Ingolstadt
Flüchtlinge für den Arbeitsmarkt

Infoabend der AOK gibt Übersicht über Fragen zur Beschäftigung von Asylbewerbern

12.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:11 Uhr

Gastgeber Christof Suttner von der AOK informierte Arbeitgeber über Fragen zur Sozialversicherung bei der Einstellung von Flüchtlingen. - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Fachkräftemangel stellt für Firmen in Ingolstadt und Umgebung nach wie vor ein großes Problem dar. Einige Betriebe werben geeignete Kräfte aus dem Ausland an. Andere möchten Flüchtlinge einstellen oder haben dies bereits getan. "Die Anfragen dazu häufen sich", sagte Christof Suttner, Bereichsleiter bei der AOK Ingolstadt, am Dienstagabend bei einer Infoveranstaltung zum Thema vor Arbeitgebern, Personalverantwortlichen und Steuerfachleuten.

Die Krankenkasse unterstütze solche Einstellungspläne in vielen Belangen, so Suttner. Damit die Verantwortlichen in den Firmen einen Überblick bekommen, an wen sie sich bei Fragen wenden können, hatte die AOK gleich mehrere Experten eingeladen, die hochinteressante Informationen mitgebracht hatten. So erklärte Andreas Perlinger, Leiter der Ausländerbehörde in Ingolstadt, nicht nur, wie ein Asylverfahren abläuft und welche Schwierigkeiten dabei auftreten können, er machte darauf aufmerksam, dass bei einer Einstellung ein ortsüblicher Lohn zu zahlen sei. Voraussetzung für die Arbeitsaufnahme sei eine Aufenthaltserlaubnis. Wie oft so eine Erlaubnis verlängert werden könne, wollte eine Teilnehmerin wissen. In ihrer Elektrofirma sei seit zwei Jahren ein Asylbewerber als Azubi angestellt. Über seinen Antrag sei offenbar noch nicht entschieden. Solange dies nicht geschehen sei, könne die Verlängerung weiter ausgesprochen werden, sagte Perlinger.

Der Kontakt zur jeweiligen Ausländerbehörde sei für Firmen der erste Schritt hin zu einer Einstellung, ergänzte Suttner. Ein anderer Rat folgte von den Experten des Jobcenters. Die Behörde im Sozialen Rathaus in der Adolf-Kolping-Straße solle in jedem Fall aufgesucht werden, bevor Arbeitsverträge mit Flüchtlingen abgeschlossen würden. "Auch wegen eventueller Zuschüsse", hieß es. Empfohlen wurde, zuerst ein Praktikum zu vereinbaren. Geeignete Kandidaten könne das Jobcenter vermitteln. Eine Garantie dafür gebe es nicht. So seien offene Stellen außerhalb der Stadtgrenzen für Flüchtlinge, die auf den ÖPNV angewiesen sind, meist problematisch.

Andere Fragen von Teilnehmern drehten sich um die Beantragung einer Steueridentifikationsnummer (diese erhält man beim Finanzamt) und um die speziellen Belange der Zeit- und Leiharbeit bei der Einstellung von Asylbewerbern. In der Branche sei es, trotz des großen Bedarfs an Arbeitskräften, unmöglich, kurzfristig Leute einzustellen, weil die Behörden auf Anfragen zu langsam reagierten, sagten zwei Personaldisponentinnen unserer Zeitung.

Teilnehmer, in deren Firmen Flüchtlinge beschäftigt sind, konnten auf Nachfrage nur Positives berichten. Mitarbeiter einer Steuerkanzlei waren gekommen, weil viele ihrer Klienten nachfragten, an wen sie sich wenden könnten, wenn sie einstellen möchten und wie es mit der Berufsschulpflicht aussähe. Karl Spindler, Inhaber einer Dachdeckerei, beschäftigt seit vielen Jahren ausländische Mitarbeiter. Aktuell sind darunter zwei Flüchtlinge, die eine Lehre machen. "Wir haben keine Probleme", sagte er und appellierte: "Gebt diesen Leuten eine Chance."

Als Beispiel für eine gelungene Integration brachten die Vertreter der Berufsschule I einen 18-jährigen Somalier mit, der seit zwei Jahren die Schule besucht und jetzt eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik macht. Zwar müsse er früh aufstehen und viel lernen, räumte der junge Mann in nicht immer perfektem Deutsch ein. Seinem zufriedenen Gesichtsausdruck war aber zu entnehmen, dass er auf seine Leistung stolz ist. Dafür erhielt er kräftigen Applaus.