Finanzieller Kraftakt

Kommentar

28.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:35 Uhr

Was die Kinderbetreuung angeht, ist Deutschland ein geteiltes Land. Im Osten gehen viele Kinder in die Krippen. Es gibt zumindest im Durchschnitt fast genauso viele Plätze wie gebraucht werden, aber zu wenige Erzieherinnen und Erzieher, um gängigen Qualitätsstandards gerecht zu werden.

Im Westen dagegen fehlen weit mehr als 260 000 Betreuungsplätze, dafür aber haben die Fachkräfte deutlich weniger Kleinkinder zu betreuen.

Davon aber haben jene Eltern nichts, die in ihrer Nähe händeringend nach einer Betreuung für ihre Zwei- oder Dreijährigen suchen. Um den Ausbau der Angebote im Westen weiter voranzutreiben und bessere Personalschlüssel im Osten zu erreichen, ist ein finanzieller Kraftakt erforderlich.

Vor diesem Hintergrund müssen die vollmundigen Versprechen, die jetzt im Bundestagswahlkampf zur Gebührenfreiheit von Kitas und Kindergärten gemacht werden, noch einmal gründlich hinterfragt werden. Ohne Zweifel wäre der Verzicht auf Beiträge ein effektiverer Weg, Familien gezielt zu entlasten, als jede Steuerreform.

Doch der Preis dafür ist zu hoch. Für den Ausbau der Angebote, die notwendigen Verbesserungen bei der Qualität und eine Aufwertung des Erzieherberufs würde plötzlich das Geld fehlen. Diese Aufgaben sollten allerdings Priorität haben. Von Eltern wird heutzutage im Beruf jede Menge Flexibilität erwartet. Voraussetzung dafür sind aber auch genügend Plätze in Kitas.