Wolnzach
Freie Bahn für Fische

Renaturierung der Wolnzach vor Haushausen: Flaches Raugerinne ersetzt alten Betonabsturz

27.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:09 Uhr
Über rund 50 Meter erstreckt sich das sogenannte flache Raugerinne in Riegelbauweise, das im Verlauf der Wolnzach kurz vor Haushausen etwa auf Höhe des Schlossbergs entstand. Es soll die geforderte biologische Durchgängigkeit wiederherstellen. −Foto: Rebl

Wolnzach - Es ist ein weiterer Schritt zu einem verbesserten ökologischen Zustand der Wolnzach: In einem Bereich vor Haushausen - auf Höhe des Schlossbergs - waren kürzlich Bagger am Werk. Die Arbeiten hatten nichts mit der Hochwasserfreilegung zu tun, wie vielleicht mancher vermutete. Vielmehr handelte es sich um eine Renaturierungsmaßnahme. "Hier geht es um die biologische Durchgängigkeit, also die Wolnzach wieder fischpassierbar zu machen", erklärt Martin Burkhart als Sachgebietsleiter Gewässerentwicklung im Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt auf Anfrage.

Konkret wurde in dem Bereich ein alter Doppelabsturz aus Beton abgebrochen und durch ein flaches Raugerinne in Riegelbauweise ersetzt. Betonabstürze wie der dortige wurden laut Martin Burkhart vermutlich in den 1960er Jahren nachträglich eingebaut, also lange nachdem in den 1930er Jahren die Wolnzach wie viele andere Fließgewässer in Bayern begradigt wurde. "Damals war biologische Durchgängigkeit noch kein Thema", so Burkhart. Jetzt umso mehr: Sie ist als wichtiges Ziel der EU-Wasserrahmenrichtlinie und der Wassergesetze aufgeführt. Der Grund: Vor allem Fische benötigen durchwanderbare Fließgewässer unter anderem zur Fortpflanzung und zur Nahrungssuche. Den gewünschten guten ökologischen Zustand gemäß Wasserrahmenrichtlinie hatte die Wolnzach aber nicht erreicht, wie Burkhart erklärt. Ihr Zustand wurde aufgrund bestimmter Parameter nur als "mäßig" beurteilt. Ursache dafür seien neben den Laufbegradigungen die vielen Querbauwerke gewesen, die außerdem zu Rückstau und einem Verlust der Fließdynamik führen. "Deshalb waren Verbesserungen notwendig."

Vieles sei diesbezüglich bereits passiert, verweist der Vertreter des Wasserwirtschaftsamts auf die strukturverbessernden Maßnahmen, die in den vergangenen Jahren im Rahmen der Hochwasserfreilegung gemacht wurden. Dabei wurden schon mehrere nicht durchgängige Sohlabstürze in durchwanderbare Raugerinne umgebaut. Mit Blick darauf stellt Burkhart fest: "Wir sind mit der Renaturierung der Wolnzach schon relativ weit gekommen." Einige Verbesserungen stünden aber noch aus. Unter anderem auf dem sehr begradigten Flussverlauf bis Geroldshausen "haben wir noch bisschen was vor".

Das auf Höhe Schlossberg errichtete Raugerinne, das den alten Absturz ersetzt und die Fallhöhe ausgleicht, hat eine Gesamtlänge von rund 50 Metern. Überwunden wird ein Höhenunterschied von rund 65 Zentimetern. Dazu wurden insgesamt acht Steinriegel aus großen quaderförmigen Wasserbausteinen verbaut. Auch die einst betonierte Uferwand wurde abgetragen und durch Wasserbausteine ersetzt.

Bei dem nun sehr flachen Gefälle von 1,2 Prozent haben Fische quasi freie Bahn. "Sie können wunderbar wandern", erklärt Martin Burkhart. Gleichzeitig sei hier ein strukturreicher Abschnitt und damit ein schöner Lebensraum für Wassertiere entstanden.

Die Kosten für die Umbauten, die vollständig vom Wasserwirtschaftsamt geplant und umgesetzt wurden, belaufen sich nach dessen Angaben auf rund 10000 Euro. Kosten, die normalerweise der Freistaat Bayern trägt, in diesem speziellen Fall aber von der Marktgemeinde Wolnzach übernommen werden - "als Kompensation für die Einleitung von Niederschlagswasser in den Larsbach und den Eglseegraben", so Burkhart.

WZ

Katrin Rebl