Eichstätt
Fotokünstler auf der Spur der Vögel

Ausstellung "Airlines" im Jura-Museum eröffnet - Hochkomplexe Technik für faszinierende Bilder

03.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:37 Uhr
Auf die neue Sonderausstellung ?Airlines? im Jura-Museum freuen sich Museumsleiterin Martina Kölbl-Ebert (2. von links), Fotokünstler Lothar Schiffler (2. von rechts), Fototechnikspezialist Nikolai Klassen und die Münchner Künstlerin Karoline Bröckel. Das faszinierende Bild von Möwenschwüngen im Sonnenuntergang gelang Schiffler an der italienischen Küste. ? −Foto: Kusche/Schiffler

Eichstätt (ddk) Geradezu akrobatisch fliegt eine schwarze Traube von Mauerseglern ihre Nistplätze an, Möwen segeln elegant über der Meeresoberfläche, majestätisch gleitet der Adler über den Berg - doch sichtbare Spuren hinterlassen diese Flugkünstler nicht.

Mit Hilfe einer komplizierten Technik ist es dem Münchner Künstler Lothar Schiffler jedoch nun gelungen, Vogelflugspuren fotografisch festzuhalten. Seine faszinierende Ausstellung "Airlines - Vogelspuren in der Luft" ist ab sofort in einer Sonderausstellung im Jura-Museum zu bewundern.

Als Kind schon habe er fasziniert den Bussard beobachtet, der über die Hühnerställe des heimatlichen Schorndorf-Miedelsbach kreiste, erzählt Schiffler auf der Vernissage vergangene Woche. Die Idee habe ihn dann seit den 1980er-Jahren nicht mehr losgelassen, die Flugspuren von Vögeln sichtbar zu machen. Jetzt ist dem unermüdlich experimentierenden Vogelfreund und Fotokünstler genau das gelungen: Bei seinem Fotoprojekt "Airlines" hat Schiffler in mühsamer jahrelanger Arbeit Aufnahmen von Vögeln gesammelt, ihre Spuren in der Luft sichtbar gemacht und sie so gefiltert, dass daraus faszinierende und in höchstem Grad ästhetische Fotografien entstanden.

Iskiographie - so bezeichnet Schiffler das hochkomplexe video- und fototechnische Verfahren, mit dem es gelungen ist, die unglaubliche Schönheit dieser Vogelspuren in der Luft aus Tausenden von Einzelbildern nachzuzeichnen: "Im Gegensatz zur Fotografie - dem Schreiben mit Licht - möchte ich dieses Verfahren als Schreiben mit Schatten - Iskiographie - bezeichnen", erläuterte Schiffler den über 50 staunenden Vernissagegästen auf der Burg seine innovative Technik, die ohne Digitaltechnik und die technische Assistenz von Computerspezialist Nikolai Klassen nicht möglich wäre. Der gelernte Fotograf Schiffler arbeitet dabei mit Hochgeschwindigkeits-Videoaufnahmen seiner modernen Spiegelreflexkamera; rund 50 hochauflösende Bilder pro Sekunde kann er mit dieser aufnehmen. Ein von Klassen geschriebenes Programm, so erklärte Schiffler, zerlege diese Videoaufnahmen dann in Einzelbilder, die anschließend wiederum digital übereinandergelegt würden. Diese Technik ermögliche die automatisierte Rekonstruktion von Tausenden von Einzelbildern ausgewählter Videopassagen zum Bild einer Bewegungsspur: "Ähnlich den Kondensstreifen eines Flugzeugs zeichnet sich damit der exakte Bewegungsverlauf eines Vogelfluges als dauerhafte Spur ab", so Schiffler. Die eigentliche Arbeit für ihn bestehe schließlich daraus, aus der Masse von Linien dann jene Flugbahnen von Vögeln oder Insekten herauszusuchen, die ein ansprechendes Motiv ergeben, ästhetisch wirken.

Es sind aber nicht nur diese ästhetischen Aspekte des Fliegens, sondern eben die handfesten naturwissenschaftlichen und ornithologischen Erkenntnisse, die die neue Technik des 1947 geborenen Fotografen Schifflers hervorbringen kann. "Jedes einzelne Bild lehrt uns eine Menge über Flug- und Sozialverhalten von Vögeln," so betonte Museumsleiterin Martina Kölbl-Ebert bei der Eröffnung der Ausstellung, die übrigens noch um Informationen zum Vogelzug, ein Infoterminal des Max-Planck-Instituts für Ornithologie, Vogelpräparate aus der Naturkundesammlung des Bischöflichen Seminars sowie zeichnerische Vogelfluglinien der Münchner Künstlerin Karoline Bröckel ergänzt wurde.

Die Ausstellung "Airlines" ist noch bis zum 23. September im Jura-Museum auf der Willibaldsburg jeweils Dienstag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr zu sehen.