Allersberg
Flecklashex wird Gruselfratze

Der Allersberger Andreas Grzyb hat mit Anima Veritatis einen Brauchtumsverein gegründet

07.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:53 Uhr
Josef Sturm
  −Foto: Sturm

Allersberg (HK) Seit zwei Jahren gibt es in Allersberg den Verein Anima Veritatis, was übersetzt "Seele der Wahrheit" heißt. Der Brauchtumsverein zählt derzeit 16 Mitglieder, darunter vier Jugendliche. Präsident und Vorsitzender ist Andreas Grzyb.

Etwas Neues probieren wollte Andreas Grzyb, der Initiator der Brauchtumsgruppe, nach seiner langen aktiven Zeit beim Allersberger Faschingskomitee. Dort war er 27 Jahre bei den Flecklashexen, zunächst 12 Jahre als Tänzer und später als Hexenmeister. "Ohne Fasching geht nach so vielen Jahren aktiver Zeit wirklich nichts", sagt der 45-Jährige grinsend. Die Lösung: Einfach als Hexe bei Brauchtums- und Faschingsumzügen sein Unwesen treiben, ganz ohne Auftrittsstress. Mit dabei ist die ganze Familie und einige Gleichgesinnte.

Ganz wichtig war es Grzyb bei der Suche nach der passenden Figur aber, niemanden zu kopieren. So ist Anima Vertitatis entstanden, die erste Gruppe, die sich mit ihren Gewändern an der alpenländischen Region orientiert und die damit auch ein Alleinstellungsmerkmal in der Region hat. "Wir pflegen schon viele Jahre den Kontakt zu den Brauchtumsgestalten in München, Österreich und Südtirol und so war es auch fast logisch, dass bei der Gründung des Vereins diese Richtung eingeschlagen wurde", sagt Grzybvoller Begeisterung. Seine gesamte Wohnung ist dekoriert mit diversen Masken und unwahrscheinlich viele Orden und Auszeichnungen aus seiner Zeit beim Allersberger Faschingskomitee schmücken seine Werkstatt im Keller.

Der Verein ist Mitglied im Fastnachtverband Franken und beim Bund Deutscher Karneval. Die Mitglieder, die schnell gefunden wurden, kommen aus Allersberg, dem Landkreis Roth und dem Nürnberger Umland und waren zum Teil schon in Brauchtumsgruppen aktiv.

Alle sind selbst für die Finanzierung ihrer aufwendigen, düsteren Kostüme zuständig, die aus verschiedenen Fellen, Leder, Fetzen und dem einen oder anderen Highlight wie einem Pferdeschweif bestehen. Auch seine Maske kann jeder selbst gestalten. Zur kostspieligen Ausrüstung gehört neben dem Besen, der nun einmal zu einer Hexe gehört, "auch eine lange Unterhose von früher, die unter dem Gewand getragen wird", sagt Grzyb schmunzelnd. Eine Besonderheit sind auch die Schuhe mit ihren vielen Details.

Die Hexe repräsentiert die düstere Seite. Die dunklen Gewänder von Anima Veritatis verkörpern den Winter und das Böse. Die helle Maske symbolisiert im Gegensatz dazu den Frühling und das Gute, das über das Böse siegt und den Winter austreibt. Aus den Tiefen der fränkischen Wälder finden sich die Hexen in der fünften Jahreszeit zusammen und zeigen sich den Narren. Begleitet werden sie von großen, schwarzen Raben. Der erste Auftritt von Anima Veritatis nach der Gründung war 2017 beim Brauchtumsumzug in Thalmässing. Seitdem sind die schaurigen Gestalten dabei bei den Brauchtums- und Faschingsumzügen in der Region, wie jüngst in Hilpoltstein, und sogar in der Schweiz.

In erster Linie geht es bei den Umzügen um Freude und darum, etwas Schrecken zu verbreiten. Kinder, so sagt Andreas Grzyb, haben nach seinen Erfahrungen eigentlich wenig Angst vor ihrem gruseligen Aussehen. "Falls doch, werden sie eben mit Süßigkeiten beschenkt", feixt er.

Froh ist der Vorsitzende, dass er mit seiner Gruppe wachsen konnte und dass er damit die Tradition des Faschings wie er früher war, fortführen kann. Besonders freut er sich darüber, dass zwei Mädels der Truppe heuer mit zur Nachwuchs-Narrensitzung "Wehe, wenn wir losgelassen" nach Veitshöchheim dürfen.
 

Josef Sturm