Riedenburg
Florierender Handel mit Feuersteinen

Der Historiker Johann Auer berichtet über die Wege und Burgen rund um Riedenburg

10.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:23 Uhr
Festungsanlagen wie Burg Prunn wurden im Mittelalter bevorzugt an alten Wegen gebaut, um diese Handelsstraßen kontrollieren zu können. −Foto: Erl

Riedenburg (DK) Das Altmühltal rund um Riedenburg ist ein Burgennest. Diese Fülle steinerner Relikte ist für Johann Auer, Historienforscher, Buchautor und Experte für alte Straßen und Wege, eine Fundgrube. Über seine Erkenntnisse berichtete er am Sonntagabend in Riedenburg.

Nahezu 40 Jahre lang erforschte der Landwirt aus Dünzling den Verlauf alter Straßen, Wege und Trassenführungen im Gelände und fand dabei manche Bezugspunkte zur Entwicklungsgeschichte der Region. Der Historische Verein für die Oberpfalz und Regensburg sowie die Dolina Gesellschaft für Landeskunde eröffneten ihm nun die Möglichkeit, sein umfangreiches Wissen weiterzugeben. Erstaunlich viele Besucher folgten im Haus des Gastes unter dem Motto "Altwege und Burgen rund um Riedenburg" Auers spannenden Ausführungen und Theorien.

"Burgen wurden bis zum Hochmittelalter an Wegen gebaut, später mit dem Erstarken der Städte verloren die Burgen die Kontrolle über diese Wege", lautete seine Erkenntnis aus der Wanderung über viele Tausend Kilometer entlang der alten Trassen und der Auswertung mit moderner Scantechnik. Auer hatte sich in seinem Vortrag speziell auf die Region um Riedenburg vorbereitet, die schon seit der Steinzeit und den römischen Militärstraßen der Antike bis in die Neuzeit hinein von Verkehrswegen durchzogen ist. Vor allem wegen des Abbaus von Feuerstein auf der Jurahöhe bei Baiersdorf vermutet er ein erstes Handelsnetz. "Der Fundort ist seit dem Neolithikum an ein internationales Wegenetz bis hin nach Tschechien und Südtirol angebunden, wie Funde belegen. Der Feuerstein von Baiersdorf war vor allem zur Herstellung von Sicheln geeignet und ist über Hunderte Kilometer gehandelt worden", erläuterte der Historiker. Damals, vor der Erfindung des Rades, erfolgte der Transport allerdings zu Fuß oder mit Saumtieren. Spuren von ausgefahrenen Hohlwegen in den Wäldern und vor allem in den Einschnitten zum Altmühl- und Schambachtal würden beweisen, dass Fuhrwerke wohl seit der Bronzezeit diese natürlichen Trassen genutzt haben. Einen hohen Aussagewert hätten dabei auch Laserscannungen, die das Bodenprofil ohne störenden Wald oder sonstige Vegetation offenlegen. Ganze Wegebündel sind in diesen Aufnahmen selbst für den Laien zu erkennen, an denen vor allem bei Kreuzungspunkten frühgeschichtliche Wallanlagen und Burgen zu finden sind.

Die Petruskirche von Deising ortet Auer mit ihrer Lage auf einem Hügel und einigen Mauermerkmalen ebenfalls als Teil einer diesbezüglichen früheren Burganlage. Auch die zahlreichen altüberkommenen Flurkreuze haben für ihn eine hohe Aussagekraft. "Kreuze waren Wegweiser für die Fuhrleute. Sie standen oft an Kreuzungen und gehören in ihrem Ursprung offensichtlich in die frühchristliche Zeit", lautete sein Fazit.

Klöster als Wegbegleiter für Beherbergungen, frühere Hospize wie der Lintlhof über Riedenburg oder Ortsnamen mit dem Wortursprung Kemenate wie zum Beispiel Kemnath, deuten nach seinen Erkenntnissen zudem auf eine Infrastruktur zur Versorgung der Reisenden entlang der Wege hin. Erst mit den technischen Veränderungen seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts hätten diese alten Wegetraditionen an Bedeutung verloren.

Bei der abschließenden Beantwortung einiger Fragen aus den Reihen der Zuhörer verriet Auer weitere fesselnde Details aus seiner langen Forschungszeit. Bürgermeister Siegfried Lösch (CSU) dankte ihm und betonte, dass Riedenburg stolz darauf sein könne, ein Burgennest zu sein.