Ingolstadt
Freiheitsberaubung in der Diskothek

12.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:15 Uhr

Ingolstadt (hri) Ein Fall für die Ordnungsbehörden ist der Apian-Ball am Donnerstagabend im Musikpark geworden. "Glitzer und Dreck" hieß das Motto der von der Schülermitverantwortung (SMV) organisierten Veranstaltung – vom Glanz blieb am Ende nicht viel übrig, wie viele der rund 1200 Gäste meinten.

Als die jüngeren Besucher vor Mitternacht gehen mussten, und draußen zur selben Zeit weitere Besucher herein drängten, kam es zu tumultartigen Szenen, berichten Augenzeugen. Der völlig überforderte Ordnungsdienst soll zuletzt die Türen versperrt und etliche Jugendliche über eine Stunde am Verlassen des Gebäudes gehindert haben. "Im Grunde ist das nichts anderes als eine Freiheitsberaubung", sagte der Vater einer 16-Jährigen am Freitag. Er muss es wissen, denn der Mann ist ein stadtbekannter Jurist. Die Polizei war vor Ort und bereinigte die Situation. Sie wird Anzeige beim Ordnungsamt erstatten.

SMV als Organisator
 
Die Schülermitverantwortung hatte ihren viel beachteten Faschingsball heuer das erste Mal im Musikpark an der Münchener Straße ausgerichtet. "Ausgemacht war, dass wir den Vorverkauf organisieren", sagte Schülersprecher Konstantin Leichte am Freitag. Alles andere – Garderobe, Kasse und Ordnungsdienst – sei Sache des Betreibers gewesen. Zunächst hatte auch alles geklappt, bis ab 23.30 Uhr die unter 18-Jährigen die Diskothek verlassen mussten. "Das waren knapp 500 Leute, die auf einmal raus wollten", erklärte Leichte. "Gleichzeitig haben andere von draußen reingedrängt." Am Ende hatten die Ordner einfach zugesperrt.
 
Mehrere Eltern berichteten davon, dass ihre Kinder über eine oder sogar zwei Stunden eingesperrt waren. Ein Mädchen habe an der Kasse Platzangst bekommen und hyperventiliert, außerdem sei eine Glasscheibe zu Bruch gegangen, sagten junge Zeugen. Der Vater eines 17-Jährigen gab die Schuld dem Sicherheitsdienst, der alles andere als professionell agiert habe. Er sprach von "Hobbyordnern" und will sich gar nicht ausmalen, was hätte passieren können, wenn es eine Massenpanik gegeben hätte. Andere Eltern sprachen von "einem Riesengedränge vor der Tür". Viele kostümierte Schüler seien – oft nur hemdsärmelig – draußen gestanden und hätten gefroren. Erst als die Polizei gekommen sei, habe sich die Lage nach und nach entspannt. Die Beamten mussten allerdings den ganzen Abend über gleich mehrmals anrücken, weil es immer wieder zu Drängeleien vor dem Musikpark gekommen war, wie Wieland Radlmair von der Ingolstädter Inspektion bestätigte. Zwei Väter monierten, dass ihre Kinder im allgemeinen Durcheinander ihre Personalausweise und Garderobe nicht zurückbekommen hätten. "Jetzt kann ich da noch mal hinfahren", schimpfte der eine.

Der Betreiber des Disco, Andreas Rohmert, sprach am Freitag gegenüber der Schülermitverantwortung davon, dass der Abend "unglücklich gelaufen ist". Offenbar hatte er den Andrang der unter 18-Jährigen völlig unterschätzt. Das räumte er später auch im Gespräch mit dem DONAUKURIER ein.

Sicherheit geht vor

"Mir tut das alles sehr leid. Normalerweise lassen wir Minderjährige nur in Begleitung rein, so dass sie länger als bis Mitternacht bleiben dürfen." Mit einem Kartensystem werde sichergestellt, dass Jugendliche ohne elterliche Erlaubnis zum Längerbleiben die Disco nach den gesetzlichen Vorgaben verlassen. "Beim Apian-Ball waren es aber so viele, dass wir zeitweise wirklich überfordert waren. Ich habe dann weiteres Personal aus München und Erding angefordert, aber bei dem schlechten Wetter hat es einige Zeit gedauert, bis die da waren", erklärte Rohmert. Drinnen hätten knapp 500 Leute zum Ausgang gedrängt, draußen hätten 300 bis 350 Leute herein gedrückt. "Ich wollte nur verhindern, dass sie aufeinander prallen", sagte der Discobetreiber. "Nur deshalb haben wir die Türen zugemacht. Wir wollten aber niemanden einsperren." Die minderjährigen Gäste seien dann über den Notausgang und einen Aufzug hinausgeschleust worden, was aber gedauert habe, räumte Rohmert ein. "Mir ist es nur um die Sicherheit meiner Gäste gegangen."