Frankenstein-Denkmal

20.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:53 Uhr

Zum Artikel „Ein kleines bisschen Horrorshow“ (DK vom 10. August). Darin ging es um das 20-Jahr-Jubiläum der Frankenstein-Touren durch die Ingolstädter Altstadt.

20 Jahre Mystery-Tours mit Dr. Frankenstein in Ingolstadt! Ein Lob für Michael Klarner und seine Freunde, die die Initialzündung gaben für Nachahmer ähnlicher Gruselführungen in Deutschland. Klug, wer Positives und Nützliches von anderen lernen kann!

Auch wir in Ingolstadt wären keineswegs schlecht beraten, wenn wir anderen etwas abschauen würden. Andere Städte verstehen es nämlich, wie man fiktive Gestalten aus Märchen und Dichtung dauerhaft vermarktet, indem man sie in Erz gießt. Ich denke dabei an Andersens Kleine Meerjungfrau in Kopenhagen, Shakespears Julia samt ihrem Balkon in Verona, August Kopischs Heinzelmännchen in Köln und so viele andere. Aber das Frankenstein-Monster? Die absolute Weltberühmtheit, mit der wir in Ingolstadt aufwarten könnten? Fehlanzeige!

Bei der Sendung des Bayerischen Fernsehens über Napoleon, Bayern und Ingolstadt am 31. Juli hat die Moderatorin offensichtlich ein derartiges Denkmal in unserer Stadt vermisst und deshalb den Zuschauern lediglich eine Hand voll putziger Monster-Embryos präsentiert. Eindrucksvoll waren sie nicht. Oder sollten diese Winzlinge vielleicht sogar auf die Manipulationen an Embryonen hinweisen, zu denen der Machbarkeitswahn unsere Forscher heute drängt? Von grenzenlosem Ehrgeiz getrieben will ja auch der junge Medizinstudent Victor Frankenstein einen Menschen schaffen, der besser ist als das Werk Gottes. Diese Kreatur aber bringt maßloses Verderben.

Genügt also „ein kleines bisschen Horrorshow“, um Menschen mit dem eigentlichen und durchaus zeitgemäßen Anliegen der Shelley-Dichtung vertraut zu machen? Eine seriöse Ergänzung zu all dem Spaß könnte nicht schaden!

Welche Attraktion und Bereicherung gäbe es für die Stadt Ingolstadt mit einem lebensgroßen Denkmal ihres literarischen Sohnes, des Frankenstein-Monsters, das die Aufschrift trägt „Eritis sicut deus“ (Ihr werdet sein wie Gott)? Und das passend zum 200. Geburtstag des „echten Schanzers“ im Sommer 2016!

Ingrid M. Reiß, Ingolstadt