Greding
Franz und Günther waren keine Barbaren

Kinder sind als Detektive im Museum unterwegs, um den Mord am Gredinger Fürsten aufzuklären

24.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:08 Uhr

 

Greding (HK) Interessiert und wissbegierig haben gestern Vormittag 20 Kinder den Ausführungen der Museumsführerinnen Bettina Kempf und Manuela Hartmann gelauscht. Mit detektivischem Gespür versuchten sie, den Mord am Gredinger Fürsten und seinen Begleitern aufzuklären.

Mit manchen Fragen rechnet man als Führerin durchs Museum, mit manchen aber nicht. Während Führungen von erwachsenen Besuchern relativ wenig Überraschungen bergen, müssen die Führerinnen bei Kindern trotz aller Erfahrung manchmal passen. Das haben Museumsleiterin Bettina Kempf und Manuela Hartmann, die derzeit im Kinderhort arbeitet, bei der Museumsführung für Kinder im Rahmen des Gredinger Ferienprogramms gestern wieder einmal festgestellt. „Was passiert denn mit den Augen, wenn die im Grab rausfallen“, will Luca wissen. „Wo kommen die hin“ Nicht die echten Augen der fünf toten Bajuwaren interessieren Anna. Sie hätte gern gewusst, ob die Figuren, die im Museum ausgestellt sind und ein anschauliches Bild vom Aussehen der fünf Bestatteten vermitteln, unter den geschlossenen Augenlidern auch Augen haben. Hier muss Manuela Hartmann passen – trotz der Erfahrung als ehrenamtliche Führerin im Kipfenberger Museum.

Bettina Kempf freut sich über solche Fragen, merkt sie daran doch, mit welchem Engagement die Kinder bei der Sache sind. Die sind gestern Vormittag als Detektive unterwegs und sollen sich Fragen ausdenken, die helfen, den Mord an den fünf frühen Gredingern zu lösen. Denn die Archäologie ist laut Niklas „die Wissenschaft, bei der man schaut, dass man etwas rausbringt“. „Man sucht etwas“, umschreibt Tobias das Fremdwort.

Auf den Spuren von Navy CIS und Criminal Minds machen sich die jungen Detektive auf den Weg und umzingeln das Fürstengrab. Viele von ihnen sind schon einmal im Gredinger Archäologie Museum gewesen, und sie haben sich vieles von dem, was erzählt wurde, gemerkt. „Ihr wisst ja schon richtig viel“, wundert sich Manuela Hartmann. „Ich hab’s in der Zeitung gelesen“, wird noch eine weitere Informationsquelle aufgezählt. Aber es sind noch viele Fragen offengeblieben, deren Antworten bei der Aufklärung des Falls helfen könnten. Die Details mancher Antworten sorgen für betroffene Gesichter. „Sie sind vermutlich in den Wäldern gestorben“, erklärt Manuela Hartmann und spricht von Hieben mit dem Schwert und Schlägen auf den Hinterkopf. Als Grenzgebiet, das dank seiner vielen Quellen genügend Wasser und Nahrung geboten hat, war Greding ein interessantes Ziel für andere Stämme. Die Fünf könnten als Grenzpatrouille unterwegs gewesen oder durch die Wälder geritten sein. „Oder sie waren spazieren“, sagt Anna ganz pragmatisch. „Die hatten doch Schwerter, die hätten sich doch verteidigen können“, überlegt Kilian und schaut die Waffen an. „Die anderen waren in der Überzahl und haben sich von hinten angeschlichen“, ist Tobias überzeugt.

Welchem Stamm die Männer angehört haben, haben die Kinder auch schon mal gewusst – aber wieder vergessen. Der Vorschlag „Kelten“ ist falsch, also gibt Manuela Hartmann als Hilfestellung die zwei Buchstaben „Ba“ vor. Für Anna ist damit die Antwort klar: „Das waren Barbaren.“ Knapp daneben, es waren die Bajuwaren. Und die bekommen von den Kindern spontan Namen. Der Fürst heißt Franz und dann kommen Günther, Olaf, Georg und Tobias, der knapp gegen den Vorschlag Josef gewinnt.

Beim Blick auf die Bestatteten in ihren naturfarbenen Gewändern interessiert sich Niklas dafür, warum der Fürst einen blauen Kittel anhat. „Die Farbe Blau war den Höhergestellten vorbehalten“, erfährt er von Manuela Hartmann. „Also königsblau“, folgert Niklas messerscharf. Angesichts der Fotografien mit den Skeletten, der rekonstruierten Gesichter und der Krankheitsgeschichte der einzelnen Bestatteten werden die Kinder nachdenklich. Die Mehrzahl der Männer, die zwischen 20 und 30 Jahren alt waren, als sie starben, hatte schon in der frühen Kindheit schwere Krankheiten. Das haben die Archäologen herausgefunden, schließlich ist ihr Metier „die Wissenschaft, bei der man schaut, dass man etwas rausbringt.“