Pfaffenhofen
"Freie Fahrt von Pfaffenhofen nach München und Ingolstadt!"

1867 erfolgte mit der Eisenbahneröffnung der Startschuss in ein neues Kapitel der regionalen Verkehrsgeschichte

17.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr

Eine Dampflokomotive aus den 1930er Jahren: Statt sechs Stunden mit der Kutsche fuhr man mit ihr in der Hälfte der Zeit von Ingolstadt nach München. - Foto: Archiv

Pfaffenhofen / Ingolstadt (DK) Mit der feierlichen Eröffnung der Eisenbahnlinie München-Ingolstadt am 14. November 1867 begann eine neue Epoche, die das Leben der Menschen und die gesamte Region stark verändern sollte. Das Tempo im Alltag gewann an Fahrt, die Städte München und Ingolstadt waren jetzt in kurzer Zeit zu erreichen, und in den Augen vieler schien sich das Leben nun schneller zu drehen.

Von den einen als großer Fortschritt gefeiert, standen andere dem neuen Verkehrsmittel Eisenbahn anfangs sehr ablehnend gegenüber.

Schon knapp zehn Jahre vor der Eröffnung der Strecke München-Ingolstadt setzten erstmals Überlegungen ein, das bis dahin noch sehr lückenhafte Schienennetz im Königreich Bayern in das Gebiet des heutigen Landkreises auszudehnen. Der Eichstätter Bürgermeister Fellner regte 1858 an, eine Quertrasse von Pleinfeld über Eichstätt, Pfaffenhofen und Freising zu errichten. Sie sollte die damals bestehenden Strecken München-Augsburg-Nürnberg und München-Landshut-Regensburg miteinander verbinden. Der Pfaffenhofener Magistrat unter Bürgermeister Anton Rieder war begeistert, doch setzte der bayerische Staat zunächst auf den Ausbau anderer Verbindungen.

Zwei Jahre später sollte auf Drängen König Max II. von oberster Stelle der Impuls ausgehen, der den Raum Pfaffenhofen für den Eisenbahnverkehr erschloss. Der König drängte auf eine direkte Verbindung der königlichen Residenzstadt München mit der strategisch wichtigen Festungsstadt Ingolstadt. Bei den Streckenplanungen spielten im 19. Jahrhundert neben wirtschaftlichen Interessen stets militärische Erwägungen eine wichtige Rolle.

Angedacht war im Jahr 1860 eine Strecke über Dachau, Jetzendorf, Scheyern und Pfaffenhofen nach Pörnbach und Geisenfeld zum damaligen Endbahnhof Ingolstadt. Vorübergehend kam ein konkurrierendes Projekt zur Sprache, das beinahe den Bau einer Eisenbahn durch den Landkreis Pfaffenhofen verhindert hätte: Die Gemeinden des Paartals regten eine Verbindung Münchens mit Ingolstadt über Friedberg, Aichach und Schrobenhausen an. Die jedoch wesentlich längere Fahrzeit auf der "Paartallinie" ließ die Entscheidung im Jahr 1864 schließlich zugunsten einer Trasse über Dachau und Pfaffenhofen fallen. Aufgrund der ablehnenden Haltung einzelner Gemeinden und der Bestrebungen der Märkte Wolnzach und Geisenfeld, die den Gleisverlauf näher an ihrer Gemeinde sehen wollten, erhielt die Strecke ihren heutigen Verlauf. Noch im Jahr 1866, als die Bauarbeiten bereits begonnen hatten, war die exakte Trasse nicht endgültig festgelegt.

Während der knapp zweijährigen Bauzeit von Dezember 1865 bis Oktober 1867 entstanden im heutigen Landkreisgebiet Pfaffenhofen Bahnhöfe in Reichertshausen, Pfaffenhofen, Rohrbach (Wolnzach-Bahnhof) und Reichertshofen. Im Zuge der Anpassung an das Terrain mussten zahlreiche Durchlässe und mehrere Brücken gebaut werden. Taleinschnitte im südlichen Landkreis sowie bei Fahlenbach dienten ebenso der Anpassung an das Gelände wie mehrere Meter hohe Anschüttungen, um einen möglichst ebenen Verlauf des Bahndamms herzustellen. Allein im Landkreisgebiet wurden 35 Bahnwärterhäuser errichtet.

Am 14. November 1867 erfolgte dann die Freigabe für den allgemeinen Verkehr, begleitet von festlicher Musik und dem erstmals zu vernehmenden Geräusch der Dampflokomotive. Dreimal täglich verkehrte ein Zug zwischen München und Ingolstadt, wofür er in einfacher Richtung etwa drei Stunden Fahrzeit benötigte. Für die Bevölkerung eine erhebliche Zeitersparnis, denn Fahrten von Pfaffenhofen nach München mit der Kutsche dauerten gut sechs Stunden.