Altmannstein
"Forstwirtschaft funktioniert nicht wirklich"

Kritische Worte des Präsidenten des Bayerischen Waldbesitzerverbands bei WBV-Versammlung

30.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:08 Uhr

Trends bei der Waldbewirtschaftung zeigte Josef Ziegler in seinem Vortrag auf. - Foto: Ammer

Altmannstein (ais) Mit aktuellen forstpolitischen Themen hat sich Josef Ziegler, Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbands, in seinem Vortrag bei der Jahresversammlung der Waldbesitzervereinigung (WBV) Altmannstein beschäftigt.

Bayern ist charakterisiert durch Kleinprivatwald: Rund 700 000 Menschen besitzen zusammen knapp eine Million Hektar Privatwald, jeder von ihnen allerdings nur maximal 20 Hektar. Insgesamt ist die Fläche dieser Kleinprivatwälder allerdings fast doppelt so groß wie der ganze restliche bayerische Privatwald zusammen. "Der Strukturmangel schränkt die Wirtschaftlichkeit ein", erklärte Ziegler. Oft fehle in diesen Kleinprivatwald-Gebieten nämlich die Infrastruktur, um eine zeitgemäße und nachhaltige Forstwirtschaft zu betreiben. "Das ist eine große Herausforderung."

Oft seien gerade die Besitzer von kleineren Waldstücken nicht in einer WBV organisiert. Dazu komme ein großer Holzvorrat im Wald und damit ein hohes Betriebsrisiko. Im Privatwald würden in Bayern jährlich zwei Millionen Kubikmeter weniger genutzt als zuwachsen. Ziegler sieht den Trend dahingehend, dass der Holzeinschlag nur noch nach Schaden läuft, anstatt einer geplanten Nutzung zu folgen. Stürme und Schädlinge würden damit die Angebotsmenge bestimmen statt der Waldbauern. Das führe zu einem Zickzackkurs, denn Überangebotskrisen und Holzmangel würden sich abwechseln. Dieser scharfe Wechsel führe auch dazu, dass die Säger im Ausland Holz zukaufen, schließlich sei die Unstetigkeit für die holzverarbeitende Industrie als Rahmenbedingung sehr schwierig. Seit 2013 führe das zum Verlust von Marktanteilen wegen Rundholzimports.

Insgesamt hat sich Bayern vom Exporteur zum Holzimporteur verwandelt. "Das liegt daran, dass die Forstwirtschaft nicht wirklich funktioniert", so Ziegler. Zügeweise würde das Holz aus Osteuropa kommen. "Wegen des Umstands, dass wir keine kontinuierliche Holzversorgung schaffen."

Deshalb müsse man aus seiner Sicht davon wegkommen, Holz verkaufen zu müssen. "Kann man Schadholz nicht auch konservieren, damit es nicht gleich auf den Markt kommt" Der Sinn dahinter: keine dramatischen Wechsel mehr im Angebot, so Ziegler.

Der Klimawandel verschärfe die Probleme noch. Auch die Gesellschaft habe sowohl steigende als auch widersprüchliche Ansprüche an den Wald: "Erholung, Naturschutz, Sehnsucht nach Stilllegung und Wildnis." Doch zugleich eine stabile, nachhaltige Rohstoffversorgung für die Wertschöpfungskette Forst-Holz-Papier mit 196 000 Arbeitsplätzen.

Als erfolgreich beurteilte Ziegler die Waldbauoffensive der Landesregierung. "Ohne eine Aufstockung der Ressourcen sind die Probleme nicht lösbar", so Ziegler. Zum ersten Mal habe es auch staatliche Hilfen für die Aufräumarbeiten nach dem Sturm in den Landkreisen Passau und Freyung-Grafenau in Form eines 100-Millionen-Euro-Sofortprogramms gegeben. "Der Geldmangel ist beendet, wir dringen mit unseren Argumenten langsam durch."