Hilpoltstein
Frauenbund fordert mehr Mitsprache

Kritische Töne bei Jubiläumsfeier des KDFB-Zweigvereins Hilpoltstein - Bischof Hanke beklagt Benachteiligung im Alltag

03.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:15 Uhr
KDFB-Vorsitzende Marianne Herzog entzündet die neue Kerze des Hilpoltsteiner Frauenbunds (oben) beim Festgottesdienst mit Bischof Hanke. −Foto: Heubusch

Hilpoltstein (HK) Mit einem festlich gestalteten Pontifikalgottesdienst, den der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke zusammen mit dem Hilpoltsteiner Stadtpfarrer Franz-Josef Gerner, dem Ruhestandsgeistlichen Franz Schmid und Diakon Albert Mildner zelebrierten, feierte der Zweigverein Hilpoltstein im Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) sein 100-Jähriges Gründungsfest. In der Hilpoltsteiner Stadtpfarrkirche St. Johannes der Täufer segnete das Oberhaupt des Bistums die neue Kerze des KDFB, die von der Vorsitzenden Marianne Herzog mit der Flamme von der Osterkerze erstmals entzündet wurde.

Bischof Gregor Maria Hanke betonte in seiner Festpredigt, dass jede Zeit ihre Stärken, ihr Licht, aber auch ihre Schwächen habe. Zur Zeit der Gründung des Hilpoltsteiner Frauenbundes habe sich in Deutschland die Tatsache durchgesetzt, dass Frauen mehr Rechte haben sollten. Auch wenn dies heute sehr weit fortgeschritten sei, seien Frauen nach wie vor benachteiligt. Besonders sei dies im Erwerbsleben, der Anzahl von Frauen in Führungspositionen sowie später bei der Rente zu spüren.

Hanke betonte weiter, dass die Frauen schon von Jesus geehrt worden seien. Im Laufe der Zeit sei die Kirche oftmals von Frauen entscheidend mitgeprägt worden. Besonders das soziale Engagement sei früher meist von Frauen ausgegangen. Auch heute werde die Geschichte - wie beispielsweise durch den KDFB - fortgeschrieben. Man könne dankbar zurückblicken und müsse stolz sein, denn Frauen seien heutzutage aus dem kirchlichen Leben nicht mehr wegzudenken. Sie haben zahlreiche zum Teil hohe Ämter im Pfarrgemeinderat, den Kirchenverwaltungen und sogar in der Bistumsverwaltung inne.

Doch müsse die Erwerbstätigkeit stets mit der Familie vereinbar sein. Mann und Frau in der Familie seien nicht austauschbar, betonte Bischof Gregor Maria. Die Gleichwertigkeit des Unverwechselbaren müsse erhalten bleiben. Jeder habe seine auf ihn zugeschriebenen Aufgaben.

Am Ende seiner Predigt dankte der Bischof den Frauen vom Hilpoltsteiner Zweigverein und zollte ihnen für ihre Leistungen, die sie für die Kirche erbringen, großen Respekt. Er bat sie, auch Jüngere einzubinden, damit dieser in Zukunft weiter bestehen könne.

Nach dem Festgottesdienst zogen die Mitglieder des Jubelvereins zusammen mit den Ehrengästen, dem geistlichen Dienst und den Fahnenabordnungen der Gastvereine, angeführt von der Stadtkapelle Hilpoltstein zur Stadthalle, in der der Festtag fortgesetzt wurde.

Dort angekommen zeigte sich die Vorsitzende des KDFB Hilpoltstein, Marianne Herzog erfreut, dass so viele Gäste gekommen seien und die Stadthalle nahezu bis auf den letzten Platz gefüllt sei. Besonders erfreut sei sie, dass viele Fahnenabordnungen von benachbarten Vereinen gekommen seien.

Die Vorsitzende blickte mit großem Stolz kurz auf die Zeit der Gründung des Hilpoltsteiner Zweigvereins im Jahr 1919 zurück und betonte besonders, dass es damals couragierte und engagierte Frauen gewesen seien, die unter der Leitung der ersten Vorsitzenden Maria Wagner den Verband in die Zukunft geführt hätten. Diese hätten sich dafür eingesetzt, dass Frauen gleichberechtigt in Politik, Gesellschaft und Kirche teilnehmen konnten. Man wolle gemäß dem Leitsatz auf der Fahne des Hilpoltsteiner Zweigvereins: "Mit dir wollen wir unsere Wege gehen", den Verein auch künftig durch Höhen und Tiefen begleiten.

Statt der üblichen Grußworte kamen die Ehrengäste in einer Art Interview, das Elke Pilkenroth moderierte, zu Wort. Hierbei betonte Stadtpfarrer Gerner anhand des geflügelten Wortes "ein Pfarrer ohne Frauenbund ist ein armer Hund", dass Frauen in einer Pfarrgemeinde wichtig seien und auch wichtige Positionen erfüllen sollten. Lieselotte Janetzky von der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde fand eine gute, harmonische Zusammenarbeit der beiden Konfessionen besonders wichtig.

Auf die Frage, wie er zum Ehrenamt stehe und zu diesem gekommen sei, antwortete Landrat Eckstein, dass das Engagement in einem Verein mit dem eigenen "Trau' dich, geh' einfach mal hin" beginne. Weiter betonte er, dass es vor fünfzig Jahren sicher keine Veranstaltung mit einem solch hohen Frauenanteil gegeben hätte. Auch der Hilpoltsteiner Bürgermeister Markus Mahl betonte, dass es ihm wichtig sei, mit den mehr als 200 Vereinen der Stadt gut zusammenzuarbeiten. Mahl beglückwünschte den Jubelverein und bat die Verantwortlichen, im bisherigen Sinn weiterzumachen.

Walburga Kretschmeier, die Vorsitzende des Diözesanverbandes Eichstätt, erklärte, dass sich der Frauenbund zum Ziel gesetzt habe, niemals stehen zu bleiben. An Bischof Hanke gewandt sagte sie, dass die Frauen in ihrem Verband in der Kirche besser akzeptiert werden möchten und zu allen Ämtern zugelassen werden sollten. Die Gleichstellungsbeauftragte im Landkreis Roth - dieses Amt gibt es hier bereits seit 1996 - betonte, dass das Motto des Frauenbundes auch für sie wichtig sei und sich Männer und Frauen mehr denn je auf Augenhöhe begegnen sollten. Leider seien derzeit immer noch nur etwa ein Viertel aller Führungspositionen durch Frauen besetzt.

Vor dem gemeinsamen Mittagessen trug sich Bischof Gregor Maria Hanke zusammen mit den Ehrengästen in das Goldene Buch der Stadt ein. Den offiziellen Teil des Jubiläums ließ Marianne Herzog mit Dankesworten in Gedichtform und Geschenken an alle Frauen aus dem Vorstand ausklingen. Nach einem Theaterspiel mit dem Titel: "Mannomann - Dieser Frauenbund" endete die Jubiläumsveranstaltung mit Kaffee und Kuchen.

Rudolf Heubusch