Fondssparen - Thesaurierende Fonds puschen Rendite

18.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:03 Uhr

Immer mehr Investmentgesellschaften werben mit ausschüttenden Fonds, denn im Gegensatz zum Kursgewinn sei dieser Ertrag sicher. Die Rendite des Fonds kann jedoch darunter leiden.

Viele Sparer begrüßen es, wenn ihre Fonds Dividenden oder Zinsen ausschütten. Schließlich sei in der aktuellen Niedrigzinsphase der Spatz in der Hand sicherer als die Taube auf dem Dach. Vor allem bei Aktienfonds spielen Dividendenzahlungen eine immer größere Rolle, denn sie hebeln die Gesamtrendite. Allianz Global Investors ermittelte, dass die Rendite des MSCI Europe zwischen 1970 und 2012 zu 43 Prozent durch Dividendenzahlungen erreicht wurde, berichtet Ali Masarwah, Fondsexperte von der Ratingagentur Morningstar. Daher verwundere es nicht, dass in Krisenzeiten, in denen regelmäßige Börsenschwächen zur Tagesordnung gehören, Fondsgesellschaften verstärkt ausschüttende Portfolios bewerben. So empfiehlt Branchenprimus DWS seinen Aktienfonds Top Dividende als Sachwertanlage für Langfristsparer, weil dieser laufend Einkommen aus Dividenden generiere. Die französische Investmentgesellschaft Carmignac Gestion kam jetzt mit den ausschüttenden Anteilsklassen seiner beiden Topfonds: Investissement und Patrimoine auf den Markt.

Bringen ausschüttende Fonds tatsächlich Vorteile für Anleger?

Eher nicht – wie die Analyse zeigt. Der Unterschied zwischen ausschüttenden und thesaurierenden Fonds besteht darin, dass letztere die unterm Jahr vereinnahmten Erträge aus Zinsen und Dividenden umgehend in neue Anteile desselben Fonds investieren. Im Gegensatz dazu zahlen ausschüttende Fonds die Erträge an die Fondseigner aus. Daher gilt: Nur bei thesaurierenden Fonds entspricht die von den Fondsgesellschaften ausgewiesene Rendite der tatsächlichen Fondsrendite. Bei ausschüttenden Fonds kommt es darauf an, was der Anleger mit den ausgekehrten Erträgen macht, die auf seinem Konto landen, so Marsawah. Nur wer am Ausschüttungstag die überwiesenen Erträge umgehend in den gleichen Fonds reinvestiere, der werde am Ende eine gleich hohe Performance erzielen können. Der Fondsexperte warnt: Anleger, die die Erträge hingegen zum Konsum verwenden, anderweitig investieren oder unter die Matratze stecken, werden nicht die volle Fonds-Performance vereinnahmen können. Denn sie profitieren nicht vom Zinseszinseffekt, der bei der Wiederanlage für den Investor arbeitet.

Ohne Wiederanlage droht bei Fonds Minderrendite

Morningstar ermittelte kürzlich die Performanceunterschiede zwischen thesaurierenden und ausschüttenden Fonds. Beispiel DWS Top Dividende: Wer am 31. Mai 2007 Anteile des Fonds erwarb und alle ausgeschütteten Erträge umgehend reinvestierte, der kam zum Stichtag 26.6.2012 auf eine Performance von 0,69 Prozent pro Jahr. Blieb die Wiederanlage jedoch aus, verzeichneten Anleger einen Kursrückgang von minus 2,98 Prozent pro Jahr. Betrachtet man den zurückliegenden Dreijahreszeitraum ist das Bild ähnlich: Die Performance des Fonds von Ende Mai 2009 bis Juni 2012 betrug bei Wiederanlage der Erträge 13,85 Prozent p.a. Ohne Reinvestment fiel das Plus mit 9,88 Prozent deutlich geringer aus. Noch größer fällt der Performance-Unterschied bei Fonds mit hohen Ausschüttungsquoten aus. So erreichte Hochzins-Anleihefonds Loomis Sayles High Income Fund in den vergangenen fünf Jahren eine rechnerische Performance von rund sieben Prozent pro Jahr. Ohne Wiederanlage der Ausschüttungen sackt die Performance auf minus 1,67 Prozent pro Jahr.

Morningstarexperte Marsawah sieht die aktuelle Tendenz kritisch: Angesichts der Fülle neuer ausschüttender Aktien-Produkte wächst die Gefahr, dass Anleger, die vor allem Rendite wollen, von nur vermeintlich attraktiven Ausschüttungserträgen geblendet werden. Wer vom Anlagekonzept eines thesaurierenden Fonds überzeugt sei, sollte besser den Zinseszinseffekt voll wirken lassen und somit die maximale Performance ausschöpfen. Selbst der Einwand, dass ausschüttende Fonds in Baisse-Phasen Vorteile erzielen können, überzeugt Marsawah nicht, denn das Szenario sei aus mehreren Gründen unrealistisch: Wenn es schon den wenigsten Fondsmanagern gelingt, den richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt an den Kapitalmärkten zu finden, dürften die Aussichten für Privatanleger, das Market-Timing hinzubekommen, noch schlechter und damit nicht empfehlenswert sein.

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