Ingolstadt
"Frauen verdienen mehr"

Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in Ingolstadt bei 41 Prozent - Aktion "Rote Taschen" am nächsten Dienstag

10.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:46 Uhr

Ingolstadt - Trotz Gleichberechtigung verdienen Frauen in Deutschland weniger als Männer.

Bei 21 Prozent liegt die zuletzt ermittelte Lohnlücke. In einem - bewusst sehr plakativen - Beispiel wird das Durchschnittseinkommen verglichen. Auf ein ganzes Jahr bezogen, würden Männer ab dem 1. Januar bezahlt, Frauen aber erst ab dem 17. März. Die zweieinhalb Monate dazwischen verdeutlichen die Lohnlücke. Der symbolische 17. März ist damit der Equal Pay Day - der Tag der Gleichheit bei der Entlohnung. Aktionen dienen dem Ziel, diese Lücke zu schließen. Auch die Gleichstellungsstelle der Stadt Ingolstadt beteiligt sich daran.

Beim Thema Equal Pay zeigten sich große regionale Unterschiede, sagt die Gleichstellungsbeauftragte Barbara Deimel. In Ingolstadt falle diese Lücke mit 41 Prozent besonders groß aus. Dieser Wert bedeute, dass in Ingolstadt eine Frau durchschnittlich etwa jeden Monat 2000 Euro brutto weniger auf dem Konto habe als ein Mann. Auch im europäischen Vergleich landen die deutschen Frauen laut Deimel ganz hinten, auf dem zweitletzten Platz.

Diese Zahlen finden Barbara Deimel, Ira Schmalbrock, die Leiterin von Pro Beschäftigung, Maike Weiland von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft IFG, Katherine Roegner, Professorin an der TH Ingolstadt sowie deren Frauenbeauftragte, und Astrid von Perponcher vom Unternehmerinnenforum alarmierend. Jetzt ergreifen sie unter dem Motto "Money, Money, Money - Frauen verdienen mehr! " gemeinsam die Initiative. Sie wollen auch zur Entwicklung von Strategien für mehr Lohngerechtigkeit anregen. Dafür haben sie eine Veranstaltungsreihe geplant.

Auftakt ist am Equal Pay Day am Dienstag, 17. März. Um 12 Uhr ruft die Ingolstädter Gleichstellungsstelle zur Aktion "Rote Taschen". Mit roten Taschen, die für die roten Zahlen in den Geldbörsen der Frauen stehen sollen, wird auf die Lohnlücke aufmerksam gemacht. Alle sind eingeladen, mit einer roten Tasche in die Fußgängerzone zu kommen. Die Gleichstellungsstelle hält kostenlos genügend rote Taschen bereit.

Am selben Abend um 19 Uhr lädt Deimel in das Café Moritz ein. An mehreren Tischen können sich Interessierte mit Expertinnen austauschen. Themen sind etwa: Wo verdienen Frauen mehr, weniger oder fast gleich viel wie Männer? Wie verhandeln Frauen erfolgreich? Wie kann Vereinbarkeit von Beruf und Familie ohne Lohneinbußen gelingen? Oder: Wie gelingt Frauen ein Einstieg in technische Berufe?

Wesentliche Faktoren für die im Schnitt schlechtere Bezahlung von Frauen sind bekannt: Viele setzen lang wegen der Kinder oder der Pflege Angehöriger aus, sie arbeiten öfter in Teilzeit, und es sind mehr Frauen als Männer in schlecht bezahlten Sozialberufen tätig. Frauen bewerben sich seltener für Führungsposten - und bekommen diese auch seltener. Streng genommen muss man die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern langfristig betrachten. Sie auf ein Jahres-Brutto und den symbolischen Equal Pay Day herunterzubrechen, ist also nicht ganz präzise, soll aber dem Ziel dienen, pointiert auf die starken Benachteiligungen von Frauen hinzuweisen.

DK