Ingolstadt
Flinke Finger im Sportpark

Fifa-Turnier mit Messi, Robben und Co.: 256 Playstation-Freaks suchen den Erfolg mit flinken Fingern

19.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Volle Konzentration: Die kleinste Unaufmerksamkeit kann ein Gegentor und das Aus bedeuten. Also: Augen auf den Flachbildschirm, Daumen und Zeigefinger an den Controller. Dann klappt's auch mit dem Sieg. - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Jubel ja, aber nur kurz: "Ah", "Oh". Anweisungen auch nur knapp: "Passe!", "Schieß!". Zuschauer beschränken sich auf schnelle "sauber" oder "super". Es ist Playstation-Time im FC-Stadion. Beim Fifa-Turnier kämpften gestern 128 Teams mit je zwei Spielern um die Ehre, den Sieg und 600 Euro.

Anstoß Sonntag, 12 Uhr. Im Business-Bereich des Audi-Sportparks warten 256 Spieler auf den ersten Anpfiff. Zuerst Gruppenphase, dann K.-o.-Runde. Beliebteste Teams im Wettbewerb: FC Barcelona, Real Madrid und FC Chelsea. Mit etwas Abstand FC Bayern München, die französische und die deutsche Nationalmannschaft. FC Ingolstadt? Nein. Schön, dass mit Sonny Kittel und Robert Leipertz zwei Aktive aus dem Bundesliga-Kader der Schanzer an der Spielekonsole mit von der Partie sind. Fünf Spiele, fünf Siege. Das wäre eine Wunschbilanz für die Truppe von Trainer Maik Walpurgis.

Im Fifa-Turnier dominieren Lionel Messi (noch mit blondem Haupthaar), Ronaldo, Gareth Bale und Luis Suárez. Ihre Dirigenten an den Konsolen sind eher im jugendlichen Alter, Kleidung und Schuhe spielen keine Rolle. Hauptsache, Daumen und Zeigefinger sind flink. Dribbeln, passen, Spieler wechseln, schießen, abwehren, Ball lupfen, foulen, sprinten. Ohne hinzuschauen. Das klappt instinktiv. Man mag es kaum glauben, aber kaum ein Teilnehmer besitzt eine unsportliche Figur. Dabei heißt es doch üben, üben, üben - daheim, regungslos vor der Playstation.

"Eine Stunde, vielleicht auch mal eineinhalb", gibt David Moßburger als sein Trainingspensum an. "Es gibt aber auch Tage, an denen ich nicht spiele." Der 15-Jährige aus Nassenfels kam mit seinem Bruder Manuel (18) bis ins Viertelfinale. Dann war der Traum vom Turniersieg und 600 Euro Preisgeld zerplatzt. Eine Runde vorher war schon für Beyazit Bulut (17, Reichertshofen) und Nikita Müller (17, Ingolstadt) Endstation. Dabei hatten die zwei A-Junioren-Spieler des TSV Oberhaunstadt den Sieg im Visier: "Okay, wir spielen heute das erste Mal zusammen. Aber warum sollte es nicht klappen"

Beim Daumenkino war Fortuna anderen hold: "Du brauchst auch Glück. Denn wie schnell geht ein Schuss daneben", weiß Dominik Spreng (18) aus Wolkertshofen, der mit seinem Bruder Christoph (16) in der Gruppenphase hängengeblieben war.

Die Tricks der Gegner kennen die Zocker nicht. Man hat sich ja meist noch nie gesehen, sieht sich wahrscheinlich auch nie wieder. Ein Blick auf den Controller des Nebenmannes bringt aber nicht viel. "Das hilft dir nicht weiter", sagt Dominik Spreng. "Nur beim Elfmeterschießen kannst du erkennen, wohin der Schuss des Gegners geht." Also riskiert man da doch schnell einen Blick? "Nein, das machen wir nicht. Das ist doch nicht fair."

Während sich das Feld mit jeder K.-o.-Runde halbiert, baut der Veranstalter, der Verein "Bayreuther Jungs", die überflüssigen Flachbildschirme und Konsolen ab. Alle Duelle stehen online, neue Ansetzungen auch sofort. Dann finden sich die Teams zusammen, und los geht's. Sechs Minuten an der Konsole bedeuten eine Halbzeit. Müller: "Wenn du 0:3 hinten liegst, kannst du das Spiel vergessen."

Niederlagen gab es gestern Nachmittag reichlich. Nur ein Duo hat alle Spiele gewonnen: Josip und Ivan Andrik aus Au in der Hallertau gewannen das Turnier und bekamen 600 Euro. Für alle anderen galt: abklatschen, ein "Okay, ihr wart besser" sagen und abhaken. So schnell die Daumen über die Tasten flitzen, so schnell ist das Ausscheiden akzeptiert: "Los, wir fahren heim."