Pfaffenhofen
Finanzspritze soll Flächenbrand stoppen

Imker im Landkreis erhalten für ihren Kampf gegen die Varroa-Milbe mehr Unterstützung

08.06.2021 | Stand 23.09.2023, 19:03 Uhr
Mit Milchsäure besprüht ein Imker seine Bienen zum Schutz vor der Varroa-Milbe. Der Landkreis unterstützt die Kreisimker bei diesem Kampf heuer mit 8000 Euro. −Foto: Strünkelnberg, dpa

Pfaffenhofen - Im Kampf gegen die Varroa-Milbe können die Imker im Landkreis Pfaffenhofen weiterhin fest auf die Unterstützung der Kreisräte bauen. Im Umweltausschuss warb mit Florian Göttler aus Rohrbach der Vorsitzende des Kreisimkervereins um finanzielle Unterstützung bei diesem Dauerbrennerthema. Und das Gremium redete nicht lange um den Brei herum, sondern machte den Geldbeutel des Landkreises auf. 8000 Euro genehmigten die Kreispolitiker in der Sitzung am Montag, die heuer im Sinne der Bienengesundheit verwendet werden können.

Göttlers Ausführungen ließen keine Fragen offen und waren - für alle, die trotz des "Rettet die Bienen"-Bürgerbegehrens im Jahr 2019 immer noch nicht in der Problematik daheim sind - ein flammendes Plädoyer für die Biene, "also das drittwichtigste Nutztier in der Landwirtschaft neben Rind und Schwein", wie Göttler ins Thema einführte. Die Bienen würden die Erträge in der Landwirtschaft deutlich steigern, ohne Bienen würde die Obsternte nur spärlich ausfallen - "und die Natur würde nur halb so bunt leuchten", führte der Kreisimkerchef aus. Im Landkreis Pfaffenhofen seien so gut wie alle Bienenvölker in privater Hand. "Den größten Teil der Bestäubungsleistung stellen Hobbyimker also völlig kostenlos zur Verfügung."

Der Erfolg, den die Imker mit ihrem für die Gesellschaft und die Natur derart wichtigem Hobby erzielen, hänge von mehreren Faktoren ab, fuhr Göttler fort: dem Angebot an Bienenweiden mit vielen Blumenblüten (also dem Nahrungsangebot), dem Klimawandel, dann natürlich dem fachlichen Geschick des Imkers, dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Gegend rund um den jeweiligen Bienenstock - und nicht zuletzt der Bienengesundheit. "Eines der größten Probleme ist hier der Einfluss der Varroa-Milbe", kam Göttler zum Punkt. Ohne den stetigen Kampf gegen den Parasiten hätten die Bienen keine Möglichkeit mehr zu überleben. Die Behandlung sei nicht einfach, mit Kosten und einem hohen Maß an Zeit verbunden. Dafür benötige ein Imker ein Auswahl an Behandlungsmitteln sowie ein angepasstes Konzept. "Von der Milbe befallene Bienenvölker sterben, sie stecken vorher andere an - das ist ein richtiger Flächenbrand", fasste Göttler seine Erfahrungen mit dem Parasiten zusammen. Auf die Nachfrage von Alois Brummer (CSU), ob es denn keine natürlichen feinde der Varroa-Milbe gebe, also Nützlinge, die parallel dazu gefördert werden könnten, musste der Bienenfachmann leider verneinen. "Da gibt es noch gar nichts, was halbwegs sicher wirken würde." Chemische Substanzen seien im Kampf gegen die Milbe aber im Landkreis komplett verpönt. "Wir setzen bei den Behandlungsmitteln konsequent auf natürliche Säuren", sagte Göttler - also beispielsweise auf Ameisensäure, Oxalsäure oder Milchsäure - und versicherte den Kreispolitikern, dass hier komplett umweltfreundlich vorgegangen werde.

Die Zahl der Imker im Landkreis nimmt seit einigen Jahren übrigens recht konstant zu. Kümmerten sich im Jahr 2016n noch 422 Bienenfreunde um 2767 Völker, stiegen diese Zahlen danach binnen dreier Jahre auf 535 Imker mit 3144 Völkern an. "Die Coronapandemie hat aber auch vor uns nicht Halt gemacht", räumte Göttler allerdings ein. Denn seither stagnieren die Zahlen - "vermutlich vor allem deswegen, weil alle Vereinsaktivitäten eingestellt werden mussten", fügte er an. Angesichts einer sich entspannenden Lage hofft der Rohrbacher aber auf Besserung. "Dann sollte es auch bei uns wieder aufwärts gehen." Für den Kampf gegen die Milbe nehmen die Imker im Landkreis heuer fast 15000 Euro in die Hand. Die Hälfte davon erstattet ihnen der Landkreis aus seinen Mitteln. Und 600 Euro legt er für den sogenannten Bienengesundheitsdienst sogar noch oben drauf.

PK

Patrick Ermert