Schrobenhausen
Fragebogen für alle Schrobenhausener

Für den Verkehrsentwicklungsplan werden notwendige Daten gesammelt - Schüler nehmen Zählungen vor

07.09.2020 | Stand 23.09.2023, 13:57 Uhr
Verkehr in Schrobenhausen. −Foto: M. Schalk

Schrobenhausen - Der nächste Schritt auf dem Weg zum Verkehrsentwicklungsplan steht an: Mitte September sollten sich Verkehrsteilnehmer nicht wundern, wenn sie Schülerinnen und Schüler an über 40 Kreuzungen im Schrobenhausener Stadtgebiet sehen, die fleißig die Autos, Fahrräder und alle anderen Fahrzeuge zählen. Außerdem wird ein Fragebogen an alle Haushalte verschickt, bei dem die Stadt auf hohen Rücklauf hofft.

 

130 Schüler der beiden Schrobenhausener Realschulen darf die Stadt in Absprache mit den Schulen einspannen für ihre Verkehrszählung. Eine Win-Win-Situation, denn die Jugendlichen können sich damit zugleich ihr Taschengeld aufbessern, jeder von ihnen bekommt 50 Euro, wie die Klimaschutzbeauftragte Tanja Jenter erzählt. Ausgangspunkt für den ganzheitlichen Ansatz, der nun verfolgt wird im Bereich Verkehr war ein Mobilitätskonzept mit Blick auf den Klimaschutz. Für den Verkehrsentwicklungsplan nun soll die Zählung der Schüler eine Datengrundlage liefern, wie viele Fahrzeuge wo unterwegs sind. An zwei Stellen werten zusätzlich Kameras über 24 Stunden die Verkehrssituation aus.

Allerdings ist den Verantwortlichen von der Planungsgesellschaft Stadt-Land-Verkehr in München klar, dass das nur Punktaufnahmen sind. Deswegen wird zusätzlich im Laufe der kommenden Woche bis Mitte September ein Fragebogen an alle Haushalte Schrobenhausens, auch in den Ortsteilen, verteilt. Hier will man von den Bürgerinnen und Bürgern wissen, welche Verkehrsmittel sie zu welchem Zweck wie oft benutzen.

Natürlich ist der Stadt und den Planern an einem möglichst großen Rücklauf gelegen. "Wir brauchen ein breites Spektrum, denn sonst sind die Ergebnisse nicht aussagekräftig und es werden andere Rückschlüsse gezogen", betont Bürgermeister Harald Reisner (FW). Immerhin koste der Verkehrsentwicklungsplan viel Geld und wolle damit auch eine Verkehrsführung nach Bedarf entwickeln und dafür brauche es eben eine Beteiligung der Bürger. Gerade jene, die mit der aktuellen Verkehrssituation in Schrobenhausen nicht einverstanden seien, sieht Reisner besonders in der Pflicht, mitzumachen, denn nun sei die Möglichkeit, zu handeln. "Wenn nicht jetzt, wann dann?"

Die Haushaltsbefragung gibt es übrigens auch in türkischer Sprache, zu finden ist diese auf der Homepage der Stadt. Neben einem Anschreiben des Bürgermeisters und einem frankierten Rücksendeumschlag findet sich noch ein zweiter Fragebogen im Kuvert. Dieser betrifft die Fahrgewohnheiten seit der Corona-Pandemie. Denn, so Planer Robert Ulzhöfer, man wolle wissen, das sich bei der Mobilität verändert habe in den vergangenen Monaten. Eventuell könne man hier auch auf positive Erfahrungen aufbauen.

"Welchen Effekt hätten Tangenten oder Spangen?", diesen Aspekt will man laut Ulzhöfer unter anderem durch die Erkenntnisse aus den Befragungen und Zählungen herausarbeiten. Außerdem, was im Bereich Bus uns Bahn getan werden kann, ebenso wie für Fußgänger und Radfahrer. "Attraktiver werden, um zum Umdenken zu bewegen" sei hier das Ziel. Und Ulzhöfer ist sicher: "Gerade ist noch Luft nach oben."

Zusätzlich zu den Zahlen aus der Zählung durch die Schüler und der Haushaltsbefragung gibt es noch eine dritte Datenerhebung: So soll es im Oktober eine Befragung von Verkehrsteilehmern an verschiedenen Punkten im Stadtbereich geben. Diesmal sind keine Schüler involviert, sondern eine externe Firma übernimmt diese Aufgabe. Grund dafür ist die Corona-Pandemie, wegen der spezielle Maßnahmen für eine Befragung notwendig sind. So sollen die Mitarbeiter Schutzvisiere tragen, außerdem werden die Fragen auf großen Wänden für die Verkehrsteilnehmer selbst zu lesen sein, damit möglichst wenig kommuniziert werden muss. Es reicht ein kleiner Schlitz in der Autoscheibe, damit die Antworten verstanden und notiert werden können. Der Sinn hinter der Befragung ist, wie Ulzhöfer erklärt, auch die Einpendler zu erreichen. Jene, die beispielsweise zum Einkaufen oder zum Arzt nach Schrobenhausen fahren. Oder aber die, die als Durchgangsverkehr gelten. Denn diesen könnte man mit Tangenten ja unter Umständen verlagern. "Die Zahlen brauchen wir einfach", so der Planer.

Der Verkehrsentwicklungsplan, den der Stadtrat Ende Oktober 2019 in Auftrag gegeben hat, hat sich wegen der Corona-Maßnahmen und des Lockdowns um einige Monate nach hinten verschoben. Tanja Jenter hofft, dass zumindest der Bürgerbeteiligungsprozess wieder live stattfinden kann und nicht auf ein online-Modell verlagert werden muss. Hier will man nun zunächst den Schulbeginn und die Entwicklung der Corona-Zahlen abwarten. Grundsätzlich sollen die Bürger mit über die Schwerpunkte beim Thema Mobilität entscheiden und ihre Ideen einbringen. "Die Bürger müssen mitgenommen werden", betont die Klimaschutzbeauftragte der Stadt. Wichtig sei es außerdem, dass der Verkehrsentwicklungsplan, der insgesamt rund 100000 Euro kostet, nicht ein Verwaltungsdokument für die Schublade wird, sondern ein Maßnahmenkatalog, der dann auch umgesetzt wird. Bürgermeister Reisner sagt dazu: "Wir haben schon genug in der Schublade, die ist schon übervoll. Jetzt wollen wir handeln."

SZ

Isabel Ammer