Hilpoltstein
Flexibel sein oder der Urlaub platzt

Im Hilpoltsteiner Reisebüro sind fast 100 Kunden direkt von der Germania-Pleite betroffen

12.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:39 Uhr
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der insolventen Fluggesellschaft Germania haben sich für ein Abschiedsfoto am Airport Nürnberg zusammengefunden. −Foto: Christian Albrecht/Airport Nürnberg/dpa

Hilpoltstein (HK) Das Telefon klingelt ununterbrochen, der Anrufbeantworter ist voller Nachrichten und das E-Mail-Postfach quillt über: Seit einer Woche arbeitet das Hilpoltsteiner Reisebüro am Rothsee daran, Ersatzflüge für die von der Insolvenz der Fluggesellschaft Germania betroffenen Kunden zu finden. Wer jedoch direkt bei der Fluggesellschaft gebucht hat, wird wohl auf den Kosten sitzen bleiben.

„Die Pleite von Germania kam absolut überraschend, damit hat niemand gerechnet“, sagt die Hilpoltsteiner Reiseverkehrskauffrau Peggy Ritter. „Als ich am Dienstagmorgen vor einer Woche im Badezimmer war, habe ich es im Radio gehört.“

 Die bittere Nachricht lautete: Die Fluggesellschaft Germania hat am Montag vor einer Woche beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg Insolvenz angemeldet. Alle Flüge der Airline wurden von einem Tag auf den anderen eingestellt.  Knapp 1700 Mitarbeiter bangen um ihren Job, etwa 60 000 Passagiere sind  betroffen. Die Pleite wirkt sich gerade auf  kleinere Flughäfen wie den Airport in Nürnberg aus. Auf dem fränkischen Flughafen war Germania die drittgrößte Airline, der Anteil der  betrug elf Prozent.  28  Ziele flog die Germania von Nürnberg aus an.

Auch viele Kunden des Hilpoltsteiner Reisebüros sind von der Insolvenz der Fluggesellschaft betroffen. Auf Peggy Ritters Liste stehen fast 100 Kunden, für deren Flüge jetzt eine Alternative gefunden werden muss. Wer im Reisebüro über einen Veranstalter gebucht habe, habe Glück, erklärt Ritter. Der Veranstalter bemühe sich dann, den Flug für die Kunden kostenlos umzubuchen. Wer mit der angebotenen Alternative – zum Beispiel ein  anderes Flugdatum oder ein anderer Abflughafen – nicht zufrieden sei, habe die Möglichkeit, von der Reise zurückzutreten und bekomme sein Geld erstattet. 

Heinz Ripka aus Hilpoltstein wollte eigentlich am heutigen Mittwoch zusammen mit seiner Frau   für 14 Tage nach La Palma fliegen. Den Urlaub hatte er bereits im vergangenen Herbst gebucht und sich seitdem darauf gefreut.  „Ich könnte mich jetzt darüber aufregen, aber das bringt nichts“, sagt Ripka. Während ein anderes Ehepaar, das am gleichen Tag wie die Ripkas  nach La Palma fliegen wollte, einen Tag früher von Düsseldorf aus anreist, hat das Reisebüro  für Heinz Ripka  keine Alternative in petto. Immerhin bekommt er jetzt, weil er über einen Veranstalter gebucht hat,   seine Reisekosten erstattet. 

 Eine Bekannte von ihm aus Eckersmühlen hat dagegen weniger Glück. Sie ist gerade auf La Palma und ihr Rückflug wurde gestrichen, allerdings hatte sie direkt bei Germania gebucht und bleibt somit auf den Kosten sitzen.  Als sie von der Insolvenz der Fluggesellschaft erfahren hatte, bemühte sie sich sofort um einen anderen Rückflug, aber da hatten sich die Preise bereits mehr als vervierfacht. „Für mich war das mit der Pleite eine Schreckensmeldung“, sagt die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. „Mir ging es zwei Tage lang richtig schlecht.“ Dann sei sie zusammen mit ihrem Mann zum Flughafen gefahren und habe dort noch einen Flug bekommen. „Notfalls hätten wir mit dem Schiff heimfahren müssen.“ 
Peggy Ritter hat die Erfahrung gemacht, dass die betroffenen Kunden völlig unterschiedlich auf die Germania-Pleite reagieren. „Es gibt entspannte Kunden, die  wissen zwar noch nicht, wie sie zurückkommen, aber sie sagen: ,Wir brauchen jetzt Urlaub.‘ Und es gibt unentspannte Kunden, die haben zwar erst für August gebucht,  rufen aber  immer wieder und fragen nach.“ 

Ritter sagt, das Reisebüro bemühe sich in Zusammenarbeit mit den Veranstaltern für jeden Betroffenen eine individuelle Lösung zu finden, allerdings müssten die Kunden auch ein bisschen Flexibilität beim Abflughafen und beim Reisedatum mitbringen. 

Ritter erwartet auch, dass die Insolvenz von Germania viel Bewegung in den Flugmarkt bringt. Eventuell ergebe sich ab Nürnberg dann doch die eine oder andere zusätzliche Verbindung. Gerade die Ankündigung von Tui Fly, ab Sommer 14 neue Ziele in Griechenland, Ägypten und Spanien ab Nürnberg anzufliegen, sei vielversprechend.