Burgheim
Fließende Grenzen und verhärtete Ablehnung

Runder Tisch zum Bertoldsheimer Flutpolder und zu Burgheimer Alternativplänen

11.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:58 Uhr

Als erster Flutpolder wird bayernweit der bei Riedensheim realisiert. Die Arbeiten am Einlassbauwerk am Antoniberg schreiten voran, die Schleusen sind schon deutlich zu erkennen. Ob in Bertoldsheim je ein noch größerer Polder gebaut wird, ist weiter unklar. - Foto: Schanz

Burgheim (DK) Bei einem Runden Tisch zum Thema Flutpolder stellte das Wasserwirtschaftsamt gestern die Gutachten zur Burgheimer Alternative vor. Landrat Roland Weigert und die betroffenen Bürgermeister bekräftigten ihre grundsätzlichen Bedenken, Bürger äußerten Ängste um ihr Eigentum.

Bevor die Grundwasserfrage geklärt ist, wird es keine Entscheidung zum Flutpolder Bertoldsheim geben. Und das dauert noch Jahre. Vor einiger Zeit hieß es, das Ministerium bereite die Ausschreibung für das Grundwassermodell vor, doch die ist zurückgestellt. Auf Forderungen der Bürgerinitiativen, man solle Alternativen prüfen, ließ das federführende Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt zunächst eine südliche Variante bei Burgheim hydraulisch analysieren, das Gutachten wurde gestern einem breiten Kreis von Interessenvertretern vorgestellt. Beide Polderoptionen, die nördliche und die südliche, würden demnach vergleichbare Wirkungen erzielen (wir berichteten), doch wäre die südliche weitaus aufwendiger. Beide werden nun offiziell weiter verfolgt. Das heißt: Bis eine Grundsatzentscheidung fällt, werden noch viele Wortmeldungen bei Runden Tischen gehört werden. So viel ist sicher.

Interessant war gestern, dass man im Wasserwirtschaftsamt auch Varianten im Norden durchrechnet, die über die Staatsstraße 2047 hinausgehen, dafür aber im Osten mehr Abstand zur Bertoldsheimer Bebauung lassen. Es wurde deutlich, dass die Ausmaße eines möglichen Polders noch viel Spielraum für die Hydrauliker bieten. Auch im Süden bei Burgheim sind die Grenzen der Rechenmodelle noch sehr "fließend". Die Ablehnung der Lokalpolitik ist dagegen verhärtet: "Hochwasserschutz ist ein elementares Anliegen, aber der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen leistet bereits erhebliche Beiträge mit dem Polder Riedensheim, der gebaut wird, mit dem Auwald zwischen Neuburg und Ingolstadt, und er könnte noch weitaus mehr Beiträge leisten, wenn man die beschlossenen Pläne zum Hochwasserschutz im Donaumoos weiterverfolgen würde", sagte Landrat Roland Weigert und forderte dezentrale Maßnahmen und eine Einbindung der Landwirtschaft. "Ein ergebnisoffener Prozess würde bedeuten, dass am Ende rauskommen kann, dass ein Polder eben nicht nötig ist." Auch die betroffenen Bürgermeister aus Rennertshofen, Burgheim, Marxheim, Rain und Niederschönenfeld äußerten ähnliche Kritik. "Sollte Bertoldsheim kommen, würden bei uns im Gemeindegebiet mit Riedensheim und Stepperg im Hochwasserfall 1000 Hektar Land unter Wasser stehen", verdeutlichte der Rennertshofener Bürgermeister Georg Hirschbeck die Situation. Sein Burgheimer Amtskollege Michael Böhm betonte, man wolle keinen Nord-Süd-Konflikt. Der Marxheimer Bürgermeister Alois Schiegg kritisierte, die Auswirkungen des Lech-Speichers Forggensee seien nicht genug in die Gutachten eingeflossen. Christian Leeb, der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes will die Rolle des großen Stausees am Zubringerfluss nun noch einmal genauer in den Fokus nehmen. Anwohnerin Ingrid Kieninger beschrieb die Ängste der Anwohner. "Unser Haus ist unsere Altersvorsorge. Wer entschädigt uns für den Wertverlust" Darauf konnte auch der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes keine Antwort geben. Auch das soll bis zum nächsten Runden Tisch geprüft werden. Der Marxheimer Manfred Müller sagte: "Es kann nicht sein, dass in Regensburg die Häuser teurer werden, weil die Leute direkt an die Donau hinbauen, und wir verlieren die Werte unserer Häuser."

Wie geht es nun weiter? Das Wasserwirtschaftsamt bearbeitet die Stichworte Kosten, Betriebsweisen der Polder, Steuerungsmöglichkeiten, Naturschutz, Bebauung, Infrastruktur, Forst- und Landwirtschaft, Ist-Zustand und Fischerei zu beiden Poldervarianten. Das Bayerische Umweltministerium muss dann irgendwann entscheiden, ob das teure Grundwassergutachten zum nördlichen, zum südlichen oder zu beiden Polderplänen erstellt werden soll.