Riedenburg (DK) Die Geierdame Mary von der Rosenburg hat sich noch nie um Konventionen gekümmert, und schon gar nicht darum, was die Falkner von ihr erwarten. Gestern machte sich das – genau deshalb so berühmte – Federtier wieder einmal eigenmächtig auf den Weg in die Riedenburg City.
Wenn die Falkner auf der Rosenburg ihre Mittagspause machen, dann mache ich halt alleine einen Ausflug hinunter in die Stadt – so oder so ähnlich wird Bayerns berühmteste Geier-Dame gestern wohl gedacht haben, als sie sich kurz vor dem Zwölfuhrläuten auf ihren ganz eigenen Weg gemacht hat. Und bei Mary bekommt der Begriff Aus-Flug immer wieder seine ursprüngliche Bedeutung zurück.
Knapp 30 Grad im Schatten und ein strahlend blauer Himmel waren für den Gänsegeier gestern Grund genug, um zum wiederholten Mal im Alleingang den Falknern ein Schnippchen zu schlagen.
Natürlich fuhr Falkner Stefan Möllmann als erstes in den Fuchsgarten, um das entfleuchte Tier wieder einzufangen. Da fliegt Mary gerne hin und lässt sich anschließend mit dem Auto abholen. In Riedenburg nennen die Leute dieses Schauspiel liebevoll nur noch "Geier-Taxi".
Aber gestern hatte der Falkner im Fuchsgarten kein Glück. Offenbar hatte Mary bei dieser Hitze kurz vor 12 Uhr noch keinen Hunger – oder einfach keine Lust auf Biergarten. Seelenruhig ließ sich der Vogel deshalb auf der Mauer neben dem Riedenburger Feuerwehrhaus nieder. Und kurz vor dem Eintreffen von Stefan Möllmann – Mary ist schließlich nicht dumm – flüchtete das Tier dann auf die Terrasse einer kleinen Wohnanlage neben dem Feuerwehrhaus.
Trotzdem: Der Ausflug von Mary endete letztendlich wie immer, eben in den Armen und im Auto von Stefan Möllmann. Der durfte diesmal das Geier-Taxi fahren und Mary zurück zur Rosenburg chauffieren.
Beim Anblick von Möllmann wollte Mary zwar noch von der sonnigen Terrasse in ein Wohnzimmer fliehen, aber da hatte der Wohnungsinhaber etwas dagegen und versperrte dem stolzen Tier den Weg.
Ob Mary nun wegen der verwehrten Gastfreundschaft beleidigt ist, war gestern nicht mehr in Erfahrung zu bringen. Vermutlich wird die Geier-Dame aber nächstes Mal wieder im Biergarten einkehren. Denn da gibt es ihre Lieblingsgerichte: Wurstsalat mag sie ganz gerne, aber auch Steckerlfisch. Und neuerdings, das ziemt sich wohl so in Bayern, steht der berühmte Gänsegeier ja sogar auf kühlem Bier.
