Folge 127: Was mit dem Artikel 13 auf sich hat (II)

10.04.2019 | Stand 02.12.2020, 12:44 Uhr

Ende März hat das EU-Parlament beschlossen, das Urherberrecht ans Internetzeitalter anzupassen. Unter anderem sollen künftig UnternehmenfürUrheberrechtsverletzungen haften und nicht mehr die User. Das wollten die Plattformen natürlichvermeiden. Sowie es momentan aussieht, wird das aber nicht bedeuten, dass z.B. Youtube alle kleinen Kanäle schließen wird.

Vielmehr wird es wahrscheinlich so aussehen, dass die Filter verstärkt und verbessert werden. In den Datenbanken dieser Upload-Filter werden digitale „Fingerabdrücke gespeichert, mit denen sich dann Videos und Bilder identifizieren lassen. Wird eine Kopie einer Datei hochgeladen, die auf diesen Fingerabdruck passt, wird sie von der Software blockiert. Dazu müssen aber alle neu hochgeladenen Dateien überwacht werden. Das wird natürlich sehr viel Geld kosten. Bisher kennen Informatiker keinen anderen Weg, wie die Plattformen jeden Beitrag prüfen können. Das Problem ist, dass den Filtern immer wieder Fehler unterlaufen. Besonders rechtliche Ausnahmen (wenn Musik nur kurz im Hintergrund läuft, Parodien) kann die Software nicht erkennen. Besonders kleinere Plattformen geraten dadurch ins Hintertreffen. Ihnen fehlen in der Regel die technischen und finanziellen Möglichkeiten, solche Filter zu entwickeln. Sie werden sie deswegen wohl kaufen oder die Lizenzen erwerben müssen. Zum anderen wird es – wie oben schon erwähnt – zu Fehlern kommen: legale Videos werden immer wieder gelöscht, Parodien, Remixe und Angebote, die mit dem Zitatenrecht versehen sind, werden womöglich blockiert. Viele Nutzer sehen durch diesen Artikel auch einen Verstoß gegen die Meinungsfreiheit – sie sind der Meinung, dass das Filtern in die Privatsphäre eingreift. Deswegen sind so viele Menschen gegen dieses Gesetz auf die Straße gegangen. Sie fürchten, dass das Internet in Zukunft nicht mehr so frei nutzbar sein wird.

Zum Autor: Manfred Liesaus ist Bereichsleiter für Jugendarbeit und Prävention am Pfaffenhofener Landratsamt und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Problemen und Gefahren rund um Computer, Handy und Internet. Er ist unter Manfred.Lies aus@landratsamt-paf.de oder unter der Nummer (0 84 41) 2 72 37 erreichbar.