Schweitenkirchen
Fitnesstest im Übungskäfig

Die Atemschutz-Ausbildung in Schweitenkirchen verlangt den Feuerwehrlern aus dem Landkreis alles ab

02.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:29 Uhr
Es ist extrem eng im Übungsparcours der Atemschutzträger. Für Feuerwehrleute wie Bert Krammer ist das eine schweißtreibende Angelegenheit. −Foto: Wenisch

Schweitenkirchen (PK) Einmal pro Jahr müssen alle Atemschutzträger der Feuerwehren im Landkreis zeigen, dass sie noch fit genug für den Einsatz sind. Was auf den ersten Blick aussieht wie ein Indoor-Abenteuerspielplatz, verlangt den Feuerwehrlern alles ab.

Bert Krammer schnauft tief durch. "Nein. Spaß ist das für mich nicht", sagt er, als er seine Atemschutzmaske abnimmt und den Schweiß von der Stirn wischt. Gerade ist er durch Röhren gekrochen, hat sich durch enge Spalten gezwängt und hat sich einen Weg durch ein Gittergewirr und diverse Klappen gebahnt. Für Kinder wäre der Übungskäfig im Keller des Schweitenkirchener Feuerwehrgerätehauses wohl ein spannender Spielplatz. Feuerwehrleute wie Bert Krammer aber müssen durch den Parcours mit einem Zusatzgewicht von etwa 20 bis 25 Kilogramm - die gesamte Ausrüstung für Atemschutzgeräteträger. Und in dem Raum herrscht zudem absolute Dunkelheit. Den Weg können die Einsatzkräfte nur ertasten.

In Schweitenkirchen werden die Atemschutzträger der Feuerwehren im Landkreis Pfaffenhofen ausgebildet - also die Einsatzkräfte, die in Schutzausrüstung in brennende Häuser gehen und dort ihr Leben aufs Spiel setzen oder bei Gas- und Gefahrgutunfällen an vorderster Front im Einsatz sind. Nach der 25 Übungsstunden umfassenden Grundausbildung, die zu etwa einem Drittel aus Theorie und zu zwei Dritteln aus Praxis besteht, muss jede Einsatzkraft jährlich nach Schweitenkirchen kommen. Man müsse immer wieder zeigen, dass man für die Herausforderung bereit sei, erklärt Kreisbrandmeister Christian Walter, der für die Atemschutzausbildung verantwortlich ist. Es gehe darum, unter Beweis zu stellen, dass man sich bei schlechten Sichtverhältnissen orientieren kann, dass man in engen Räumen nicht die Nerven verliert und dass man mit den erschwerten Einsatzbedingungen samt Maske zurecht kommt. Das Wichtigste ist aber, dass die Fitness getestet wird.

Daher umfasst die Belastungsübung auch nicht nur die Kriechstrecke, für die die Einsatzkräfte etwa zehn Minuten brauchen. Bevor es in die absolute Dunkelheit geht, müssen die Feuerwehrler in voller Montur auf ein Laufband und auf einen Hometrainer. Zudem müssen sie auf einer Endlosleiter, auf der die Leitersprossen elektrisch nach unten laufen, durchhalten.

"Die Leiter ist das Härteste", sagt Bert Krammer von der Freiwilligen Feuerwehr Geisenhausen. Der 48-Jährige ist bereits seit 2003 ausgebildeter Atemschutzträger und erklärt: Ohne regelmäßigen Sport sei die Herausforderung nicht zu schaffen, er selbst gehe zweimal pro Woche Laufen. Daneben ist vor allem Teamwork wichtig. Denn genau wie im realen Einsatz gehen die Feuerwehrleute immer mindestens zu zweit auf die Hindernisstrecke. Es gebe eine Röhre, die sei etwa 2,50 Meter lang und man müsse sich gegenseitig hindurchziehen und durchschieben. "Ohne Hilfe hat man da keine Chance", sagt er - vor allem weil man vor dem Parcours nicht weiß, was einen erwartet. Die Hürden werden regelmäßig neu angeordnet.

 

 

Dabei geht es nicht auf Zeit, sondern darum, die Konditionsübungen und den Parcours zu bewältigen, bevor die Luft aus ist. Der Atemluftvorrat beträgt 1600 Liter.

Von den 85 freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Pfaffenhofen haben 43 Atemschutzgeräteträger in ihren Reihen. Die Ausbildung können alle Feuerwehrleute ab 18 Jahren machen, denen von einem Arzt die grundsätzliche Tauglichkeit dafür bescheinigt wird. Mit der Nachwuchsgewinnung ist Walter zufrieden, er sieht keinen grundsätzlichen Nachwuchsmangel. Das sei eher ein Problem einzelner Wehren. "Manche haben so viele junge Leute, dass wir gar nicht alle bedienen können", sagt der Ausbilder. Bei anderen gebe es dagegen kaum Nachwuchs.

Zur Grundausbildung für die Jungen kommen in diesem Jahr insgesamt 675 Feuerwehrleute hinzu, die sich für ihre Belastungsübung angemeldet haben. Die Zahl der antretenden Feuerwehrfrauen ist von 2014 bis 2018 zwar von eins auf acht gestiegen, aber sie sind noch immer eine deutliche Minderheit. Und auch die Erfolgsquote sei bei den Frauen geringer, sagt Walter: "Für sie gelten die gleichen Bedingungen und Ansprüche."

Wie lange die Atemschutzausbildung noch in Schweitenkirchen abgehalten wird, ist allerdings fraglich. Denn die Verhältnisse dort sind sehr eng. Es gebe keine Lagerflächen, wenig Raum für die theoretische Ausbildung und nicht genug Platz für neues Equipment, das den neuesten technischen Stand widerspiegelt, sagt Kreisbrandrat Armin Wiesbeck. Nicht einmal eine Befüllanlage könne dort installiert werden. "Die Atemschutzträger kommen mit einer vollen Gasflasche zu ihrer Übung und fahren mit einer leeren wieder heim", sagt er. Wiesbeck würde sich ein zentrales Ausbildungszentrum für den ganzen Landkreis wünschen, in dem nicht nur die Atemschutzträger, sondern auch andere Lehrgänge - etwa für den Einsatz von Motorsägen, für Maschinisten oder für Chemikalienschutzanzüge - gebündelt werden. Diesen Vorschlag habe er beim Landkreis platziert. Wenn es um die nächste Finanzierungsrunde für die Feuerwehren ab 2024 gehe, müsse man über einen neuen Standort oder einen Ausbau eines vorhandenen Standorts und die benötigte Größe sprechen, sagt er. Bis dahin wird vorher weiter im Schweitenkirchener Keller der Schweiß fließen.

 

Daniel Wenisch