Holzgerlingen
Folgenschwerer Fehlschuss

Ingolstadt Dukes verlieren Play-off-Rückspiel in Holzgerlingen und verpassen damit den Aufstieg in die zweite Bundesliga

22.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:38 Uhr

Enttäuschung pur: Die Ingolstadt Dukes um Trainer Eugen Haaf (links) verpassten den Aufstieg in die zweite Bundesliga. - Foto: Mundt

Holzgerlingen (DK) Was für ein Drama rund um die Dukes! Die Ingolstädter American-Football-Cracks standen gestern Abend schon mit eineinhalb Beinen in der zweiten Bundesliga – um dann das entscheidende Play-off-Spiel bei den Holzgerlingen Twister doch noch mit 23:24 (9:0, 0:10, 14:0, 0:14) zu verlieren.

Fassungslosigkeit und Tränen der Enttäuschung bei den Ingolstädtern. „Nein, viel bitterer hätten sie den Aufstieg nicht verpassen können“, so Headcoach Eugen Haaf kopfschüttelnd. Sammy Farghali hatte es fünf Sekunden vor Schluss auf dem Fuß, die Dukes eine Etage nach oben zu schießen – aber sein Fieldgoal-Versuch aus 32 Yards Entfernung flog knapp neben den Torstangen vorbei. Und ganz Holzgerlingen jubelte.

Dabei hatten die Dukes wirklich alles probiert, um den größten Erfolg in ihrer Vereinsgeschichte zu realisieren. So wurde in einer geheimen Kommandosache sogar Trevor Eggleston zurückgeholt. Der Stamm-Quarterback, der eigentlich schon im August in seine US-amerikanische Heimat zurückgekehrt war, unterbrach sein Studium.

Tatsächlich begannen die Ingolstädter extrem selbstbewusst, und damit schienen die Twister überhaupt nicht gerechnet zu haben. So zwang Jordan Barta Johannes Geiger schnell zu einem Safety – 2:0 für die Dukes. Kaum hatten sich die Holzgerlinger von diesem Schock erholt, setzte es unmittelbar danach den nächsten 38-Yards-Pass von Eggleston auf Andrew Blakley – der erste Touchdown der Partie. Da Markus Gmeiner den anschließenden Extrapunktversuch sicher verwandelte, stand es sogar schon 9:0.

Die Twister-Fans unter den rund 1100 Zuschauern wurden folglich immer ruhiger, dafür machten die Ingolstädter Schlachtenbummler mächtig Lärm. So hätte es aus Sicht der Gäste weitergehen können. Tat es aber nicht. Ein Touchdown von Martin Ehrenfried, ein Extrapunkt sowie ein Fieldgoal von Tobias Egeler – und schon stand es plötzlich 10:9 für die Platzherren, das Ganze unmittelbar vor der Halbzeitpause.

Die Dukes wandelten den Ärger darüber schnell in positive Energie um. So fing Max Macek eine von insgesamt drei Interceptions in diesem Match, Jerome Morris trug das Ei dann kurz vor die Endzone und Eggleston besorgte den Rest. Touchdown. Plus Gmeiners Extrapukt bedeutete dies: 16:10, die Ingolstädter lagen wieder vorne. Ja, der Glaube an den Aufstieg war endgültig zurück – genauso wie die Verunsicherung bei den Twister. Kenneth Telfair nutzte diese prompt zu einem 35-Yards-Touchdownlauf – also sogar 23:10, weil auch Gmeiner wieder traf.

Eigentlich sprach nun nichts mehr für Holzgerlingen – außer die Tatsache, dass sich die Dukes mit ärgerlichen Strafen immer wieder selbst aus dem Tritt brachten. So sahen die Referees insgesamt 17 Regelverstöße bei den Ingolstädtern, und nur fünf bei den Twister. „Die Strafen gegen uns waren jedoch allesamt berechtigt“, will Haaf keine Kritik an den Schiedsrichtern zulassen. „Wir leisteten uns für ein entscheidendes Play-off-Spiel zu viele Einzelfehler, das ist Fakt – und dafür können wir niemandem die Schuld geben.“

So schmolz im letzten Viertel der Vorsprung auf 23:16 schnell zusammen – weil ein Touchdownlauf von Quarterback Christoph Münster sowie ein weiterer Extrapunkt von Egeler nicht verhindert werden konnte. Kurz vor Schluss sogar der endgültige Knockout. Münster warf den Football rund 50 Yards auf Stephen de Marco, der beförderte es erneut in die Endzone der Dukes – der Ausgleich. Und da Egeler beim Extrapunktversuch ein drittes Mal an diesem Abend die Nerven behielt, jubelte am Ende Holzgerlingen.

„Wir tragen die Köpfe trotzdem weiter hoch“, sagte Macek – während Headcoach Haaf die Welt nicht mehr versteht. Wann er diese herbe Enttäuschung verdaut habe? „Ich weiß es nicht“, so der 47-Jährige traurig: „Fragen Sie mich in zwei Monaten nochmal, vielleicht habe ich dann eine Antwort darauf.“