Berlin
"Finger weg von unserem Essen"

Rund 18 000 Demonstranten fordern am Rande der Grünen Woche eine Wende in Landwirtschaft und Ernährung

22.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Teils fantasievoll kostümiert demonstrierten rund 18 000 Menschen in Berlin für eine andere Agrarpolitik. - Foto: Schwarz/AFP

Berlin (AFP) Etwa 18 000 Menschen haben nach Angaben der Veranstalter am Samstag in Berlin für eine Wende in der Agrar- und Ernährungspolitik demonstriert. Angeführt von rund 130 Landwirten mit ihren Traktoren zogen sie unter dem Motto "Wir haben es satt" durch Innenstadt und Regierungsviertel.

Die Teilnehmer setzten sich für gesundes Essen, eine bäuerlich-ökologische Landwirtschaft sowie fairen Handel ein.

"Agrarkonzerne, Finger weg von unserem Essen" war ein zentraler Slogan der Kundgebung anlässlich der Landwirtschaftsmesse Grüne Woche, die am vergangenen Freitag in der Hauptstadt begonnen hatte. Die Teilnehmer wandten sich gegen eine Industrialisierung der Landwirtschaft zu Lasten kleinerer Betriebe. Beteiligt waren sowohl ökologisch wie auch konventionell wirtschaftende Bauern und ihre Unterstützer.

In einem Neunpunkteplan forderten die Kundgebungsteilnehmer ein Ende von Subventionen zugunsten industriell wirtschaftender Großbetriebe sowie einen Stopp von "Megafusionen im Agrarsektor". "Stattdessen brauchen wir Anreize für Bauern, die Tiere besonders artgerecht halten und umweltschonend wirtschaften", erklärte der Sprecher des Aktionsbündnisses, Jochen Fritz. Er rief Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) auf, "Agrarpolitik für Bauern statt Agrarindustrie zu machen".

Nach Angaben der Veranstalter mussten "aufgrund fehlgeleiteter Agrarpolitik" hierzulande in den vergangenen zehn Jahren bereits mehr als 100 000 vorwiegend kleinere Höfe aufgeben. Außerdem belaste die deutsche Agrarpolitik, insbesondere durch übermäßige Fleischproduktion, die Umwelt und das Klima und zerstöre durch Dumpingexporte kleinbäuerliche Strukturen überall auf der Welt. Verlangt wurde auch eine drastische Verringerung des Einsatzes von Pestiziden und Antibiotika.

"Wir brauchen eine fundamentale Änderung der EU-Agrarpolitik nach dem Prinzip ,Öffentliches Geld nur für öffentliche Leistungen'", sagte der Präsident des Naturschutzbunds (Nabu), Olaf Tschimpke. Dabei sei "ein enger Schulterschluss zwischen Naturschutz und Öko-Landwirtschaft" gefordert. "Eine andere Agrarpolitik ist nötig und möglich - hin zu mehr Regionalität, Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschutz", verlangte auch der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.