Riedenburg
Freie Wähler punkten in Stadt und Land

Analyse der Kommunalwahl bei der Jahresversammlung - Thea Helmich neue Schriftführerin

02.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:51 Uhr
Gratulation in Corona-Zeiten: Der FW-Vorsitzende und Dritte Bürgermeister Wolfgang Wirth freut sich bei der Jahresversammlung, dass die frühere Stadträtin Thea Helmich kommissarisch das Amt der Schriftführerin übernimmt. −Foto: Rast

Riedenburg - Die Freien Wähler Riedenburg sind mit dem Ausgang der Kommunalwahlen im März sehr zufrieden. Das wurde bei der Jahresversammlung der politischen Gruppierung am Freitagabend deutlich. Die Freien Wähler stellen mit Wolfgang Wirth nicht nur Riedenburgs Dritten Bürgermeister, sondern es gelang ihnen auch, die Zahl ihrer Stadtratsmandate auf zwei zu verdoppeln. In Zahlen ausgedrückt, schaffte man gegenüber der Kommunalwahl im Jahr 2014 einen Zuwachs von 111 Prozent und vereinigte insgesamt 11,5 Prozent der Wählerstimmen auf sich.

Der FW-Fraktionssprecher Sebastian Graf (kleines Foto) hatte im Vorfeld des Treffens eine arbeitsintensive Wahlanalyse zusammengestellt, die er den zwölf anwesenden Mitgliedern präsentierte. Den Grundstein für die jüngsten Erfolge legte man nach seiner Überzeugung bereits im März 2018, als ein neuer Vorstand gewählt wurde. Dessen Mitglieder hätten lange und intensiv nach geeigneten Kandidaten für die Stadtratsliste Ausschau gehalten. "Wir haben insgesamt 83 Leute angefragt, ob sie kandidieren wollen. Aber diese Arbeit hat sich gelohnt." Zwar sei man am Ende nur mit zehn Kandidaten in den Wahlkampf gezogen, doch die Qualität der Persönlichkeiten sei ausschlaggebend gewesen. "Bei der Ausarbeitung des Wahlprogramms waren unsere Meinungen, Einstellungen und Werte als Freie Wähler wichtiger, als der Mehrheit nachzulaufen", berichtete Graf. Zudem habe man das Design der Webseite komplett erneuert und sei ab Januar auch in den sozialen Medien aktiv gewesen. "Es war ein sehr anstrengender Wahlkampf, aber das hat auch Spaß gemacht."

In acht Wahlkampfveranstaltungen habe man um das Vertrauen der Bürger geworden, den meisten Zuspruch habe man in Riedenburg und Jachenhausen erfahren. Im letztgenannten Ortsteil habe der FW-Vorsitzende Wolfgang Wirth am Ende bei der Stimmenzahl sogar die Bürgermeisterkandidaten hinter sich gelassen und die Freien Wähler seien in Jachenhausen zur zweitstärksten Kraft geworden. Wirth habe von den insgesamt 82 Kandidaten, die alle Parteien und politischen Gruppierungen insgesamt aufgeboten hatten, das siebtbeste Ergebnis erzielt.

Zufrieden sind die Freien Wähler auch mit der Verteilung ihrer Wählerklientel zwischen Stadt und Land, wo man jeweils um die zehn Prozent der Stimmen erreicht habe. "Wir können in der Kernstadt und in den Ortsteilen gleichermaßen punkten", lautete Grafs Fazit. Noch besser habe man bei der Briefwahl abgeschnitten, wo sich die Ergebnisse zwischen 11,2 und 14,5 Prozent bewegten. Mit dieser ausgeglichenen Wählerverteilung unterscheide man sich positiv von der CSU, die zwar in der Kernstadt 53 Prozent erreicht habe, am Land aber nur 28 Prozent. Ähnlich inhomogen sähen die Zahlen bei der CWG aus, die in der Stadt nur auf 14 Prozent, am Land aber auf 41 Prozent gekommen sei, erläuterte Graf.

Peter Schwägerl, früherer Stadtrat und Urgestein der Freien Wähler, lobte die Mitglieder für deren gute Arbeit: "Dieses Ergebnis hätte den Freien Wählern noch vor einem Jahr niemand zugetraut." Auch die frühere Stadträtin Thea Helmich, die nicht mehr zur Wahl angetreten war, äußerte ihre Zufriedenheit. "Ich bin stolz auf meine Nachfolger und glücklich, dass wir nun wieder zwei Stadträte stellen." Bekanntlich hatte Thea Helmich in den vergangenen sechs Jahren als Einzelkämpferin im Gremium agiert. "Die CSU hat mir einen Platz in ihrer Fraktion angeboten", erzählte sie. Dieses Ansinnen habe sie jedoch abgelehnt.

Die frühere Vorsitzende wurde einstimmig zur kommissarischen Schriftführerin gewählt. Sie ist damit die Nachfolgerin der vor wenigen Monaten gestorbenen Ingrid Lauerer. Bei der Jahresversammlung im März kommenden Jahres will man das Amt des Schriftführers dann wieder dauerhaft besetzen. "Thea Helmich hat sich sechs Jahre alleine durchgebissen", bestätigte Graf. Er habe Zweifel, ob es die Riedenburger Freien Wähler noch in dieser Form geben würde, wenn sie das Handtuch geworfen hätte. Darauf erwiderte Thea Helmich lachend: "Aufgeben wäre für mich nie infrage gekommen."

Sie berichtete kurz von ihrer Tätigkeit als Riedenburger Kulturbeauftragte, auf die sie sich vor allem konzentriert habe. Neben Theateraufführungen, Lesungen und Ausstellungen sei die Organisation der Literaturtage Oberpfälzer Jura, in die sie fünf Monate Planungsarbeit gesteckt habe, ein Höhepunkt ihrer Amtsperiode gewesen. "Ich möchte diese Zeit nicht missen, auch wenn man manchmal gegen Wände läuft. Persönlich habe ich davon profitiert." Thea Helmich wünschte ihrer Nachfolgerin Karin Dachs "Glück und ein gutes Händchen". Den neuen FW-Stadträten riet sie, "Geduld, Weitblick und ein dickes Fell" mitzubringen.

Graf erläuterte den Mitgliedern, wie Bürgermeister Thomas Zehetbauer (CWG) die neue Gestaltungsmehrheit im Stadtrat geschmiedet hat. Nach dem Wahlabend am 15. März seien erste Anrufe aus der CWG gekommen. "Die waren durchwegs positiv und es herrschte eine angenehme Gesprächsatmosphäre." Man habe gemeinsam die kommunalpolitischen Ziele für Riedenburg abgesteckt und dabei Überschneidungen zwischen den Wahlprogrammen von CWG und Freien Wählern festgestellt. Leider habe das alles am Telefon stattfinden müssen, denn wegen der Pandemie seien alle persönlichen Gespräche auf Eis gelegt gewesen. Die SPD und die Bürgerliste seien in dieser Phase ebenfalls an einer konstruktiven Zusammenarbeit interessiert gewesen. "Aus der CSU kam niemand auf uns zu", erinnerte sich Graf. Als Zwei-Mann-Fraktion sei man jedoch nicht in der Position gewesen, von sich aus die Initiative für Gespräche zu ergreifen.

Angesichts des Abschneidens bei der Kommunalwahl sieht der Fraktionssprecher seine politische Gruppierung "gestärkt in die Wahlperiode" gehen. Als erste Erfolge nannte er die Veröffentlichung der Stadtrat-Protokolle, um mehr Transparenz zu gewährleisten, sowie die Verbesserung der Infrastruktur am Badesee St. Agatha. Graf versprach, dass die FW-Fraktion in den kommenden sechs Jahren eine sachbezogene Zusammenarbeit mit allen Fraktionen pflegen werde.

rat