Flüchtlingsrat: Die Ernährung aus Paketen ist eintönig

27.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:37 Uhr

Riedenburg (rat) Die in Riedenburg untergebrachten Asylbewerber künftig mit Lebensmittelpaketen zu versorgen, hält Alexander Thal für „unsinnig“. Allerdings befürchtet der Sprecher des bayerischen Flüchtlingsrates in München, dass sich dieser Schritt kaum aufhalten lässt. „Der Freistaat beharrt auf dem Sachleistungsprinzip“, weiß Thal aus bitterer Erfahrung. Derzeit erhalten die im früheren Riedenburger Landratsamt lebenden Flüchtlinge regelmäßig Gutscheine, mit denen sie in den örtlichen Discountern wie gewöhnliche Bürger einkaufen können. Doch mit der Übergabe der Immobilie vom Landratsamt an die Regierung von Niederbayern soll ab 1. November auf zentral verschickte Verpflegung umgestellt werden.

Nach Angaben von Thal werden auch die Riedenburger Asylbewerber dann wöchentlich zwei Pakete erhalten. Mit dem einen müssen sie drei, mit dem anderen vier Tage auskommen. Über einen Bestellzettel können sie zwar aus einem „äußerst begrenzten Angebot“ wählen. Doch beim Sprecher des Flüchtlingsrates stößt das Verfahren auf Ablehnung: „Die Ernährung ist eintönig. Wer will schon ein halbes Jahr lang die ewig gleiche Rindersalami essen“ Das gelte auch für den immer gleichen Käse. Zudem seien zum Beispiel die mitgelieferten Semmeln „nach zwei Tagen ungenießbar“.

Thal hat festgestellt, dass in Asylbewerber-Unterkünften, deren Bewohner mit Lebensmittelpaketen versorgt werden, die Abfallmengen rasant zunehmen. „Es wird viel weggeworfen oder sinnlos gehortet“, weiß er. Der Mitarbeiter des Flüchtlingsrates hat in den Unterkünften schon Schränke gesehen, die mit Honiggläsern oder anderen Lebensmitteln vollgestopft waren. „Die Menschen kannten diese Produkte einfach nicht.“ In den Geschäften würden sie dagegen genau das kaufen, was sie brauchen. „Den Flüchtlingen wird jegliche Entscheidungsfreiheit genommen“, rügt Thal.

Die Folgen seien fatal. Denn das wenige Bargeld, das den Asylbewerbern für Telefon, Fahrkarten und Dienstleistungen zusteht, werde dann für Lebensmittel ausgegeben. Der Experte hält das Paketsystem auch für ökonomischen Unfug. Die Produkte müssten zwei Mal in der Woche von Schwäbisch Gmünd, wo die Bestellzettel ausgewertet und die Pakete zusammengestellt werden, über 200 Kilometer nach Riedenburg transportiert werden. „Diese Logistik zahlt der Steuerbürger.“ Unverständlich mutet zudem an, dass die gelieferten Produkte im Discounter oft billiger zu erwerben sind, als deren vom Staat angegebener Nennwert ausweist.