Altmannstein
Freiheit auf dem heißen Ofen

Vatertagsausfahrt der Wolfmen in Altmannstein stößt auf großes Interesse

26.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:03 Uhr

Den Vatertag begehen die Wolfmen in Altmannstein alljährlich mit einer Ausfahrt und einem gemütlichen Grillfest. - Fotos: Erl

Altmannstein (DK) Der Sound ist zugegebenermaßen beeindruckend, wenn 66 Auspufftöpfe an 66 Motorrädern über die Landstraßen und durch Ortschaften tuckern. "Tuckern" ist da wohl der falsche Ausdruck für die Soundkulisse der Bikes, das Wort trifft schon eher auf die Geschwindigkeit des Pulks aus Altmannstein zu. Auf manchen Vereinswesten ist ganz groß der Name der Gruppe zu lesen. Es sind die Wolfmen des Chapter Eichstätt mit Vereinssitz in Altmannstein und dazu viele andere, die auch ohne Vereinszugehörigkeit gerne mit dabei sind. Die Türen stehen allen offen, nicht nur bei solchen Rundfahrten.

Die beiden Vereinsvorsitzenden Jürgen Betz und Frank Lanz haben einen Vatertagsausflug nach Bikerart organisiert und natürlich gehören da nicht nur ein Weißwurstfrühstück und abends eine Grillfete dazu, sondern eine Rundfahrt mit dem Moped. Doch von wegen Wolfmen. Natürlich sind auch Mädels aller Altersgruppen mit dabei - sowohl als Sozia hinten drauf als auch als selbstbewusste Bikerin mit eigener Maschine. "Ich leg mich gerne mit in die Kurven", sagt Andrea Pils aus Neuburg, und dass Vatertag ist, ist allen egal. Auf den anderswo allgegenwärtigen Weiblichkeitszusatz wie etwa "Wolfwomen" verzichten sie gerne. "Unter den Motorradfahrern fühle ich mich wohler als in meinem Beruf", betont die Behördenmitarbeiterin Elly Moser. Die 50-jährige Frau hat ihre acht Zentner schwere und 88 PS starke "Victory" von München aus nach Altmannstein gesteuert.

Die Biker stellen andere Schwerpunkte höher an. Beispielsweise ohne übertriebene Konventionen beisammen zu sein, die gefühlte Freiheit auf dem heißen Ofen zu genießen und über Blech und Benzin zu plaudern. Die Vatertagstour mit unbekanntem Ziel ist so ein Schwerpunkt, wie an den vielen Zweirädern und den stilechten Rockertypen rund um die Vereinsranch am Galgenring zu sehen ist. Über die Frage, ob sie die Leute sind, vor denen manche Zeitgenossen früher ihre Hühner wegsperrten und die Töchter versteckten, kann Frank Lanz nur herzhaft lachen. Das verruchte Rocker-Image gehöre schließlich irgendwie dazu und nicht jeder von ihnen sei ein ausgesprochener Engel. "Aber unter der Motorradkutte sind wir die gleichen Menschen wie jeder andere auch", sagt Frank. "Wir haben Familie und gehen hart arbeiten, denn Motorradfahren kostet viel Geld", weiß Jürgen Betz. Und tatsächlich stehen vor dem Vereinsheim teure zweirädrige Straßenkreuzer aus Amerika, doch gleich daneben parken auch preisgünstige hochtourige Flitzer aus Fernost. Während der Fahrt im Pulk ist es ohnehin egal, wie viele Kubikzentimeter Hubraum oder wie viele Pferdestärken unter dem Sattel auf einen Schluck Benzin warten. Schon mit der Abfahrt vom Vereinsheim durch das kurvenreiche Tal in Richtung Kreisel wird klar - für Raser ist hier heute kein Platz. Vielmehr ist höchste Fahrdisziplin gefragt, denn die Bikes fahren zweireihig versetzt, relativ dicht beisammen.

Der Pulk zieht sich ohnehin ein paar hundert Meter hin und jede Kreuzung und jeder Kreisverkehr werden zur Herausforderung. Doch der Mann an der Spitze - Tom Herzog - hat vorgesorgt und ein paar Kameraden abgestellt, die vorausfahren und bei den Autofahrern für Verständnis und ein unfallfreies Miteinander sorgen. Am Ende der Tour spricht er sogar ein nachhaltiges Lob für die Autofahrer aus, die auch auf dieser Rundfahrt wieder sehr viel Verständnis und Toleranz für die schwarzen Ritter auf den blinkenden Bikes bewiesen haben.

Der röhrende Lindwurm aus 66 Motorrädern sorgt vielfach für Aufsehen. Nicht nur ältere Herren bleiben staunend und grinsend am Straßenrand stehen. Viele Kinder winken der Gruppe vom Bürgersteig oder aus den Autos heraus zu und mancher in den kleinen Ortschaften tritt vors Haus, um sich dieses rare Spektakel nicht entgehen zu lassen. Klar, dass in einigen der harten Biker auch jeweils eine kleine Primadonna steckt - nicht umsonst haben sie den Lack und die Chromteile am Vortag noch gewienert und poliert. Die schönen Maschinen sollen schließlich Blicke anziehen. "Natürlich gehört gesehen zu werden bei so einer Massentour mit dazu", weiß Frank Lanz. Eine gute Stunde dauert die Tour bis zur Mittagsrast beim befreundeten Verein MC Road Knights nahe Pfaffenhofen. Die Kameraden dort sind mit Grillfleisch und alkoholfreien Getränken bestens auf den Besuch vorbereitet und nach der Rast trudeln alle am frühen Nachmittag im Pulk wohlbehalten und ohne besondere Vorkommnisse wieder in Altmannstein ein. Alle haben ein seliges Lächeln im Gesicht und viel zu erzählen. "Das war heute echt o.k. Hauptsache ist, dass nix passiert ist", freut sich Tom Herzog.