Schrobenhausen
"Freies Lernen ist für manche nicht die geeignete Methode"

22.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr
Ruth Stamm: Schulleiterin der Grundschule Gachenbach. −Foto: oh

Gachenbach (SZ) So pauschal könne man das nicht sagen, kommentiert Ruth Stamm die Ergebnisse der von der Kultusministerkonferenz in Auftrag gegebenen Studie zum IQB-Bildungstrend.

Das komme immer auf die Kinder an, ist die Schulleiterin der Gachenbacher Grundschule überzeugt. "Aber wir stellen schon fest: Beispielsweise in Deutsch haben die Schüler im Vergleich zu früher schon ein bisschen nachgelassen." Was unter anderem daran liege, dass die Kinder unterm Strich heute weniger lesen, vermutet Stamm. Und sie findet: "Freies Lernen ist für manche Kinder einfach nicht die geeignete Lernmethode."

 

Gerade im Rechtschreiben führe eben auch Übung zum Erfolg. Ähnlich sehe es zumindest teilweise im Fach Mathe aus. Das Einmaleins etwa - Übungssache. "Wenn die Eltern das mit den Kindern üben, sacken sie auch nicht so ab", ist Ruth Stamm überzeugt.

Den neuen LehrplanPlus hält Ruth Stamm grundsätzlich für gelungen. "Ich finde es wichtig, dass die Kinder nach dieser Art unterrichtet werden; dass sie reflektieren, was sie da machen." Beim Reden über den entsprechenden Sachverhalt käme dann zur Sprache, wo es eventuell noch hapert.

Einen frappierenden Unterschied zu früheren Lehrplänen sieht die Gachenbacher Schulleiterin im LehrplanPlus ohnehin nicht. "Wenn man das früher schon gemacht hat, ist es nicht so eine riesengroße Umstellung."

Doch was würde sie eigentlich Kritikern antworten, die das derzeitige Grundschulsystem von Grund auf verteufeln? "Die sollen einfach mal den neuen Lehrplan lesen!", so ihr Tipp. Denn darin vorgesehen sei viel Raum für Kinder, die sich vom Rest der Truppe unterscheiden. Schließlich werde den Kindern hier die Möglichkeit geboten, nach ihrem eigenen Tempo zu arbeiten.

"Eine Mischung aus altem und neuem Lehrplan" würde Ruth Stamm zusammenbasteln, könnte sie das Grundschulsystem von Grund auf umkrempeln. "Der neue Lehrplan hat ganz viele Gutes", ist sie überzeugt, genauso wie es beim alten der Fall gewesen sei. Ansonsten finde sie das Grundschulsystem so wie es ist durchaus in Ordnung - was nicht bedeutet, dass man an der Gachenbacher Grundschule nicht auch mit dem einen oder anderen Problem zu kämpfen habe. Sollte beispielsweise die Zahl der Inklusionskinder zunehmen, die Klassenstärken aber mit höchstens 28 Kindern beibehalten werden - erst ab 29 Kindern darf geteilt werden -, sei es schwer, allen, vor allem auch den Inklusionskindern, gerecht zu werden. Von Überlegungen, dass die Klassenstärken nach unten geschraubt würden, sei ihr jedoch noch nichts zu Ohren gekommen, so Stamm. "Es wäre wünschenswert", sagt sie, wohl wissend, dass das alles eine Frage des Geldes und der Lehrerzahl sei.

Bei alledem sei wichtig, "einen guten Mittelweg zu finden", sagt die Gachenbacher Schulleiterin, "dass man nicht alles verabsolutiert. Und dass man wirklich versucht, alle mit ins Boot zu nehmen."

DIE SERIE

Die Kultusministerkonferenz hat vor Kurzem eine Studie vorgelegt, nach der es mit den Kompetenzen von Grundschülern alles andere als rosig aussieht. Wie sieht die Situation im Schrobenhausener Land aus? Welche Verbesserungsmöglichkeiten sehen Lehrer? Stimmt das Drumherum? Wie gut ist der neue Kompetenzlehrplan? Fragen über Fragen, über die zu reden ist. | SZ