten sich Zeugen widersprochen oder bei Details Erinnerungslücken offenbart. Das Schöffengericht mit Vorsitzendem Roland Walentin schloss sich der Argumentation des Verteidigers in weiten Teilen an und sprach Reich frei.