Ramsberg
Flaggenkunde und geistliche Erbauung

Schiffswallfahrt auf dem Brombachsee – Prozession ohne Kruzifix

11.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:42 Uhr

Rund 220 Menschen mit und ohne Behinderung gehen an Bord des Trimarans, um an der Schiffswallfahrt der Diözese Eichstätt am Brombachsee teilzunehmen. - Foto: Leykamm

Ramsberg/Eichstätt (EK) Niemand will manövrierunfähig daliegen: Diesen Satz vom Leiter der Behindertenpastoral der Diözese Eichstätt, Alfred Grimm, konnten bei der Schiffwallfahrt alle der rund 220 Teilnehmer unterstreichen. Besonders jene, die mit einem eigenen Handicap zu kämpfen haben.

Seit Jahren wird die Veranstaltung bewusst „von und mit Menschen mit und ohne Behinderung“ – so der Hinweis auf dem Plakat – durchgeführt. Die Worte des Seelsorgers fielen im Übrigen bei einer kleinen Flaggenkunde auf dem Trimaran, während dieser über den großen Brombachsee langsam seine Runden drehte. Wäre das Schiff dabei fahruntüchtig geworden und gäbe es die moderne Kommunikationstechnik nicht, hätte man mit einer Flagge auf die Manövrierunfähigkeit hinweisen müssen. Davon war man aber weit entfernt – lediglich eine Glühbirne am Außendeck galt es während der Fahrt zu wechseln.

Eine Delegation von Regens Wagner Holnstein sorgte bei Fahrt buchstäblich für Farbe. Die Bewohner hatten nämlich Pappschilder mit den verschiedenen Flaggensymbolen verziert und illustrierten damit die Andacht. Sie begann mit der Signalflagge namens „Blauer Peter“. Er zeigt an, dass ein Schiff in Kürze ausläuft und weist die auf Landgang befindliche Mannschaft an, an Bord zu kommen. Eine Flagge, die auch zum Start der Wallfahrt an der Anlegestelle am Ramsberger Ufer des großen Brombachsees hätte gehisst werden können. Ein Zeichen der Vorbereitung auf das, was noch kommt.

Die Behindertenbetreuer Theresia Heim und Erich Holland sagten, dass ja auch die Christen auf der gesamten Welt in dieser Erwartungshaltung auf das Reich Gottes und den wiederkommenden Herrn lebten. Im Inneren der Gläubigen sei er freilich längst angekommen und so könnten sie in ihrem Leben eigentlich eine andere Flagge hissen: „Fürchtet Euch nicht – Lotse an Bord!“ wie es Grimm trefflich auf den Punkt brachte. Denn es gilt: „Flagge zeigen“ (so auch das Motto der Wallfahrt) für die Liebe Gottes.

Damit konnten alle etwas anfangen, ob sie von der Pflegestation der Eichstätter Klinik angereist kamen, von der Gunzenhausener Wohngruppe von Regens Wagner Absberg oder von der Lebenshilfe Weißenburg. Musikalisch unterstrich die blinde Diözesanleiterin des katholischen Blinden- und Sehbehindertenwerks Bayern, Angelika Scherupp, mit einem Lied zur Gitarre die Botschaft.

Für Stimmung an Bord war die Pleinfelder Blasmusik zuständig, die mal kurz in den Bierzeltmodus wechselte, wozu die Wallfahrer gerne und eifrig die ausgeteilten Fähnchen schwenkten. So motiviert hieß es dann nach dem Anlegen in Ramsberg die Anhöhe zu erklimmen, auf der sich die Jakobuskapelle befindet. Imposant wurden die Pilger in luftiger Höhe von den Eichstätter Domglocken empfangen, die per CD erklangen.

Auf dem Weg fiel allerdings etwas oder besser dessen Fehlen auf. Denn die vielen kleinen Flaggen konnten während der Prozession nicht darüber hinwegtäuschen, dass diesmal kein Kruzifix mitgeführt wurde. Ein Versehen, wie die Verantwortlichen beteuerten.

Aber wichtiger ist es ja den Worten der Andacht zufolge auch, dass der Lotse im eigenen Innern Orientierung gibt. Und dazu braucht es oft nicht mal eine Flagge, sondern es reicht der buchstäblich „Wink des Himmels“, wie es Domvikar Reinhard Kürzinger, Leiter der Pilgerstelle der Diözese Eichstätt, an der Veranstaltung deutlich machte. Nicht zuletzt sei auch auf See das Winken die direkte Kommunikation zwischen Besatzungen sich begegnender Schiffe, so Kürzinger.